Wandern Dolomiten: Rund um die Tofana di Rozes
Große Wanderung in faszinierender Felskulisse auf teilweise rauen Wegen. Monumental die Tofane mit der Südwand der Rozes. Trittsicherheit und etwas Ausdauer sind unerlässlich. Alternativer Ausgangspunkt: das Rifugio Dibona (Zufahrt).
Die Rundwanderung startet an der Großen Dolomitenstraße, am Pian dei Menìs und führt im Wald sanft bergan zu einer alten Militärstraße. Deren linker Ast diente einst als Zufahrt zum großen Feldlazarett unter den Falzàregotürmen, der rechte steigt in weiten Schleifen bis in die steinige Wiesenmulde unterhalb der Forcella Col dei Bos (1:15 Std.) an. Die nie ganz fertiggestellte Trasse verliert sich schließlich an der weiten Senke, die den Übergang ins Val Travenanzes bildet.
An der Wegspinne auf dem Joch (Hinweisschilder) hält man sich rechts und folgt dem Weg, der gegen die Südwand des Castelletto (2656 m) ansteigt. Im Fels gähnen die schwarzen Löcher ehemaliger Kriegsstellungen. Zu einem ganz tiefen, stockfinsteren Loch führt wenig weiter eine deutliche Spur: Es handelt sich um den Zustieg zu einem ehemaligen Alpinistollen. Er ist rund 500 Meter lang, steigt steil an und dient heute als Zugang zur beliebten Via ferrata Lipella.
Wanderer gehen geradeaus, nehmen den aussichtsreichen Höhenweg. Er folgt in leichtem Auf und Ab dem Südwandfuß der Tofana di Rozes und bietet freie Sicht auf mehrere große Gipfel der südöstlichen Dolomiten (Sorapiš, Antelao, Pelmo, Civetta). Ein echter Hingucker sind aber auch fünf vergleichsweise bescheidene Felstürme, die genau südlich aus dem Lärchenwald ragen: die Cinque Torri (2366 m), ein beliebtes Kletterrevier. Gleich rechts dahinter erhebt sich der Nuvolau (2574 m) mit seiner Gipfelhütte, durch eine markante Scharte abgesetzt vom frei stehenden »Death-Valley-Turm« des Averau (2649 m).
Von ganz anderem Kaliber ist die Südwand der Tofana di Rozes (3225 m), die 800 Meter hoch über dem Hangweg in den Himmel ragt, buchstäblich zum Greifen nahe. Sie wurde im gleichen Jahr wie die (noch mächtigere) Südwand der Marmolada erstbestiegen (1901), und hier wie dort war das weibliche Geschlecht mit von der Partie: Ilona und Rolanda Eötvös, zwei ungarische Schwestern und im Fels sehr gewandt, durchstiegen die Riesenmauer mit ihren Führern Dimai, Siorpaës und Verzi. Wow!
Ein ganz wenig klettern dürfen schwindelfreie Wanderer auf ihrer Runde um den mächtigen Berg auch: hinauf zur Grotta della Tofana. Ein mit Drahtseilen gesichertes Steiglein ermöglicht den Zustieg zu der mächtigen Grotte etwa 20 Meter über dem Wandfuß. Aus dem Loch bietet sich ein packender Blick auf den zweithöchsten Dolomitengipfel, den Antelao (3264 m).
Der Weiterweg führt erst flach, dann ansteigend in den Valon de Tofana (2:00 Std.), wo man auf den breiten ehemaligen Kriegsweg stößt, der in ein paar Schleifen durch das mächtige Geröllkar ansteigt. Knapp unterhalb der Forcella di Fontananegra steht die Halbruine des ehemaligen Rifugio Cantore (2542 m) und rechts, etwas abseits im Kar, das Denkmal für den Alpinigeneral Antonio Cadore, der hier im Sommer 1915 von einem österreichischen Scharfschützen erschossen wurde. Im weiten, mit Bergsturztrümmern übersäten »Joch zur schwarzen Quelle« lädt das Rifugio Giussani (2:45 Std.) zur Rast vor grandioser Kulisse, bevor man den Abstieg ins Val Travenanzes in Angriff nimmt.
Der ordentlich markierte Weg führt hinab in das riesige, zwischen der Tofana di Rozes und der Tofana di Mezzo (3244 m) eingelagerte Majarié-Geröllkar. Jenseits des Tals erheben sich die drei Fanisspitzen (2989 m) mit dem markanten Fanisturm. An der Karmündung (ca. 2220 m) gabelt sich die Route: Wanderer gehen hier rechts, nur entsprechend ausgerüstete Klettersteigler nehmen die Abkürzung über die Scala del Menighel. Sie leitet über eine nahezu senkrechte 50-Meter-Wandstufe hinunter ins Val Travenanzes. Es handelt sich allerdings nicht, wie man mit Blick auf den Frontverlauf im Ersten Weltkrieg annehmen könnte, um einen ehemaligen Militärsteig. Vielmehr wurde die Route 1907 vom Wirt der (1915 zerstörten) Wolf-von-Glanvell-Hütte angelegt – als erster Ampezzaner Klettersteig notabene!
Der Wanderweg umgeht diesen Abbruch rechts. Am Felsfuß im Val Travenanzes(4:00 Std.) hält man sich links (nicht auf Weg 403 weitergehen!) und folgt der deutlichen Spur, die taleinwärts in die Höhe führt. In sanftem Anstieg gewinnt der Weg schließlich die weite Senke der Forcella Col dei Bos (5:15 Std.). Dahinter geht’s auf dem Hinweg hinab in den Wald und hinaus zum Pian dei Menìs (6:00 Std.) an der Großen Dolomitenstraße.
Region
Ausgangspunkt
Pian dei Menìs (1985m) an der Ostrampe der Falzàrego-Passstraße
Wegbeschaffenheit
Bergwege, teilweise schmal und mit viel Geröll garniert; im Anstieg zur Forcella Col dei Bos Fahrweg
Parco Naturale delle Dolomiti d’Ampezzo
Seit 1990 steht das oberste Boitetal mit seinen Bergketten unter Schutz. Das Gebiet des Ampezzaner Naturparks erstreckt sich von der Südtiroler Provinzgrenze im Westen bis zum Cristallo, von der Hohen Gaisl (Croda Rossa, 3146 m) im Norden bis zu den Pässen Falzàrego und Tre Croci. Die Schutzzone umfasst eine Fläche von 112 Quadratkilometern, im Norden und Westen grenzt sie an den Südtiroler Naturpark Fanes-Sennes-Prags. Höchster Punkt ist die Tofana di Mezzo (3244 m). Im Sommer verkehrt ein Wanderbus zwischen Fiames (an der Straße nach Toblach) und dem Rifugio Ra Stua (1668 m).
Infos über www.dolomitiparco.com
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sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.