Bruckmann CMYK quer
Zeit zum Wandern
wandern

Wandern Dolomiten: Der Col di Lana

Anspruch:
mittel
Dauer:
06:00 Std.
Länge:
14.6 km
Aufstieg:
750 m
Abstieg:
750 m

Der Col di Lana ist ein Berg mit (blutiger) Geschichte, schwer umkämpft im Ersten Weltkrieg, aber auch eine der schönsten Aussichtswarten der Dolomiten. Grund genug, dem wenig markanten, kahlen Gipfel einen Besuch abzustatten.

Am Siefsattel kommt die Marmolada ins Blickfeld.wandern, mittel
Am Siefsattel kommt die Marmolada ins Blickfeld.© Eugen E. Hüsler, Manfred Kostner
Beschreibung

Den Auftakt zur Höhenwanderung macht der viertelstündige Abstieg vom Rifugio Valparola  – vorbei am gleichnamigen kleinen See – über teilweise sumpfige Wiesen und durch eine kurze, steile Rinne (Drahtseile) auf ein gesichertes Band, das zum Bosco di Vizza hin ausläuft. Unter den zerklüfteten Südabbrüchen der Setsas (Sieben Steine) quert das Weglein erst horizontal, dann ansteigend zu dem grasigen Kamm, der den Pico Setsas mit dem Monte Sief verbindet. Dabei genießt man freie Sicht auf das Tal des Cordévole und seine Kulisse mit der Civetta, die hinter dem breiten Rücken des Monte Porè immer schöner ins Bild kommt.

Auf dem Pico Setsas (2429 m), dem schroffen Vorbau der »Sieben Steine«, befand sich im Krieg ein Beobachtungsposten. Die Kuppe wird nach dem deutschen Geologen Ferdinand von Richthofen (1833–1905), der hier Feldforschungen betrieb, auch Richthofenriff genannt. Am Rand der Pralongià verzahnen sich Schlerndolomit und Cassianer Schichten, zwei Gesteine, die das Landschaftsbild der westlichen Dolomiten mitprägen: harter, kaum geschichteter Kalk und dunkle, weiche Tuffe. Letztere haben ihren Namen von der Hochabteier Gemeinde St. Kassian.

Am flachen Passo di Sief (1:30 Std.) stößt man auf diverse Frontspuren: verfallene Unterstände, Stacheldraht, Krater. An der Nordflanke des Monte Sief sind die Schützengräben des Ersten Weltkriegs originalgetreu rekonstruiert worden, teilweise sogar samt Holzabdeckungen. Mit prächtiger Aussicht hinüber zur firngleißenden Marmolada, die sich so wirkungsvoll von dem schwarzen Vulkangestein des Padònkamms abhebt, steigt man zwischen den Gräben hinauf zum höchsten Punkt des Monte Sief (2:25 Std.). Er besteht wie der Col di Lana aus vergleichsweise weichem Tuffgestein, das zu sanften Formen erodiert. Lediglich am benachbarten Dente del Sief (2424 m) zeigt sich schroffer, blockiger Fels.

Das Weglein weicht dem Aufschwung nach rechts aus – eine kurze, aber fast senkrechte Passage meistert man leicht an soliden Eisenbügeln. Drahtseile leiten anschließend am Grat entlang sanft abwärts. Auch hier sind ehemalige Schützengräben wiederhergestellt worden. Neue, mit Draht­seilen verankerte Holzstufen führen zum Gipfelgrat des Col di Lana (2:45 Std.), über den man rasch den höchsten Punkt gewinnt. Einmalig das Panorama auf fast alle berühmten Dolomitenzacken. Wow!

Der Col di Lana ist aber nicht bloß ein Berg mit großer Aussicht, sondern auch einer mit (trauriger) Geschichte. Im Ersten Weltkrieg war er als ein Eckpfeiler der Dolomitenfront heftig umkämpft. Über hundertmal stürmten die Alpini, die hier einen Durchbruch ins Pustertal erzwingen wollten, vergebens gegen die österreichischen Stellungen an. Schließlich sprengten sie im Frühling 1916 mit 5000 Kilogramm Nitrogelatine einen Teil des Gipfels samt seiner Besatzung in die Luft. Noch heute gähnt ein tiefer Trichter in der geschundenen Erde. Unmittelbar daneben steht eine Gedenkkapelle. Sie wurde 1935 eingeweiht, zu einer Zeit, als die Faschisten Europas bereits die nächste Weltkatastrophe vorbereiteten … Die Ereignisse am Col di Lana liegen übrigens dem Film »Berge in Flammen« zugrunde, den Luis Trenker 1931 drehte.

Natürlich kann man auf der gleichen Route zurückgehen – eine empfehlenswerte Alternative bietet der Teriòl Ladin, ein Wiesenpfad, der die gesamte Westflanke des Col di Lana quert und am Siefsattel (2209 m) wieder in den Hinweg mündet. Man folgt vom Gipfel absteigend einem von der Erosion ziemlich gezeichneten Zickzackweg, wobei die Civetta (3220 m) die ungefähre Richtung vorgibt. Der grasige Hang ist übersät mit Stellungsresten und Stollenlöchern. Hinter dem Ciapel de Napoleon, einer felsigen Gratkuppe, die entfernt an die Kopfbedeckung des berühmten Korsen erinnert und ebenfalls Schauplatz schwerer Kämpfe war, zweigt rechts eine deutliche, aber unmarkierte Wegspur ab. Sie führt über einen Geröllhang schräg hinunter zum Plan de la Chicia (3:15 Std.), wo man auf den Teriòl Ladin stößt.

Nun in leichtem Auf und Ab – zur Linken die mächtige Sellaburg – westseitig um den Col di Lana herum (Murmeltiere!). Oberhalb der Prè del Mone liegen die Überreste einer Seilbahnstation aus Kriegszeiten, ein Stück weiter alte Stellungen. Am Passo di Sief (4:30 Std.) mündet der Teriòl Ladin in den Anstiegsweg. Auf ihm wandert man zurück zum Rifugio Valparola  (6:00 Std.).

Ausgangspunkt

Rifugio Valparola (2168m)

Wegbeschaffenheit

Überwiegend ordentliche Bergwege, gesicherte Passagen unterhalb der Valparolahütte und am Grat zum Col di Lana

Museo della Grande Guerra

Im ehemaligen Sperrfort Tra i Sassi (2183 m; fälschlicherweise heute Tre Sassi genannt), das 1897 erbaut und gleich zu Kriegsbeginn (1915) von der italienischen Artillerie zerstört wurde, ist ein interessantes Museum mit vielen Exponaten des Gebirgskrieges untergebracht: Waffen, Munition, Uniformen, Konserven, Gebrauchsgegenstände, viele Bilder. Die restaurierte Anlage steht direkt an der Valparolastraße am Nordfuß des Hexensteins. Eintrittsgebühr. Man kann sich ein Tonbandgerät mit Erläuterungen in deutscher Sprache ausleihen. Das Museum ist von Juni bis Mitte Oktober 10–13, 14–17 Uhr geöffnet.

Lust auf mehr?
Zeit zum Wandern Dolomiten
Erlebe alle Touren aus dem Guide!
Wilde Felszacken, sanfte Almen – kaum ein Gebirge ist so kontrastreich wie die Dolomiten. Erleben Sie diese in ihrer ganzen Schönheit und Vielfalt auf 50 Bergtouren.
Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.