Wandern Chiemsee-Alpenland: Über die Hochsalwand
Ein echter Geheimtipp. Bei den Bergen verhält es sich wie mit den Menschen: Manche stehen im Schatten anderer. Während die Größten, Höchsten und Schönsten das Rampenlicht genießen, gibt es daneben, bei den eher Unscheinbaren, viel Interessantes zu entdecken. Wie an der Hochsalwand.
Der Wendelstein ist zwar nicht der höchste, aber der markanteste und schönste Gipfel des Mangfallgebirges und deshalb klar die Nummer eins zwischen Tegernsee und Inntal. Daneben fristet die Hochsalwand ein echtes Schattendasein. Das stört uns überhaupt nicht, sollen all die tausend Ausflügler, Sonnenanbeter und Bahnfahrer ruhig dem »Stein« aufs Haupt steigen, auf der Terrasse des Wendelsteinhauses ihre Hax’n mit einer Weißen herunterspülen; wir kraxeln derweil über den felsigen Ostgrat hinauf zu dem stillen Nachbarn. Berghütten gibt’s hier keine, nur ein Kreuz am Gipfel, und beim Aufstieg von der Lechneralm begegnet uns kein Mensch. Dafür rattert gerade eine Zugladung Ausflügler mit der Bahn des Herrn Steinbeis durch die schroffe Soinwand – gerade einen Kilometer entfernt – hinauf zum Wendelsteinhaus.
Die Hochsalwand hat zwei markierte Anstiege, die sich zu einer interessanten Rundtour verbinden lassen – und einen dritten Weg, der nicht ausgeschildert, dafür mit ein paar leichten Kletterstellen (I) gewürzt ist. Ein hübscher Abenteuerpfad.
Vom Parkplatz im Jenbachtal (830m) geht’s zunächst kurz hinab zum Großen Jenbach und zu einer Verzweigung. Anschließend orientieren wir uns an den Hinweisen »Hillsteineralm«, »Schuhbräualm« und »Hochsalwand«. Unter dem Mitterberg mündet der Fußweg in eine breite Almstraße, der wir bis zur Schuhbräualm folgen. Einkehren? Zu früh. Der Föhntag bringt uns zwar ordentlich ins Schwitzen, beschert dafür auch glasklare Sicht. Hundert Meter höher, an der Rampoldalm, machen wir dann doch kurz Pause, stellen dabei fest, dass auch der Weiterweg optimal ausgeschildert ist. Die Bayerischen Alpen, vor ein paar Jahren noch eindeutig Entwicklungsland, was Wegmarkierungen anging, plötzlich ein Musterländle?
Wir folgen der zunächst undeutlichen, leicht ansteigenden Spur über Wiesen und durch lichten Wald zur Jochleite (1290m). Was für ein schöner Rastplatz, dazu noch mit Bank! Über dem Inntal stehen die Gipfel der Chiemgauer Alpen, im Südosten die des Wilden Kaisers. Recht nah zeigt sich bereits unser Gipfelziel mit seinem Kreuz, vor uns in der Wiesenmulde liegt die Lechneralm. Gut zu erkennen ist auch der Weiterweg, eine schmale Spur, die am südseitigen Hang gegen den Waldrand ansteigt und den Zugang zum Hochsalwandostgrat vermittelt. Der bäumt sich gleich steil auf (Stellen I), die Route ist aber nicht zu verfehlen.
Nach einem etwas flacheren Gratabschnitt folgen drei Felsköpfe, die wir locker überklettern. Mehr Probleme bereitet der Föhn, der böig über den Grat fegt und uns mächtig durchpustet. Die Gipfelrast an der Hochsalwand (1625m) verlegen wir deshalb ein Stück weit nach unten in eine windgeschützte Mulde zwischen den Latschen. Der Abstiegsweg folgt dem lang gestreckten Westgrat und leitet schließlich über Wiesen hinaus zur Reindleralm in schöner Lage vor dem felsigen Nordabsturz des Wendelsteins. An der Senke wenig südlich der Alm gabelt sich der Weg gleich doppelt. Der rechte Weg ist für uns der richtige; er führt sanft ansteigend zu einer nächsten Verzweigung. Hier rechts und in vielen Kehren angenehm schattig parallel zur Weißen Wand hinunter in den Talboden. Auf der Sandstraße wandern wir zurück zum Ausgangspunkt unserer »Abenteuertour« im Jenbachtal.
Region
Touren-Charakter
Spannende Gipfelüberschreitung im Schatten des Wendelsteins. Der Clou: die leichte Kletterei (I) am Ostgrat der Hochsalwand. Am Zu- und Abstieg auch Straßen, ab Lechneralm unmarkiert.
Ausgangspunkt
Parkplatz im Jenbachtal, 6km von Bad Feilnbach
Endpunkt
Parkplatz im Jenbachtal, 6km von Bad FeilnbachVariante Hochsalwand
Alternativ kann man über die Rampoldplatte (1422m) zum Gipfel aufsteigen. Dabei folgt man bei der Rampoldalm den Wegweisern »Hochsalwand«. Das gut markierte Weglein umgeht den felsigen Lechnerkopf westseitig und peilt eine felsige Latschenrinne an. Mit Drahtseilhilfe auf den Grat und links zum Kreuz an der Hochsalwand.
Farrenpoint
Woher der Berg seinen Namen hat, ist ungeklärt. Dass der Farrenpoint eine feine Aussicht bietet, ist allerdings unstrittig (1273m, ab Bad Feilnbach 4.30Std.).
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Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.