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Panoramawege/ Hochgefühl
wandern

Wandern Dolomiten: Rund ums Altpragser Tal

Anspruch:
mittel
Dauer:
13:00 Std.
Länge:
30 km
Aufstieg:
2170 m
Abstieg:
2320 m

Über Plätzwiese und Rossalm. Im Grunde eignen sich die Pragser Dolomiten nicht für eine oberflächliche Stippvisite bei den »Hotspots« am Wildsee oder auf der Plätzwiese. Wie viele Facetten dieses Gebiet offenbart, erfährt man erst, wenn man es auf längeren Höhenwegen durchstreift. Die hier vorgestellte Tour ist eine komplette Umrahmung des Altpragser Tals - zwei voll ausgefüllte Tage oberhalb der 2000-Meter-Linie!

Beschreibung

Stimmungsvolle Pragser Dolomiten

Sarlkofel, Dürrenstein, Seekofel sowie die alles überragende Hohe Gaisl – die namhaften Schaustücke der Pragser Dolomiten gehören natürlich auch dazu. Doch ich möchte behaupten, dass der besondere Reiz dieser Gegend eher von den unspektakulären Randerscheinungen ausgeht, von der eigentümlichen Atmosphäre der abgelegenen Hochmulden etwa, wo man die Stille förmlich aufsaugen kann. Die Hochweiden der Plätzwiese sind sommers wie winters als Idyll bekannt und viel besucht. Hier finden wir auch die Infrastruktur, um zwischendurch Quartier zu beziehen. Davor und danach schwelgen wir in der Weitläufigkeit einer einsamen Gebirgslandschaft, bewegen uns über diverse Schärtchen und Sättel, die immer wieder neue Perspektiven aufwerfen. Mitunter wähnt man sich wie in einer Winnetou-Filmkulisse, wenn Fantasien mit der realen Natur verschwimmen. Die Pragser Dolomiten sind ganz sicher nicht so dominant wie die Sextener oder Ampezzaner. Ihre Reize erschließen sich letztlich subtiler, falls wir bereit sind, für eine gewisse Zeit darin einzutauchen.

Zur Plätzwiese unterm Dürrenstein

Das heruntergekommene Bad Altprags, ehedem blühendes Kurdomizil betuchter Gäste, ist leider kein Hingucker am Beginn unserer Tour – eher schon der senkrechte Westabbruch des Lungkofels sowie die türmegespickte Front des Dürrensteins im Hintergrund. Wir zweigen beim Sporthotel links auf eine Forststraße ab und folgen der Markierung Nr. 15 zum Buchsenriedl (1803 m), der den Allwartstein vom Massiv des Sarlkofels abschnürt. Jenseits des Waldsattels geht es kurz hinab zur Putzalm (1743 m), wo man sich rechts aufwärts Richtung Suisriedl orientiert. Eine Abkürzung führt zu einem Graben und zur Verbindung mit dem Zugang von Toblach. Das Gelände steilt schrofig auf, doch kommt man zwischen dichteren Latschen ohne besondere Hürden bis zum Sarlsattel (2229 m) voran. Hier zieht links eine Spur zum Sarlkofel weg – Prädikat »sehr lohnend«.

Wir sind inzwischen ja auf dem großen Dolomiten-Höhenweg Nr. 3 unterwegs, und zwar bis zum Ende der heutigen ersten Etappe. Leicht abwärts geht es am Abzweig zum Lungkofel vorbei – von der Rückseite nur mehr ein unspektakulärer Gupf, wie man erkennt – und weiter nahe der Kammlinie in Grundrichtung Süd auf den mächtigen Dürrenstein zu. Linker Hand hat man die Westseite der Sextener Dolomiten über dem Höhlensteintal im Visier. Nachdem der Sarlriedl (2099 m) tangiert wurde, weicht man mit geringem Zwischenabstieg dem Sarlkopf aus und gelangt durch eine seichte Rinne in den Flodigesattel (2163 m), direkt vor der Ausmündung der grimmigen Nordschlucht am Dürrenstein. Rechts haltend zu einem weiteren Sattel (P. 2171) und damit auf eine Traverse abschüssiger Schutt- und Schrofenflanken. Der Blick gleitet von hier abwärts bis nach Bad Altprags. Wir peilen bereits die vorspringende Kanzel des Kirchler Schroppen an und gewinnen mit einigen Kehren daneben die Kirchler Scharte (2280 m) als Überstieg: ein toller Rastplatz, der uns praktisch die ganze Talumrahmung offenbart.

Jenseits lassen sich 200 Meter Höhenverlust nicht vermeiden. Nach den Kehren leitet eine gesicherte Rampe um einen Felssporn herum. Wir kreuzen eine Rinne und geraten im Schräganstieg auf die große Schotterreiße der Kirchler Lahn. Zum Glück ist die Pfadspur auch hier recht passabel – trotzdem Vorsicht. Die Fortsetzung führt dann in leichtem Auf und Ab durch sehr urwüchsiges Gelände. Nochmals ist eine Reiße zu queren, ehe unser Weg allmählich sanftmütiger über Wiesenstreifen Richtung Plätzwiese ausläuft. Beim Kreuzungspunkt müssen wir uns entscheiden: Mit einem Rechtsknick abwärts würden wir die beiden komfortablen Hotelbetriebe auf der Plätzwiese erreichen. Wer günstiger übernachten möchte, kann noch eine halbe Stunde südwärts bis zur Dürrensteinhütte (2040 m) weitermarschieren. Diese steht neben einem alten Sperrfort vis-à-vis des Cristallomassivs. Blickfang ist natürlich seit geraumer Zeit auch die Hohe Gaisl.

