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Wandergenuss
wandern

Wandern Chiemsee-Chiemgau: Von Grassau zum Torfbahnhof

Anspruch:
mittel
Dauer:
03:00 Std.
Länge:
11 km
Aufstieg:
60 m
Abstieg:
60 m

Weites Moor und historische Technik. Denkt man ans Chiemgau, hat man meist den Chiemsee und die Chiemgauer Alpen vor Augen. Aber es bietet noch so viel mehr, z. B. die zahlreichen Moore, auch Filzen genannt. Auf wunderbar stillen Wegen lässt sich in der Kendlmühlfilzen bei Grassau dieser Naturschatz entdecken.

Beschreibung

Das gerettete Moor 

Unsere Tour beginnt am Wanderparkplatz Moosbacher Straße bei Grassau, am Rand der Kendl­mühlfilzen. Wir folgen schnurgerade dem Weg, der auch Ewigkeitsweg heißt, in nördliche Richtung, passieren die Abzweigung des Moorrundwegs und kommen nach knapp 15 Minuten zu einem Aussichtsturm, von dem sich ein herrlicher Blick über das Moor bietet.Wir erkennen deutlich die breiten Bahnen, die von der Torffräse in den Boden gerissen wurden. Dabei wird der Unterschied zwischen den einzelnen Abbaustadien gut sichtbar. Wir müssen uns nur das Wasser wegdenken, denn das leitete man damals mittels Entwässerungsgräben ab. Dort, wo heute Wasser steht, wütete die Fräse zum letzten Mal. Aus dem Wasser wachsen ganz langsam kleine Inseln hervor – die Verlandung beginnt. Dann geht die Wasserfläche in einer geraden Linie in festes Land über. Diese gerade Linie zeigt, dass die Landschaftsform vom Menschen gemacht ist. Wobei festes Land völlig übertrieben ist, das Wasser ist nur nicht sichtbar. Aber das ist wohl die interessanteste Stelle, denn hier wächst das Moor wieder. Zwar nur langsam mit gerade einmal einem Millimeter pro Jahr, aber das zeigt Wirkung; vor etwa 20 Jahren waren die Wasserflächen noch sehr viel größer.

Vor allem östlich unseres Wegs sehen wir noch andere Uferformen – hier ragt das feste Land einen guten Meter über die Wasseroberfläche, der Boden ist ziemlich trocken. Hier hätte die Torffräse bei ihrer nächsten Fahrt den Torf abgebaut. Der Weg, auf dem wir gehen, ist ein kleiner Teil des weit verzweigten Schmalspurbahnnetzes, mit der der abgebaute Torf zum Torfbahnhof, unserem nächsten Ziel, gebracht wurde.

Mitten hindurch

Nachdem wir genug gesehen und entdeckt haben, wandern wir weiter – jeder Schritt ein pures Vergnügen: Weich federt der Torfboden unter unseren Füßen, und die Luft riecht überraschend würzig und erdig zugleich. Schnell erhitzt die Sonne den dunklen Boden, der eine angenehme Wärme verströmt. Der Pfad führt uns immer tiefer in die Wildnis, wo wir Wildenten aufschrecken, die sich lautstark über die Ruhestörung beschweren, um dann das Weite zu suchen. Immer wieder queren wir Wassergräben, der Dschungel wird immer dichter.Dann, nach einer Bachbrücke, wendet sich unser Weg nach rechts. Wir folgen ihm noch für ca. 400 Meter und biegen dann links auf einen kleineren Pfad ein (wieder in unsere ursprüngliche Wanderrichtung). Erneut geht es über Bächlein; erst am Waldrand treffen wir auf einen quer verlaufenden Weg, dem wir nach links folgen. Der Weg ist zuerst nur ein schmaler Pfad, wird dann aber immer breiter, bis er zu einer Straße wird, die direkt zum 3 Torfbahnhof leitet, dessen Gelände frei zugänglich ist. Eine Führung ist jedoch sehr zu empfehlen. Mit ihr kann man auch die alten Abfüllanlagen anschauen und erfährt viel über die Ökologie des Moores. Überdies dreht man eine ansehnliche Runde mit der historischen Torfbahn (www.Torfbahnhof-rottau.de).

Zurück über Rottau

Am Bahnhof machen wir uns dann auf den Rückweg und nehmen für 100 Meter die geteerte Hackenstraße, die links nach Süden führt. Dann biegen wir links ins Moor hinein ab und halten uns nach weiteren 100 Metern rechts. Jetzt folgen wir der ehemaligen Bahntrasse; die zahlreichen Abzweigungen nach links sind zwar überwachsen, aber immer noch deutlich erkennbar.

Nach gut 500 Metern führt die Trasse zwar geradeaus weiter, unser Weg biegt aber rechts zur Straße hin ab. Dieser folgen wir nach links; Verkehr gibt es hier kaum. In Sichtweite vom Dorf Rottau stoßen wir auf eine Kreuzung; wir biegen hier links in den Punktweg ein und wandern in einer weiten Rechtskurve zum Wald und an ihm entlang. Er endet am Hackl­weg, auf dem wir kurz nach links laufen und dann nach rechts zum Waldspielplatz am 4 Moor-Naturlehrpfad kommen, den wir uns zum Finale natürlich nicht entgehen lassen wollen.Deshalb biegen wir links ein und freuen uns bald, dass der Wald sich lichtet. Am Rand der Kendlmühlfilzen geht es nun mit Blick auf den Hochfelln weiter. Holzbohlenwege führen mit Abstechern sogar noch tiefer ins Moor hinein. Dann wendet sich der Weg nach rechts und führt in südlicher Richtung aus dem Moor hinaus. Der Weg wird zum Brunnhausweg; auf ihm treffen wir wieder auf den Hacklweg, dem wir nach links folgen. Er wird zum Steinbrückweg; bei der Straßengabel geht es nach links zu einem Parkplatz. Hier nehmen wir rechts den Moorrundweg, dem wir am Waldrand entlang bis zum Hindinger Bach folgen, den wir schon von unserer Anfahrt her kennen. Bei der Bachbrücke geht es nach links durch die Moosbacher Straße zurück zum Wanderparkplatz.

Touren-Charakter

Gute Wege über Wiesen und Felder und durchs Moor

Ausgangspunkt

Grassau, Wanderparkplatz Moosbacher Straße

Endpunkt

Grassau, Wanderparkplatz Moosbacher Straße

Route

Zum Aussichtsturm 15 Min., zum Torfbahnhof 1.10 Std., Naturlehrpfad Rottau 1 Std., zum Parkplatz 35 Min.

Die Kendlmühlfilzen

In diesem riesigen Moorgebiet zwischen Chiemsee und Alpenrand baute man über Jahrhunderte hinweg Torf ab, der dort eine Stärke von 7–8 m erreichte und entweder als Brennmaterial oder als Einstreu in den Ställen genutzt wurde. Solange dieser Abbau von Hand ohne große Maschinen vorgenommen wurde, spielte das für die Existenz des Moores keine Rolle. Der jährliche Zuwachs betrug ca. 7500 m3. Als man jedoch vor etwa 150 Jahren begann, Maschinen für den Abbau einzusetzen, war das Verschwinden des Moores absehbar. Die Rettung des wertvollen Gebiets kam 1988, als man den maschinellen Abbau einstellte. Seit 1992 ist die Filzen Naturschutzgebiet, und das Moor kann langsam wieder wachsen.

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