Wandern Dolomiten: Am Fuß der Geislerspitzen
Via Schlüterhütte auf den Adolf-Munkel-Weg. Almwiesen unmittelbar vor schroffem Felsgemäuer - diese Kombination macht die Dolomiten vielerorts absolut unwiderstehlich. Den Talschluss von Villnöß dominieren ganz klar die Geislerspitzen. Und die Wanderer pilgern zu den idyllischsten Plätzen, um diese Reihe stolzer Zinnen in Augenschein zu nehmen. Die Möglichkeiten sind reichhaltig und stellen uns vor die Qual der Wahl
Von der Zanser Alm
Wenn ich ins innere Villnößtal gekommen bin, stand nicht selten ein echter Wanderklassiker auf dem Programm: der Adolf-Munkel-Weg. Er wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vom Dresdner Alpenverein als Zugang aus dem Grödner Tal zur sektionseigenen Franz-Schlüter-Hütte gebaut. Seitdem sich die Zanser Alm zu einem Touristenumschlagplatz entwickelt hat, liegt die hauptsächliche Bedeutung freilich in einer beschaulichen Tagesrunde durch eine urwüchsige Landschaft am Fuße der Geisler-Nordwände. In einem Buch über die schönsten Höhenwege der Dolomiten darf der Adolf-Munkel-Weg meiner Ansicht nach nicht fehlen. Es ist jedoch keinesfalls festgeschrieben, wie man die Tour zu gestalten hat. Denn das Wanderwegenetz im Einzugsbereich der Zanser Alm lässt uns viel Spielraum. Warum also nicht auch die Schlüterhütte einbeziehen
Die Kreuzjoch-Schleife
Von den großen Parkplätzen auf derZanser Alm wenden wir uns in den Einschnitt des Kasserillbachs und zweigen nach einer halben Stunde rechts zu den Gampenwiesen ab. Schon hier werden wir vom Zauber des Villnösser Talschlusses ganz vereinnahmt. Über die beliebte Gampenalm (2062 m) setzen wir den Aufstieg zur Franz-Schlüter-Hütte (2297 m) fort, wobei man zwischen einem breiten Schotterweg und einem Wiesenpfad wählen kann. Bis zum Kammsattel am Kreuzkofeljoch ist es jetzt nur noch ein Katzensprung. Man nimmt den südlichen der beiden Wege (Nr. 3), der rechts zum Ostrücken des Sobutsch eindreht. Dieser wird am Bronsoijoch (2421 m) überstiegen und eröffnet an dieser Stelle einen verblüffenden Blick auf die Puezspitzen. Dahinter schräg rechts durch die Wiesenflanke zur urigen Medalgesalm (2293 m), die im Sommer ebenfalls eine Jause bereithält.
Wenige Meter weiter schlüpfen wir mit Nr. 33 durch das Kreuzjoch (2293 m), während die Haupttrasse des Dolomiten-Höhenwegs Nr. 2 südwärts abzieht. Jenseits dem Schutt- und Wiesensteig links ausholend folgen und hinab zur Alm St. Zenon (Tschantschenon, 1928 m), von wo man die »kleine Schleife« Richtung Zanser Alm vollenden könnte.
Der Adolf-Munkel-Weg
Aber es lockt ja noch der Adolf-Munkel-Weg! Wir achten bei der Bachbrücke auf den Linksabzweig (Nr. 35) und haben jetzt die Traverse direkt unterhalb der himmelhoch aufragenden Geislerspitzen vor uns. Gleichwohl bewegen wir uns nahe der Baumgrenze in nachgerade lieblichem Gelände, das manchmal wie eine verwunschene Märchenlandschaft anmutet. Kantige Felsbrocken liegen herum, irgendwann im Laufe der Jahrtausende aus den gewaltigen Mauern herabgestürzt und häufig bereits von Moosen und Gräsern in Beschlag genommen. Dazwischen setzen viele Blumen ihre Farbsprengsel.
Zahlreiche Pionierpflanzen trotzen dem talwärts drückenden Geröll, markieren gleichsam die Kampfzone des Lebens. Am nahen Waldsaum prägen Zirben und Lärchen das Bild. Und dann die Kulisse über uns! Da streben die wuchtigen Zinnen geradewegs in den blauen Dolomitenhimmel, scheinen ihn beinahe berühren zu wollen. Beginnend mit dem Campillerturm und dem Wasserkofel ganz links außen über die kantige Furcheta und den massigen Sas Rigais bis zu den schlanken Türmen der Odle und den Fermedaspitzen am anderen Ende präsentieren sich die Geislerspitzen als Kulisse, die ihresgleichen sucht. Im Grunde ist es vor allem diese Harmonie der Gegensätze, die den Adolf-Munkel-Weg so attraktiv macht: hier das anheimelnd Idyllische und gleich daneben das einschüchternd Jähe! Wir wandern leicht auf und ab an den Abzweigungen zur Glatschalm vorbei – übrigens auch eine lohnende Variante mit Einkehrmöglichkeit – und entscheiden uns für die Runde über die Gschnagenhardtalm (1996 m): eine wunderbar idyllische große Lichtung auf sanftem Bergrücken und ein Traumplatz, um die Geisler-Nordwände nochmals ausgiebig zu würdigen. Es war einst die Spielwiese eines Buben namens Reinhold, der später auszog, die Berge der Welt zu erobern …
Region
Touren-Charakter
Überwiegend leicht begehbare Bergwanderwege, die nur manchmal durch etwas steilere Hänge führen. Die Hauptanforderung wird an die Ausdauer gestellt, wobei es jedoch Abkürzungsmöglichkeiten gibt.
Beste Jahreszeit
Mitte Juni bis Mitte Oktober
Ausgangspunkt
Zanser Alm (1685 m); Zufahrt durchs Villnößtal bis zum Ende der Bergstraße im Talschluss (gebührenpflichtige Parkplätze)
Route
Zanser Alm - Schlüterhütte 2 Std. - Kreuzjoch 1 Std. - Beginn Munkelweg ¾ Std. - Gschnagenhardtalm 1 Std. - Zanser Alm 1 Std.; insgesamt 5¾ Std.
Höchster Punkt
Bronsoijoch (2421 m)Variante
Wer den kompletten Adolf-Munkel-Weg ohne Erweiterungen begehen möchte, startet am besten beim Parkplatz Ranui (1370 m) und wandert zuerst Richtung Broglesalm (2045 m) hinauf. Ein Stück davor führt Nr. 35 ostwärts weg. In abwechslungsreichem Verlauf geht es bis zum St.-Zenon-Bach und über die Forststraße via Zanser Alm zurück. Gesamtgehzeit ca. 5½ Std.
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Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.