Über die Gaiselleite zur Rossalm

Den Anbruch des zweiten Tages auf der bezaubernden Plätzwiese zu erleben, noch bevor dort der übliche Touristenrummel einsetzt, kann emotional schon mal Flügel verleihen. Nun, Flügel werden wir heute zwar nicht unbedingt brauchen, aber doch eine grundsolide Kondition, denn die Strecke zieht sich. Und dabei wird es urwüchsig weitergehen. Unser Höhenweg (lokale Nr. 3) zweigt direkt beim Gasthof Plätzwiese (1991 m) ab. Durch licht bewaldetes, kupiertes Gelände kommen wir nahe der Stollaalm vorbei und gewinnen danach sukzessive an Höhe. Über den Gumpalboden bleibt die Waldgrenze allmählich zurück, womit sich freiere Ausblicke ergeben, besonders schön jetzt auf den Dürrenstein gegenüber. Zur anderen Seite versperrt der mächtige Gaislstock jegliche Fernsicht, was angesichts solch imposanter Felsmassen freilich kein Manko ist.

Wir werden uns reichliche zwei Stunden lang an seinen Ausläufern bewegen. Durch eine seichte Rinne erreichen wir einen Absatz vor dem nordöstlich eingelagerten Gletscherkar und ziehen dann fast höhengleich im Bogen um den Vorsprung der Schlechtgaisl. Am Ende der anschließenden Kartraverse erkennt man bereits die nächste markante Rippe. An diesem Eck setzt eine mit Ketten entschärfte Bändertraverse ein, oberhalb morscher Abhänge das kniffligste Stück dieser Etappe. Es dauert aber nicht lange und wir wandern bereits wieder in harmlosem Terrain. Leicht absteigend kommt man zu einem breiten Wirtschaftsweg und in wenigen Schritten zur Einkehr bei der Rossalmhütte (2164 m).

Die oben erwähnte Winnetou-Landschaft ist wohl nirgends so gegenwärtig wie beim Weiterweg auf die welligen Hochböden der Rossalm. Dazu tragen nicht nur die weidenden Pferde selbst bei, sondern auch solch eine Morphologie, wie wir sie beispielsweise am Kühglattenpinggl beobachten können. Vom Gaislstock nehmen wir jetzt immer weiter Abstand, orientieren uns auf einer Geländeschwelle rechts (Weg Nr. 28) und beschreiten die grasig-steinigen Böden in Grundrichtung Nord. Unter der Kammlinie zwischen Jaufen und Gamezalpenkopf geht es ins Große Rosstal hinein, eine abgeschiedene Wanne, die Richtung Gamsscharte (2443 m) aufschließt. Abermals ein neues Panorama! Im Norden sticht der Herrstein hervor. Die Geröllhalden der Weißlahn lassen Schlimmes befürchten, und tatsächlich braucht man im Bergab über den losen Schotter gediegene Standfestigkeit.

Die Markierung weist nach einigem Zickzack links zum Weißlahnsattel (2194 m) hinüber, doch kann der Trittsichere gleich geradeaus abkürzen. Das Gelände wird freilich erst wieder bequemer, nachdem auch der untere, zwischen Daumkofel und Herrstein eingelagerte Trichter in Serpentinen hinter uns liegt. Der Schluss vollzieht sich durchs Schadebachtal hinaus zur Pragser Straße, wo rechter Hand das Dorf Schmieden erreicht wird.

Touren-Charakter

Überwiegend normale, wenig schwierige Bergwanderwege, zwischendurch allerdings einige Passagen in abschüssigem Geschröf oder Schuttreißen, deshalb Trittsicherheit wichtig. Die Zweitagetour mit Etappen von 6 bis 7 Std. Dauer erfordert gute Kondition.

Beste Jahreszeit

Ende Juni bis Mitte Oktober

Ausgangspunkt

Beim ehemaligen Bad Altprags (1376 m); Zufahrt aus dem Pustertal Richtung Prags und bei der Gabelung in den linken Talast, dort noch etwa 2 km

Endpunkt

Schmieden (1222 m), im vorderen Pragser Tal

Route

Bad Altprags - Sarlsattel 2½ Std. - Sarlriedl ¾ Std. - Kirchler Scharte 1 Std. - Dürrensteinhütte 2 Std. - Gasthaus Plätzwiese ½ Std. - Rossalm 2¾ Std. - Gamsscharte 1½ Std. - Schmieden 2 Std.; insgesamt 13 Std. (2 Tage)

Höchster Punkt

Gamsscharte (2443 m)

Gipfeltouren

Obschon die beiden Etappen ziemlich lang sind, mag manch einer unter Umständen auf Gipfelabstecher nicht verzichten. Einige verlangen nicht sonderlich viel Mehraufwand, zum Beispiel Sarlkofel (2378 m) und Lungkofel (2282 m) am ersten Tag sowie Großer Jaufen (2480 m), Großer Rosskopf (2559 m) und eventuell der Herrstein (2447 m) am zweiten Tag. Stattlichster Wandergipfel in der Nähe ist der Dürrenstein (2839 m), der jedoch von der Plätzwiese aus einen Extratag beansprucht.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.