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Zeit zum Wandern
wandern

Wandern Dolomiten: Durch das Sellamassiv

Anspruch:
schwer
Dauer:
05:45 Std.
Länge:
11.2 km
Aufstieg:
960 m
Abstieg:
840 m

Die Sella kann man von außen bestaunen - oder von innen erleben. Letzteres setzt etwas Bergerfahrung und Ausdauer voraus, beschert dafür aber grandiose Bilder einer urweltlich wirkenden, lebensfeindlichen Gebirgslandschaft. Wer ganz hoch hinauswill, wird gleich noch den Piz Boè besteigen.

Beschreibung

Ausgangspunkt der großen und großartigen Tour ist das Grödner Joch , der Straßenpass zwischen dem Hochabtei und dem Grödner Tal. Der markierte Weg führt von der Scheitelhöhe zunächst kurz, aber recht steil bergan gegen den Col de Frea, quert dann ohne weiteren Höhengewinn unter dem Nordabbruch des Sas dla Luesa (2615 m) ostwärts zur Mündung des Val Setùs. Zur Linken, jenseits des grünen Tals, durch das sich das Asphaltband der Passstraße zum Grödner Joch hinaufwindet, erheben sich der Col Toronn und der Sas Ciampac (2672 m) über schroffen Wänden. Am Fuß der Felsen verläuft ein schöner, aussichtsreicher Pfad, der Kolfuschger Höhenweg.

Das Val Setùs erweist sich als ein von senkrechten Felsen flankierter Geröllgraben. Im Frühsommer halten sich in dem schattigen Winkel hier länger Hartschneereste. Die deutliche, aber ziemlich geröllige Spur führt im Zickzack aufwärts. Fix verankerte Drahtseile helfen zuletzt über Schrofen und kleine Steilstufen hinauf zum Sella-Ringband, das Schlerndolomit (unten) von Hauptdolomit (oben) trennt und praktisch das ganze Massiv umzieht. Hier knickt der Weg nach links ab – kurz etwas absteigend gelangt man zur Pisciadù-Hütte (1:30 Std.). In einer Mulde hinter der Hütte liegt der seichte Lech dl Pisciadù, überragt von der imposanten Nordwand des gleichnamigen Gipfels (Cima Pisciadù, 2985 m). Von dem Haus kann man ins Val de Mesdì und weiter nach Kolfuschg (1645 m) absteigen: eine schöne Dolomitenwanderung (gesamt 3:30 Std.).

Hinauf, nicht hinunter führt die Fortsetzung der Sella-Durchquerung. Man folgt der ausgetretenen Geröllspur, die unter dem imposanten Westabbruch der Cima Pisciadù zur Mündung des Val de Tita ansteigt. Im Rücken des Fast-Dreitausenders erreicht man eine weite Senke (2813 m). Hier geht links der Gipfelweg (rote Punkte) ab, rechts leitet der Sellaweg in eine steile Geröllrinne (im Frühsommer Schnee). Sie mündet auf einen Schrofenhang, über den man schließlich den nordöstlichen Rand des Altipiano delle Mèsules (3:00 Std.) erreicht. Grandios die Kulisse, die einem Astronauten möglicherweise vertraut vorkommen könnte: Mondlandschaft. Glücklicherweise nicht ohne (irdische) Atmosphäre, auch wenn die Luft an der 3000-Meter-Grenze schon etwas dünner ist. Das dürfte der eine oder andere Sella-Wanderer durchaus zu spüren bekommen … Über Geröll und kleine Felsstufen geht’s sanft bergab.

Halb rechts öffnet sich der monumentale Graben des Val Lasties, links ragt am Rand des Val de Mesdì – noch so eine Schlucht – der Bergerturm (2861 m) auf. »Der Anstieg vollzog sich an der Nordwand des Zackens und gehört wohl zum Allerschwierigsten, was durchführbar ist.« Das schrieb der Erstbesteiger, Karl Berger, im Alpenvereinsblatt. Die Route wird mit dem III. Schwierigkeitsgrad bewertet, was eindrucksvoll belegt, wie weit sich die Grenzen des »Durchführbaren« mittlerweile verschoben haben. In der Sella gibt es heute Routen im VII. Grad. Zum Vergleich: Alexander Huber meisterte 2007 an der Westlichen Zinne einen Riesenüberhang im Schwierigkeitsgrad XI-!

Ein wenig Felskontakt bietet auch der Weiterweg am Sellaplateau. Er führt über drahtseilgesicherte Felsbänder durch die Westflanke des Zwischenkofels (L’Antersas, 2907 m). Mit kleinem Gegenanstieg kann die Kuppe über dem innersten Val de Mesdì auch auf markiertem Weg überschritten werden (leichter). An ihrem Südfuß steht das Rifugio Boè (3:45 Std.). Es wurde bereits 1894 von der Sektion Bamberg des DuOeAV als Stützpunkt in der Sella erbaut: ein Haus mit Geschichte, heute im Besitz des Trentiner Alpenvereins (SAT).

Zu den großen Förderern der touristischen Infrastruktur in diesem Teil der Dolomiten gehörte an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert Dr. Karl Bindel, nach dem später der berühmte Bindelweg benannt wurde (siehe Tour 18). Über der Hütte erhebt sich die flache Pyramide des Piz Boè (3152 m). Der höchste Gipfel des Massivs ist natürlich ein stark frequentiertes Gipfelziel, vor allem dank der Seilbahn zum Sas de Pordoi (2950 m; siehe Tipp).

Die Sella-Durchquerung umgeht den Dreitausender westseitig. Rot-weiße Markierungen leiten über Karrenböden und Geröll fast eben in die Forcella Pordoi (4:45 Std.) mit der gleichnamigen Hütte. Hier muss man sich entscheiden: kurz hinauf zum Sas Pordoi und zur Seilbahn (20 Min.) oder südseitig hinunter zum Pordoijoch (5:45 Std.). Der Abstieg beginnt als Rutschpartie, doch aus der Geröllspur wird bald ein ordentlicher Zickzackweg. Zuletzt wandert man über Almwiesen hinunter zum Straßenpass.

Ausgangspunkt

Grödner Joch (2121m)

Endpunkt

Passo Pordoi (2239 m)

Wegbeschaffenheit

Bergwege, teilweise schmal, reichlich Geröll, auch weglos, aber markiert. Einige gesicherte Passagen, im Frühsommer Schneereste

Auf den Piz Boè

Einmal bei der Boèhütte angekommen, lockt natürlich der Piz Boè (3152 m), ein stattlicher Dreitausender mit Gipfelhütte, einem hässlichen Riesenreflektor und einer grandiosen Aussicht, die weit über die Dolomiten hinausreicht – im Westen bis zum Ortler, nach Osten bis zum Mangart in den Julischen Alpen. Der Aufstieg vom Rifugio Boè (2871 m) ist markiert, kurz auch gesichert und verlangt einen sicheren Tritt. Der Abstieg erfolgt nach Westen, wo man unweit der Forcella Pordoi auf den Sellaweg stößt. Aufstieg 45 Min., Abstieg zur Pordoi-Scharte 45 Min.

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