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Vergessene / Entdecker Pfade
wandern

Wandern Chiemsee-Chiemgau: Richtstrichkopf (1322 m)

Anspruch:
mittel
Dauer:
05:00 Std.
Aufstieg:
550 m
Abstieg:
550 m

Einsame Pfade unter dem Dürrnbachhorn. Der Richtstrichkopf ist ein unbekannter Vorberg in den Nordabbrüchen des Dürrnbachhorns. Vier Seen können wir vom Gipfel aus bewundern. Daneben grüßen das Sonntagshorn und die Berchtesgadener Alpen her­über. Kaum ein Wanderer verirrt sich in diese Idylle.

Beschreibung

Die Nordabbrüche des Dürrnbachhorns

Normalerweise sprechen wir ja von »vergessenen Pfaden«. Heute ist es gleich eine ganze Bergregion, die vergessen ist, denn kein einziger markierter Weg führt durch diese Gebirgsregion. Gemeint ist das Gebiet nördlich des Dürnbachhorns zwischen Weitsee und dem Fischbachtal mit seinem Staubfall. Zu unnahbar sind die steilen, bewaldeten Bergflanken, um sie für den Wanderer zugänglich zu machen.

Zu schattig ist das Gebiet im Herbst, doch wenige wissen, dass der Richtstrichkopf auch noch im November um die Mittagszeit einige Sonnenstunden bereithält. Fast gänzlich unbeachtet ist dieses Gebiet auch deshalb, weil es umgeben von großen Bergnamen ist, wie dem Ruhpoldinger Rauschberg, der Hörndlwand und nicht zuletzt das Gebiet um die Winklmoosalmen, zu dem viele Wanderer pilgern, zu Hirschbrunftkopf, Hausgrabenkopf oder Saurüsselkopf. Letzterer ist im vorherigen Tourenkapitel beschrieben. Das sind die Namen der Berge, die für dieses weitgehend unbekannte Gebiet stehen. Ein ganzes Netz aus Pfaden durchzieht diese Region.

Der Richtstrichkopf

Gleich vier Seen hat der Gipfel bei seinem Ausblick zu bieten. Neben dem naheliegenden Lödensee, dem Weitsee und dem Mittersee sehen wir noch den Walchsee in der Ferne. Im Licht der Abendsonne glitzern diese Seen und schaffen eine zauberhafte Atmosphäre. Unter dem kleinen Gipfelkreuz liegt unter Steinen befestigt in einer Brotzeitdose, wasserdicht in einer Tüte verpackt, das Gipfelbuch, oder besser gesagt, das Gipfelheft. Mehr als 30 Eintragungen pro Jahr sind eine Seltenheit, was diesen Berg auch rein von seinen Besucherzahlen wirklich zu einem vergessenen Berg macht.

Auf seiner Ostflanke im Anstieg kurz vor dem Gipfel sieht man ganz nah das Sonntagshorn als eine mit Latschen bewachsene Pyramide. Zwischen ihm und dem Dürrnbachhorn wird uns ein weiter Blick nach Südosten in die Felsflanken der Berchtesgadener Alpen gestattet. Die Buchen im Gipfelbereich schaffen zudem eine mystische Stimmung. Dieses Ambiente lohnt sich, um länger hier oben zu verweilen, nichts denken, einfach die Aussicht genießen, im Hier und Jetzt.

Der »vergessene Pfad«

Der schmale Weg führt uns durch dichte Wälder, Urwaldfeeling kommt hier auf. Die Stille ist ungewöhnlich. Nur das Rauschen des Hausgrabenbaches begleitet uns eine Zeit lang und vielleicht noch das Wehen der Blätter im Wind. Da schrecken wir schon hoch, wenn urplötzlich ein Ast von einer alten Buche herunterfällt oder ein Gamsrudel, die sich hier in den Bergflanken gerne aufhalten, den Berg hinunterrennt, wenn es uns sieht.

Da haben wir es schon schwerer. Denn der idyllische Pfad, der kaum eine Hand breit ist, verlangt in den steilen, mit Gras bewachsenen Bergflanken absolute Trittsicherheit und damit unsere volle Aufmerksamkeit. Wenn wir durch den lichten Wald bergauf streifen, kann man die Baumriesen in einer ungewöhnlichen Vielfalt bewundern. Neben knorrigen Kiefern und alten Buchen wachsen hier auch schöne Bergahorne.

Im Juli blüht zudem an einigen Stellen der Almrausch, daneben gibt es schon einige Latschenkiefern, bedingt durch die Steilheit des Hanges in ungewöhnlich niedriger Höhe. In einer angenehmen Steigung zieht der Pfad bergauf. Früher wurde wohl dieser schmale Weg von Jägern und Förstern in ihrem Revier, vielleicht voll bepackt, auf dem Weg zu ihren Diensthütten benutzt. So lässt sich die mäßige Steigung erklären.

