Wandern Dolomiten: Der Monte Piana
Aussichts- und Erinnerungsberg. Das ist der Monte Piana, dieser eher unscheinbare Plateauberg über dem seichten Dürrensee. Das Freilichtmuseum hält die (wichtige) Erinnerung an eine schreckliche Zeit wach, der Blick rundum auf die »ewigen« Berge ist ein starker Kontrast.
Die Runde beginnt beim Wanderparkplatz Drei-Zinnen-Blick auf dem ins Rienztal führenden Schottersträßchen. Nach etwa 250 Metern nimmt man an der ersten Verzweigung den rechts abgehenden Weg, der quer über das breite Geröllbett der Schwarzen Rienz zum Fuß des Monte Piana und zum Pionierweg leitet (Hinweistafel).
Der bereits vor Ausbruch des Krieges von österreichischen Truppen angelegte Steig schraubt sich in bequemen Serpentinen an der felsigen Nordwestflanke bergan, bietet dabei hübsche Tiefblicke auf den Dürrensee und Aussicht auf die Hohe Gaisl (3146 m), die Berge rund ums Fanestal und den gewaltigen Cristallostock. Der Weg blieb über weite Strecken gut erhalten, wo Rinnen zu queren sind, ist er naturgemäß stärker in Mitleidenschaft gezogen, ebenso auf einem kurzen Stück oberhalb der Baumgrenze. Drahtseile entschärfen diese Passage, helfen über die weggerutschte Trasse hinweg. Wenig später kommt man an den Überresten der Kriegsseilbahn (Mittelstation) vorbei, die Landro mit den österreichischen Stellungen verband. Noch etwas höher erinnern Kreuze am Weg daran, dass sich hier einst ein kleiner Soldatenfriedhof befand.
Die Gipfelfelsen des Monte Piano rücken nun allmählich näher – an Ihrem Fuß bestand während des Krieges eine richtige Baracken- stadt. Links zweigt ein direkter Zugang zum Toblacher Kreuz ab: der gesicherte Hauptmann-Bilgeri-Steig. Der Pioniersteig läuft am Fuß senkrechter Mauern hinaus in die Westflanke des Monte Piana und führt dann über Stiegen hinauf zum Plateau. Wenig weiter links steht das Toblacher Kreuz (3:00 Std.).
Das Panorama kann sich sehen lassen. Kein grenzenlos weiter Horizont, dafür faszinierende Felsbauten, alle unverwechselbar, sozusagen auf Halbdistanz: im Südwesten das Cristallomassiv, im Westen die Hohe Gaisl, im Osten die Sextener Dolomiten mit einem isoliert stehenden Zinnenstock – aus dieser Perspektive ein Gipfel und eine Nordwand. Im Süden dominieren Antelao und Sorapiš, erstrecken sich die einsamen Kare und Grate der Marmarole. Nach Norden geht der Blick durch den tiefen Graben des Höhlensteintals bis zu der aus dunklem Tonalit aufgebauten Rieserfernergruppe.
Vom Toblacher Kreuz kann man über den von Kriegsnarben gezeichneten Monte Piana (2320 m) direkt zur Forcela de i Castrade hinabwandern (Kaiserjäger-Denkmal, Mahnglocke). Alternativ lässt sich auf einem markanten Horizontalband nur ein paar Meter unterhalb des Plateaus die Nordkuppe umrunden (einige Drahtseile), vorbei an Stellungen, Baracken und dem Portal des Kaiserjägerstollens, der bis zu den vordersten Frontlinien führte. Überall stößt man auf Löcher im Fels, manche nur als Deckung gedacht.
Etwas tiefer befindet sich bei einer Kaverne in der von den Italienern Fosso Alpino genannten Mulde unterhalb der Forcela de i Castrade der Eingang zu einem nicht vollendeten Minenstollen. Hier bauten die Italiener ihre Stellungen (Guardia di Napoleone) sukzessive aus. Die Versorgung erfolgte zunächst über den steilen Saumweg aus dem Val de Rinbianco, später mittels einer Seilbahn. Von der Forcela de i Castrade (3:30 Std.) lohnt es sich, vorbei an italienischen Stellungen kurz zur Südkuppe des Monte Piana (3:45 Std.) aufzusteigen (großes Panorama). Knapp unter der Gipfelkuppe steht die Piramide Carducci, gewidmet dem Nationalliteraten Giosuè Carducci, der 1906 den Nobelpreis erhielt. Ganz in der Nähe markiert ein Stein von 1753 die alte Grenze zwischen dem Habsburgerreich und Venedig.
Aus der weiten Senke der Forcela de i Castrade(4:00 Std.) führen die Markierungen zunächst flach zum westlichen Plateaurand, dann in einigen Serpentinen bergab zu einer markanten Geröllreiße. Sie wird in kurzem Gegenanstieg gequert (Holzstiege). Anschließend leitet der Touristensteig zunehmend steiler über den bewaldeten Hang hinunter in den breiten, gerölligen Talboden von Schluderbach (5:15 Std.).
Hier hält man sich rechts und folgt einem Weglein, das am Bergfuß entlangläuft, zum Ostufer des Dürrensees (1403 m). Das seichte Gewässer schrumpft nach niederschlagsarmen Sommern jeweils auf die Hälfte seiner eigentlichen Größe. An der Mündung des Rienztals stößt man wieder auf den Hinweg. Über den Bach und auf der bekannten Sandpiste zurück zum Parkplatz Drei-Zinnen-Blick (6:15 Std.) an der Strada d’Alemagna.
Region
Ausgangspunkt
Wanderparkplatz Drei-Zinnen-Blick (1406m)
Wegbeschaffenheit
Schmale, teilweise steile Bergwege, einige leicht felsige Passagen (Drahtseile). Vorsicht beim Betreten der Stollen (Stirnlampe).
Per Jeep-Taxi zum Freilichtmuseum
Von Misurina führt eine ehemalige Kriegsstraße an der Südflanke des Monte Piana (2324 m) hinauf zum Rifugio Bosi (2205 m). Die Straße ist für den Privatverkehr gesperrt; im Sommer kann man sich aber mit Jeeps auf den Berg chauffieren lassen. Für die Besichtigung der alten Stellungen sollten mindestens drei Stunden einkalkuliert werden; Vorsicht beim Betreten der Stollen (Einsturzgefahr). Wer hinterher zu Fuß nach Misurina absteigen will, braucht dafür zusätzlich eine gute Stunde. Im Rifugio Bosi kleines Kriegsmuseum, in der Hütte bekommt man auch Literatur zum Thema.
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.