Wandern Chiemsee-Alpenland: Auf die Schwarzlack
Ein barockes Kleinod am Berg. Bei dieser Wanderung darf man sich in bis zu drei Wirtschaften kulinarischen Genüssen hingeben sowie sich auf eine Zeitreise ins Barock stürzen. Wir bewältigen dabei ein paar Höhenmeter, sodass wir die Kalorienzufuhr ausgleichen können.
Wir beginnen unsere Wanderung am Vorplatz der Pfarrkirche von Brannenburg, am Kirchplatz, und nehmen die Pinzenauer Straße, die zwischen Schlosswirt und Musikpavillon beginnt. Bereits nach knapp 100 Metern biegen wir links in den Angerweg ein, nehmen aber dann sofort den breiten Fußweg, der gemächlich bergauf führt. Wir wandern an der Nordseite des Brannenburger Schlosses vorbei und stoßen dann auf eine breite Forststraße, der wir nach rechts folgen. Am Wegrand stehen in gleichmäßigem Abstand Kreuzwegstationen, die entlang des alten Wallfahrtsweges zur Schwarzlack errichtet wurden. Das seltsame Gebilde unterhalb der Straße ist der alte Schießstand der Bundeswehrkaserne von Degerndorf, die 2010 aufgelöst wurde. Nach einer guten halben Stunde haben wir mit der Wallfahrtskirche Schwarzlack unser erstes Ziel erreicht. Auf einer Lichtung liegen das kleine Gotteshaus und die dazugehörige Wirtschaft. Die Kirche mit ihrem kleinen Glockenturm macht von außen eher einen nüchternen Eindruck. Im Inneren prunkt aber ein prachtvoller Rokokoaltar. Die Kunstrichtung des Barock und des später folgenden Rokoko hatte die Menschen im heutigen Süddeutschland und in der Alpenregion angesprochen und begeistert wie kaum eine zuvor und danach. Damals hatte man den Dreißigjährigen Krieg und die folgenden Notzeiten überlebt. Wirtschaftlich ging es wieder aufwärts und die Kirche versprach als Ausgleich für die überstandene Not unendliche Glückseligkeit im Himmel. Dementsprechend prachtvoll wurden die Altäre gestaltet – wie hier in Schwarzlack.
Das Haus hinter der Kirche war einst die Wohnung eines Eremiten. Heute ist es zu einem Gasthaus geworden, den die Familie Peter liebevoll bewirtschaftet. Rund um die Kirche haben wir schöne Ausblicke auf das Inntal und die nahen Berge.
Unser nächstes Ziel ist wieder ein Gasthaus, der Berggasthof Kogl inmitten seiner weiten Wildgatter. Dazu wenden wir uns vor der Kirche nach links, überqueren die Wiese und treffen bei einem Heustadel auf einen steilen Waldweg, der fast geradlinig aufwärtsführt. Aber keine Angst, es sind nur 70Höhenmeter zu schaffen, und diese übrigens im Wald. Aus einer Urkunde kann man entnehmen, dass an der Stelle des modernen Gasthauses bereits 1521 ein Bauernhof stand. Die Landwirtschaft ist auch heute noch für die Familie eine wichtige Einnahmequelle, wenn sie auch etwas ungewöhnlich als Wildtierzucht betrieben wird. Der Gastwirtschaftsbetrieb kam erst nach dem Krieg dazu, als immer mehr Wanderer hier in den Vorbergen des Wendelsteins unterwegs waren. Beim Gasthof endet die Sulzbergstraße, die wir für den Rückweg verwenden werden. Sie ist zwar für den öffentlichen Verkehr nicht gesperrt, aber dennoch nicht sehr belebt, denn auf ihr fahren nur die Anwohner und Gäste der Gasthäuser Kogl und Schweinsteig.
Vom Gasthof Kogl aus führt die Straße zuerst ganz leicht aufwärts zu einer Abzweigung, die rechts in spitzem Winkel zurückführt. Hier biegen wir rechts ab, und kommen kurz darauf zur dritten Einkehrmöglichkeit, dem Gasthof Schweinsteig. Stolz prangt hier auf einem Schild unter dem Balkon die Jahreszahl 1261.
Das war die Zeit, in der man vom Inntal aus begann, den Urwald an den unteren Berghängen zu besiedeln. Unterstützung fand diese Kolonisierung durch die Grundherren von Falkenstein und von Brannenburg, die auf diese einfache Weise mehr Untertanen bekamen. Die Siedler sammelten sich nicht in Dörfern, sondern rodeten das Land um eine flache Stelle herum, die für den Hausbau geeignet war. Diese von Wald umgrenzten Rodungsinseln sind heute noch sehr deutlich um Kogl und Schweinsteig zu erkennen.
Wir lassen uns auf der Terrasse von Schweinsteig nieder und genießen den Blick ins Rosenheimer Becken nach Norden und auf den Samerberg mit dem Heuberg daneben. Am Horizont glitzert der Simssee silbern und gerne könnte man es hier bis zum Sonnenuntergang aushalten. Im Dunklen nach Brannenburg zurückzuwandern, wäre aber auch kein Problem. Die Straße ist durchgehend breit und geteert. Dazu gehen wir zunächst die Straße zurück, die wir gekommen sind, und folgen ihr dann am Abzweigungspunkt geradeaus weiter. Wir passieren einen einzelnen Bauernhof und erreichen nach ein paar Wohnhäusern kurz einen Wald und eine Abzweigung, die rechts hinauf zur Schlipfgrubalm führt. Wir wenden uns nach links, passieren wieder einen Bauernhof auf der rechten Straßenseite und nehmen nach etwa 200Metern die Straße nach links. Sie führt steil bergab, bald direkt auf Brannenburg zu. Über die Dorfstraße kommen wir an unseren Ausgangspunkt, die Pfarrkirche von Brannenburg zurück.
Region
Touren-Charakter
Sehr einfache Wanderung auf breiten Wegen und Bergstraßen
Ausgangspunkt
Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Brannenburg
Endpunkt
Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in BrannenburgBurg Brannenburg
Die so prächtig gelb leuchtende Burg Brannenburg stammt aus dem 11.Jahrhundert und wurde später mehrere Male verkauft oder verpfändet. Im 18. Jahrhundert gehörte sie Johann MaxIV. von Preysing-Hohenaschau. 1871 erwarb sie Major Max Reinhardt und ließ das Schloss im Stil der englischen Gotik umbauen. Heute beherbergt es ein Internat.
Barock-Kleinod Schwarzlack
Als Graf MaxIV. von Preysing, damals wichtigster Mann am kurfürstlichen Hof in München, Herr auf Schloss Brannenburg wurde, wollte er eine neue Barockkirche bauen und wählte als Platz die alte Einsiedelei oben auf der Schwarzlack. Der Bau erfolgte von 1750 bis 1754. Der Altar im Stil des Rokoko trägt ein schon zuvor verehrtes Mariahilfbild.
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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.