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Wandern Chiemsee-Alpenland: Von der Kiefer auf den Thierberg

Anspruch:
leicht
Dauer:
02:30 Std.
Länge:
8 km
Aufstieg:
250 m
Abstieg:
250 m

Wallfahrtskirche und Bergfried. Diese Tour ist eine gemütliche Wanderung mit nur wenigen Höhenmetern durch das waldreiche Vorgebirge, bei der man Kultur und Geschichte mit herrlichem Bade­spaß verbinden kann.

Beschreibung

Der Parkplatz liegt unmittelbar am Ufer des Kieferbachs. Wir überqueren den Bach auf einer Brücke, halten uns kurz rechts und steigen neben den Wasserfällen aufwärts. Wir bemerken einen eigenartigen Schwefelgeruch. Der scheint aus dem klaren Bachwasser zu kommen. Eine Infotafel an dem Schleusenhäuschen klärt uns auf.

Oben bei dem Schleusenhäuschen haben wir die österreichische Grenze passiert, am See halten wir uns links und wandern am Ufer entlang zur großen Badeanstalt mit dem Restaurant Hechtsee. Die Badeanstalt bietet die Sicherheit eines überwachten Geländes und eine große, gepflegte Liegewiese. Wer das nicht braucht, kann auch an anderen Stellen am Ufer ins Wasser springen, soweit sie nicht, wie in der Nähe des Abflusses, als Fischbrutgebiet für Badende gesperrt sind. Aber Achtung in der Übergangszeit, der Hechtsee gehört sicher nicht zu den wärmsten Badeseen Tirols!

Wir gehen am Zaun der Badeanstalt entlang und schwenken kurz nach rechts in den Weg ein, der den See umrundet. Dort schickt uns ein Wegweiser mit der Aufschrift Thierbergkapelle links aufwärts in den Wald. 10 Minuten später erreichen wir eine Wasserreserve. Hier teilen sich die Wege, beide führen zur Thierbergkapelle. Am rechten Weg werden wir zurückkommen. Wir gehen geradeaus, passieren das Gut Aigen der Familie Labek, die sich auf die Erzeugung von Holzpellets spezialisiert hat. Unser Weg führt uns dann in einem weiten Bogen um den Thierberg herum zum Gasthof Neuhaus. Dort beginnt rechts aufwärts ein Kreuzweg, der auf die Zeit vor 1800 zurückgeht, aber erst vor wenigen Jahren neu gemalt und wieder aufgestellt wurde. Er führt uns bequem durch den Wald direkt auf den bebauten Gipfel des Thierbergs. Wir stoßen als Erstes auf eine lang gezogene Wehrmauer, über der wuchtig ein Bergfried in den Himmel ragt.

Ursprünglich stand an dieser Stelle eine kleine Burg der Herren von Freundsberg, die im Tiroler Inntal begütert waren. Sie war wohl im späten 12. Jahrhundert erbaut worden und wurde 1397 an Bayern verkauft. Als 1504 Kufstein infolge des bayerischen Erbfolgekrieges an Österreich fiel, hatten die neuen Herren kein Interesse mehr an der Burg. Kein Wunder, denn sie besaßen die ungleich bedeutendere Festung Kufstein, von der sich der Verkehr im Tal viel einfacher kontrollieren ließ. Wahrscheinlich wären von der Burg heute höchstens noch Grundmauern erhalten, wenn nicht schon im 16. Jahrhundert die Burgkapelle zum Ziel von Wallfahrten geworden wäre. Dabei kamen so viele Pilger, dass man die Kapelle, die, wie auf Burgen üblich, winzig klein war, in den Palas, also den Rittersaal, verlegen musste. Dort ist sie heute noch, und immer noch ist sie das Ziel vieler Pilgergruppen.

Neben der Kapelle ist eine kleine Wohnung, in der traditionsgemäß ein Einsiedler lebte. Der letzte war Bruder Sola, der von 1954 bis 1998 hier sein Leben verbrachte.

Etwas unterhalb der Kapelle steht der mächtige Bergfried. Er wurde aufwendig renoviert und beherbergt ein kleines Museum der Thierberger Schützen, das sich mit der wechselvollen Geschichte dieses Grenzlandes beschäftigt. Die Aussichtsplattform am Turmdach zeigt uns, wie geschickt die Freundsberger die Lage der Burg festgelegt haben. Über das Inntal hinweg schaut man bis nach Wörgl und auf der Gegenseite bis hinein ins Alpenvorland.

Unser Rückweg beginnt auf der Nordseite des Thierberges. Ein schmaler Pfad führt in einigen Serpentinen den steilen Hang abwärts. Vorsicht nach Regentagen, dann kann dieses kurze Wegstück recht feucht und entsprechend rutschig sein! Wir erreichen eine offene Wiese, auf der der Hof Aschau steht. Das ist eine typische Rodungsinsel, wie sie häufig im Inntal zu finden sind. Sie sind oft sehr früh um die erste Jahrtausendwende entstanden. Man muss sich vorstellen, dass unten im Tal kaum Platz für Neuansiedlungen war. Am meisten Raum brauchte der Inn, der nach jedem Frühlingshochwasser sein Bett irgendwohin verlegte und überall Altwasserseen zurückließ. Die etwas höher liegenden Flächen des Talbodens waren schon besiedelt. So blieb Neuansiedlern nichts anderes übrig, als sich etwas höher einen geeigneten Platz zu suchen und ihn zu roden. Das war zwar viel Arbeit, hatte aber den Vorteil, dass der Hof von durchziehenden und plündernden Truppen kaum gefunden wurde.

Wir wandern am Hof Aschau vorbei und folgen im Wald einem schönen Hohlweg, der uns wieder zur Wegverzweigung an der Wasserreserve bringt. Auf dem bekannten Weg kehren wir zum Hechtsee zurück, umrunden ihn jetzt auf der Gegenseite und steigen über den Wasserfall zum Parkplatz am Kieferbach zurück.

Touren-Charakter

Wanderung mit viel Schatten auf guten Bergpfaden oder verkehrsarmen Bergstraßen

Ausgangspunkt

Kiefersfelden, Hechtseeparkplatz in der Thierseestraße

Endpunkt

Kiefersfelden, Hechtseeparkplatz in der Thierseestraße 

Tipp

Lohnenswert ist eine Fahrt mit der historischen Wachtlbahn entlang des Kieferbaches. Die Bahn hält auch am Parkplatz Hechtsee, Fahrplan unter ­www­.­wachtl-bahn.de.

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