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Wandern Bregenzerwald: Auf der alten Bahnstrecke

Anspruch:
leicht
Dauer:
01:30 Std.
Länge:
4 km
Aufstieg:
80 m
Abstieg:
50 m

Von Egg nach Müselbach. Wir wandern einmal mehr an der Bregenzer Ach, und wie immer geht es hier im Tal recht einsam zu. Auch sind wir wieder auf den Spuren der alten Bregenzerwaldbahn unterwegs und können uns in ihre Geschichte vertiefen.

Beschreibung

Wichtiges Zentrum

Der Marktort Egg ist so etwas wie die Zentrale des Bregenzerwalds: Geografisch günstig gelegen und noch heute der Schnittpunkt von Ost-West- und Nord-Süd-Verbindungen, spielte er schon im Mittelalter als Gerichtsort – mitsamt dem üblichen Galgen – eine bedeutende Rolle in der Wälderrepublik. Heute ist Egg die flächenmäßig größte Gemeinde der Region, langgezogen reicht sie bis zur deutschen Grenze im Osten. Zugleich ist sie die bevölkerungsreichste – naturgemäß ein relativer Wert bei etwa 3600 Ein­wohnern.Als wichtiges Zentrum besitzt Egg in jedem Fall auch die Funktion eines Versorgungszentrums mit Einrichtungen vom Supermarkt bis zur Buchhandlung, ist Ort kultureller Veranstaltungen und hat einen hohen Freizeitwert sowohl im Sommer als auch im Winter (bekannt ist das Skigebiet Schetteregg). Geprägt wird der Markt außer von seiner neugotischen Pfarrkirche vor allem durch seine Lage an gleich mehreren Flüssen, darunter vor allem die Bregenzer Ach, die hier kurzzeitig einmal ihr enges Tal verlässt.

Zur alten Bahntrasse

Zu ihr begeben wir uns auf dieser Tour – und damit auch zu einer alten Bekannten, der Bregenzerwaldbahn. Dazu gehen wir vom Gemeindeamt (davorstehend) rechts vorbei am Tourismusbüro über den Schmiedelbach und vor der Apotheke links (Gerbe), dann halten wir uns leicht rechts hoch zum Ärztehaus. An diesem beginnt links ein Schotterweg, der uns auf der alten Bahntrasse zur Bregenzer Ach bringt.

Wir sind bereits ein Stück auf der alten Trasse gelaufen (s. Tour 2), allerdings in entgegengesetzter Richtung. Der Weg hier, erst vor wenigen Jahren gründlich aufgehübscht, besitzt aber ein gänzlich anderes, bequemeres Niveau – abgesehen davon, dass es in Fließrichtung der Ach leicht bergab geht. An der mit einem neuen Aufsatz versehenen alten Bahnbrücke können wir uns in Gedanken kurz der Geschichte des einst gewagten Vorhabens widmen, eine Bahn in den Bregenzerwald zu bauen.

Historische Bregenzerwaldbahn

Erste Ideen hierzu gab es bereits Mitte des 19. Jahrhunderts, erhoffte man sich doch dadurch buchstäblich einen besseren Anschluss an die Außenwelt, dazu wirtschaftliche Vorteile und auch die Möglichkeiten des aufblühenden Sommerfrischlertums spielten bereits eine Rolle. Verwirklicht werden konnte das Projekt erst zur Jahrhundertwende, als einzig realistische Trassenführung blieb nur eine Schmalspurbahn durch das wilde Tal der Bregenzer Ach. Das würde noch einige Probleme mit sich bringen, aber immerhin, 1902 konnte die feierliche Eröffnung stattfinden. Startpunkt war Bregenz, Endbahnhof vorerst Bezau, eine Erweiterung bis Schoppernau war geplant, konnte aber nie umgesetzt werden. Zwar lief der Betrieb gut an, Waren, Post und Personen konnten nun vergleichsweise komfortabel transportiert werden, aber auch die Probleme zeigten sich schnell: Ständige Hangrutsche, Muren und Unterspülungen durch Hochwasser sorgten für häufige Unterbrechungen des Verkehrs, zudem lagen in dem menschenleeren Tal die Bahnhöfe einsam und oft kilometerweit von den Ortschaften entfernt, zugänglich nur über kleine Wege und Pfade. Nachdem man zwischenzeitlich als Attraktion sogar wieder auf Dampflokbetrieb umgestellt hatte, kam Anfang der 1980er-Jahre nach mehreren Zerstörungen durch Murenabgänge das endgütige Aus. Die Gleise wurden abgebaut und Teile der Strecke zum Wander- und Radweg.

Hoch nach Müselbach

Und auf dem sind wir nun, immer geradeaus am Fluss entlang, der sich gewohnt brausend durch die Wälder schlängelt. Wir kommen zum einstigen Bahnhof von Lingenau, der erhalten und renoviert wurde, da sich hier die »Outdoor-Akademie« befindet, durch deren Gelände wir rechts am Haus vorbei weitergehen. Die Orientierung fällt weiter leicht: Es geht am Fluss entlang bis zur Kreuzung vor der Brücke (im Hintergrund hoch oben die moderne Straßenbrücke). Hier halten wir uns links (unter der Brücke hindurch), Richtung Alter Bahnhof Langenegg.Die nächste Brücke verrät als kleiner Tunnelrest wieder etwas von der Bahntrassen-Vergangenheit, anders als der Bahnhof Langenegg, den man vergeblich suchen wird: von ihm blieb nur ein Parkplatz. Auf diesen biegen wir rechts ab, gehen hoch zur Brücke und wechseln rechts die Flussseite. Keine Wanderung im Bregenzerwald ohne Steigung – und so geht es über die Kurven des Sträßchens (das wegen eines Hangrutschs nicht befahrbar ist) bis zu den ersten Häusern von Müselbach, einem weit zerstreuten Dorf. Hier wenden wir uns gleich rechts auf den Weg, der sich an einzelnen Höfen vorbei bis zur Kirche hochzieht. An dem kleinen Gotteshaus vorbei geht es über den Schulhof und nach diesem rechts hoch zur Bushaltestelle Müselbach/Abzweigung, wo mehrere Linien abfahren. Mit der Buslinie 37 kommen wir wieder zurück nach Egg.

Hinweis: Sobald die Brücke über die Ach nahe des Bahnhofs Lingenau wieder repariert ist, kann man von Müselbach auch wieder die Schleife schließen, auf unseren alten Weg zurückgelangen und somit in schönem Rundkurs nach Egg wandern.

Touren-Charakter

Breite, gut befestigte Wege, anfangs sogar leicht bergab. Zum Ende der Wanderung (mit Endpunkt Müselbach) kräftiger Anstieg. Ob die komplette Runde (8km) wieder begangen werden kann, darüber sollte man sich im Tourismusbüro Egg erkundigen. Für Familien geeignet

Ausgangspunkt

Egg, Gemeindeamt. GPS: 47.431382, 9.897371

Endpunkt

Bushaltestelle Müselbach/Abzweigung

Süffiges Handwerk

Seit mehr als über hundert Jahren wird in Egg Bier gebraut – es ist die kleinste Privatbrauerei Vorarlbergs, sie bietet jedoch eine nicht geringe Palette an Bierspezialitäten und Limonaden. Im Ortskern gelegen, kann der Betrieb auch besucht werden, Führungen mit Verköstigung sind bei Voranmeldung für Gruppen möglich. Mit »Craft Beer« braucht man hier nicht extra werben – die Egger Spezialitäten waren und sind schon immer echtes Handwerk (www.brauerei-egg.at).

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.