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Zeit zum Wandern
wandern

Wandern Dolomiten: Am Karnischen Hauptkamm

Anspruch:
mittel
Dauer:
06:30 Std.
Länge:
15.4 km
Aufstieg:
1000 m
Abstieg:
1000 m

Die Kammwanderung über den Eisenreich bietet eine große Aussicht. Nicht zu übersehen sind allerdings auch die vielen Relikte aus dem Ersten Weltkrieg, als die Alpenfront an der Südgrenze Tirols verlief, sich Alpini und Kaiserjäger am Karnischen Hauptkamm gegenüberstanden.

Bei der Malga Coltrondo startet die schöne Wanderrunde.wandern, mittel
Bei der Malga Coltrondo startet die schöne Wanderrunde.© Eugen E. Hüsler, Manfred Kostner
Beschreibung

Die Rundwanderung beginnt bei der Malga Coltrondo . Man folgt zunächst dem Sandsträßchen, das oberhalb der Alm ansteigt. Bei einem Tümpel, nach gut 100 Metern, zweigt rechts ein ehemaliger Kriegsweg ab (Hinweistafel etwas versteckt an einem Baum). Über den licht bewaldeten Hang steigt er an zu einem gut getarnten italienischen ex-Fort (2058 m), das mehr in als auf eine Bergkuppe gebaut wurde. Es stammt allerdings nicht – wie die meisten Relikte militärischen Ursprungs in den Dolomiten – aus dem Ersten Weltkrieg, sondern wurde erst in der Zwischenkriegszeit erbaut.

Besucher des 21. Jahrhunderts schauen eher nach Südwesten, wo die Sextener Dolomiten eine faszinierend schöne Kulisse bilden. Markant nach Norden vorspringend die Sextener Rotwand (2965 m), vor 100   Jahren einer der Angelpunkte der Gebirgsfront in Südtirol.

Der weitere Anstieg verläuft über die ziemlich verstrauchten südseitigen Hänge über dem Vallorera und mündet schließlich unterhalb des Kniebergsattels (1:45 Std.) in eine alte Militärtrasse. An der Scheitelhöhe öffnet sich der Blick auf die Bergketten der Càrnia; rechts erhebt sich der Knieberg (Col Quaterna, 2503 m). Er war im Krieg stark befestigt. Vom Kniebergsattel aus lässt sich der schöne Aussichtsgipfel leicht in weiteren 45 Minuten besteigen.

Spuren des Krieges begegnet man auch oben am Frugnoni-Kamm (2:15 Std.), zu dem man vom ­Kniebergsattel über einen alten Kriegsweg aufsteigt. Er fiel kurz nach Kriegsbeginn an die Italiener, konnte aber noch im Sommer 1915 von den Österreichern zurückerobert werden, die damit ihre Gratstellungen im Westen des Karnischen Hauptkamms entscheidend stabilisierten. Östlich unterhalb des Grats, auf Osttiroler Boden, liegt der idyllische Obstanser See. An seinem Nordufer steht die gleichnamige Alpenvereinshütte (2304 m), Stützpunkt für schöne Touren im Bereich des Karnischen Kamms.

Der Weiterweg folgt als Teilstück des Karnischen Höhenwegs im Wesentlichen dem Grat. Er umgeht eine namenlose Kuppe (2167 m), steigt dann an gegen den ­kreuzgeschmückten Eisenreich  (3:00 Std.). Der Gipfel bietet eine kontrastreiche Aussicht: viel Grün in den Tälern rundum, Gletscherweiß am Alpenhauptkamm (Großglockner, 3798 m) und Dolomiten gleich dreifach: Im Nordosten sind es die Lienzer, im Südwesten die Sextener und im Südosten die Dolomiti d’oltre Piave, die zerklüfteten Kalkzacken der Cárnia – eine unbekannte Alpenregion für die meisten Bergsteiger aus deutschsprachigen Landen.

Vom Eisenreich absteigend passiert man alte Stellungen. Hinter einer nächsten Graterhebung und nach etwa 80 Metern Höhenverlust geht’s bergan zur Schöntalhöhe (2634 m; links Schützengräben), dann ziemlich flach hinüber zum Demut (2592 m). Knapp unter dem Gipfel befindet sich der Eingang zu einem recht gut erhaltenen österreichischen Beobachtungsposten.

Nächste Station an der Runde ist der Hochgränten (4:30 Std.): kein Gipfel, sondern eine markante Gratsenke. Auf dem Joch stand während des Krieges eine ganze Barackenstadt mit Unterkünften und Magazinen, die über eine große Seilbahn aus dem Hollbrucker Tal versorgt wurde – erhalten sind davon lediglich noch ein paar Fundamente. An die schreckliche Kriegszeit erinnert auch ein kleiner Soldatenfriedhof gleich neben dem winzigen Schwarzsee.

Der Abstieg führt mit schöner Sicht auf die Sextener Dolomiten schräg hinunter in die Senke im Rücken des Rotecks (2390 m). Sie hieß bei den Österreichern Chinasattel, weil hier Gebirgsgeschütze standen, die ursprünglich für den Export gedacht waren, dann aber doch nicht nach China verschifft wurden und an der Alpenfront landeten. Der Kanonendonner ist längst verhallt, drunten auf der Oberen Pulle begrüßt freundliches Kuhglockengebimmel den Wanderer.

An der Unteren Pulle wechselt man die Talseite und wandert auf einem holperigen Sträßchen hinab zur Nemesalpe (5:50 Std.), einer beliebten Einkehr in schöner Lage. Rechts an Haus und Stall vorbei, erst flach, dann kurz absteigend führt der deutliche Weg zum Grenzbach (Torrente Pádola). Man überquert ihn auf einer soliden Holzbrücke und steigt dann im Wald steil bergan zu einer Sandstraße, die zurückleitet zur Malga Coltrondo (6:30 Std.).

Ausgangspunkt

Malga Coltrondo (1879m)

Wegbeschaffenheit

Markierte Bergwege, am Rückweg auch Sandstraßen

Ins Vallorera

Eine kürzere, weniger anstrengende, aber dennoch sehr lohnende Rundwanderung mit Ausgangspunkt Kreuzbergpass (1636 m) führt ins Vallorera, ein stilles Tal unter dem Karnischen Kamm, das die Grenze zwischen dem Sextental und dem Comélico bildet. Aufstieg über die bewirtschaftete Nemesalpe (1877 m), Rückweg über die Malga Coltrondo (1879 m) zum Straßenpass.

Prächtige Ausblicke auf die Sextener Dolomiten; besonders lohnend im Herbst, wenn sich die Lärchen verfärben. Durchwegs ordentliche Wege, teilweise auch Sandpisten, Markierungs-nummern 131, 146, 159, 149; Gesamt-gehzeit 4:30 Std.

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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.