Begeben Sie sich mit allen Sinnen auf diese schöne Tour, versinken Sie im tiefen Grün der Wälder. Manchmal hat man hier den Eindruck, man wäre auf einem anderen Planeten. Umso mehr stört dann halt die Straße am Parkplatz, wenn wir wieder in der Zivilisation angekommen sind. Manch einer hat schon am Richtstrichkopf biwakiert, um die Stille für sich länger zu haben.

Der Aufstieg

Bahn- bzw. Busfahrer folgen von der Bushaltestelle Lödensee in östlicher Richtung dem breiten Schotterweg, einem Rad- und Fußweg, der neben der Straße im Wald verläuft. Dann durchqueren wir ein Bachbett, an dessen gegenüberliegendem Rand beginnt unser Pfad.Autofahrer überqueren derweil vom Parkplatz P2 am Lödensee die Hauptstraße mit größter Vorsicht.

Dann geht es durch zwei Metallpfosten, auch hier auf dem breiten Schotterweg, diesem Rad- und Fußweg. Diesem folgen wir rechter Hand nur wenige Meter bis kurz vor das Bachbett. Hier führt dann der Pfad am Bachbettrand links vorbei.Nun folgen alle dem Wiesenpfad durch moorähnliches Gebiet. Dann geht es in den Wald, der Pfad wird hier nun deutlicher und führt zumeist an den Steilabbrüchen des Hausgrabenbaches entlang.

Vorsicht ist hier geboten, da der Hang immer wieder ein Stück abrutscht. Dann mündet ein weiterer Pfad ein, deshalb wird er nun etwas breiter. An einem Bestand mit jungen Ahornbäumen angelangt, nehmen wir die etwas unscheinbare Pfadabzweigung links. Sollten wir hier auf dem anderen Weg weiter geradeaus gegangen sein und hier in ein kleines Seitental queren, dann sind wir schon zu weit gewandert. Unser richtiger Pfad führt nun in vielen Kehren in angenehmer Steigung bergauf. Mal an den Bergflanken des Seitentals, mal auf dem Bergkamm selbst, hin und wieder auch auf der anderen Hangseite. Trittsicherheit ist auf diesen schmalen Wegen wichtig.

Nach etwa einer Stunde Anstieg gelangen wir in einen Waldsattel. Rechter Hand würde hier der Pfad weiter zum Hochbrunftkopf (1499 m) führen. Wir gehen nun links weglos, am besten noch etwas westlich durch die lichte, mit Gras bewachsene und bewaldete Flanke bergauf, dabei handelt es sich um den Vorberg des Richtstrichkopfs. Dabei sollten wir darauf achten, nicht zu weit östlich zu gehen, da wir hier sonst in dichten Fichtenbewuchs geraten.

Am Vorberg angelangt, folgen wir einer pfadähnlichen Spur wieder bergab in eine bewaldete Senke. Von ihr geht es dann weglos über den Kamm wieder bergauf. Zuletzt halten wir uns etwas links und folgen dem ewas flacheren Anstieg hinauf bis zum Gipfelkreuz des Richtstrichkopfs.

Der Abstieg erfolgt auf der Anstiegsroute, zurück zu den bekannten Enpunkten Parkplatz P2 am Lödensee und Bushaltestelle Lödensee.

Touren-Charakter

Wanderung zunächst auf ebenen Pfaden entlang des Hausgrabenbaches. Dann zum Gipfel auf schmalen, steigähnlichen Pfaden über steile Wiesenhänge

Beste Jahreszeit

Anfang Mai bis Anfang November bei absoluter Schneefreiheit

Ausgangspunkt

Haltestelle Lödensee (770 m)

Endpunkt

Wie Ausgangspunkt

Route

Lödensee Haltestelle/Parkplatz Richtstrichkopf 2¾ Std. - Richtstrichkopf Lödensee Haltestelle/Parkplatz 2¼ Std.

Höchster Punkt

GipfelRichtstrichkopf (1322 m)

Der Lödensee

Nach der Tour lohnt noch ein Abstecher zum Lödensee. Suchen Sie sich hier Ihren Badeplatz, um sich am kühlen Nass zu erfrischen. Hierzu gehen wir nach der Tour vom Parkplatz hinüber zum See. Auch am Weitsee gibt es schöne Badeplätze; dabei empfehle ich Ihnen allerdings, mit dem Auto dorthin zu fahren. In beiden Fällen sollten Sie aber noch Proviant und etwas zu trinken dabeihaben, denn Einkehrmöglichkeiten gibt es dort keine.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.