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Wandern Bodensee: Von Steckborn über Klingenzell nach Eschenz

Anspruch:
mittel
Dauer:
03:30 Std.
Länge:
11.5 km
Aufstieg:
165 m
Abstieg:
165 m

Hoch auf den Thurgauer Seerücken. Am Schweizer Ufer des Untersees geht es von Steckborn erst gemütlich nach Mammern, bevor der Aufstieg zur Wallfahrtskirche Klingenzell beginnt. Oben angekommen, haben wir einen fantastischen Blick von Stein am Rhein bis zur Reichenau.

Beschreibung

Steckborn

An der Seeseite des Bahnhofs laufen wir rechts durch die Bahnhofstrasse, biegen links kurz in die Frauenfelderstrasse ab, um rechts mit der Obertorstrasse in den Ortskern zu gelangen. Die ev. Kirche innerhalb des schönen Ensembles wurde von Franz Anton Bagnato Ende des 18. Jahrhunderts gebaut, als sie noch beiden Konfessionen gleichzeitig diente. Durch die engen, mittelalterlich wirkenden Sträßchen führt uns der Weg über die Kirchgasse auf das prächtige Rathaus mit seiner schönen Fachwerkfassade (1667) zu, dessen Tor wir durchschreiten. In früheren Zeiten wären wir nun prompt ins Wasser gefallen, heutzutage aber befindet sich die Schiffslände ein paar Meter vorgeschoben. Rechts können wir einen Blick auf das Steckborner Wahrzeichen werfen, den Turmhof, einen Wehrbau des 14. Jahrhunderts mit später zugefügtem Türmchendach. Einst Schutzbau für den Reichenauer Abt, ist heute darin das Steckborner Heimatmuseum untergebracht (im Sommer Mittwoch, Donnerstag und am Wochenende nachmittags geöffnet). Vom Turmhof weg gehen wir die schöne Uferpromenade entlang am teils noch mauerumwehrten Ort in Richtung …

Feldbach

Auf einer kleinen Ausbuchtung stand seit Mitte des 13. Jahrhunderts ein Zisterzienserinnenkloster, das auch die Reformation überstand. Wir gelangen dorthin über den Uferweg (Bachrain), der schließlich am Seeschulhaus vorbei Richtung Autokreisel abbiegt. Wir gehen rechts an der Seestrasse entlang bis zur Abzweigung Feldbach (rechts) Richtung Hafen. Das Seehotel, das frühere Refektorium mit seinem Treppengiebel und mächtigem Turm, ist der einzige Überrest des 1848 aufgelösten Klosters. Durch ein schönes Freizeitgelände direkt am See entlang kommen wir wieder auf die Seestrasse zurück in den Steckborner Ortsteil Weier. Nach gut 50 Metern überqueren wir links die Straße und die Bahntrasse rechts auf den Glariseggerweg.

Wo wir wieder auf die Autostraße stoßen, überqueren wir diese, nehmen aber nicht die erste Einfahrt, sondern die zweite in Richtung Campingplatz. Ab hier führt der wie üblich gelb gekennzeichnete Pfad zwischen Seeufer und Bahnlinie durch teils urig verwachsene Alleen verlässlich bis Mammern. Gleich zu Beginn erhebt sich nah am Hang das Schloss Glarisegg, das sich einst ein in Paris reich gewordener Steckborner ebenfalls von Franz Anton Bagnato errichten ließ. Etwa auf halber Strecke zwischen Glarisegg und Mammern richtet sich der Blick den Berg hinauf zur Ruine Neuburg, früher eine der mächtigsten Burganlagen des Untersees, seit dem 18. Jahrhundert jedoch verfallen.

Letzte Rast Mammern

In Mammern lohnt ein kurzer Abstecher in den Ort. Hauptsehenswürdigkeit ist Schloss Mammern, im Kern eine Anlage des Spätbarocks, die die Äbte des Klosters Rheinau nahe Schaffhausen im 17. Jahrhundert umbauen ließen. Nach weiteren Umbauten blieb letztlich nur die äußerst prächtige Rokokokapelle. In den Schlossbauten ist heute eine Reha-Klinik untergebracht. Vom Ortskern begeben wir uns in Richtung Bahnhof, überqueren die uns schon bekannte Landstraße in die Liebenfelsstrasse und biegen von dieser nach wenigen Metern rechts vor der Bahntrasse ab, die wir sogleich links überqueren. Jetzt heißt es noch einmal kräftig durchschnaufen, denn von nun ab geht es unaufhörlich die nächsten zwei Kilometer bergauf.

Die Wallfahrt nach Klingenzell

Ob fromm oder nicht, besonders bei sonnigem Wetter wird man nun einiges an Buße tun – aber anschließend auch großzügig belohnt werden. Über die Störenbergstrasse verlassen wir die letzten Häuser und gelangen den Thurgauer Seerücken hinauf. Nach einem ersten Waldstück geht es in einer weiten Kurve rechts ab in den Wald – die Wegweiser und vor allem bald auftauchenden modernen Kreuzwegstationen sagen uns, dass wir richtig sind. Mitten im Wald taucht plötzlich eine Grotte auf: Hier stand einst die Propstei Klingenzell, eine Außenstelle des Benediktinerklosters Stein am Rhein. Die Reformation brachte die kuriose Situation, dass ihre protestantisch gewordene Mutterabtei verschwand, die Klingenzeller Mönche aber katholisch blieben. 1698 drohte die Propstei nach starken Regenfällen den Hang hinunterzurutschen, und man verlegte die Gebäude kurzerhand einfach ein paar Meter höher. Beim Weitergehen sehen wir das Ergebnis: die barocke Wallfahrtskirche Klingenzell (1704) mit ihrem Zwiebeldachreiter. Zu jeder Wallfahrtskirche gehört ein gemütliches Gasthaus, hier der Klingenzellerhof. Kunst und Natur – und womöglich eine Brotzeit – versöhnen schließlich mit dem kernigen Aufstieg.

Hinab zum Schloss Freudenfels

In Richtung Eschenz geht es westlich wieder sanfter hinunter, stets mit einem wunderbaren Blick auf das See-Ende bei Stein am Rhein. Rechts am Hang erkennen wir unterhalb bald Schloss Freudenfels. Wir müssen uns aber noch etwas gedulden, bis wir rechts einen Abstecher zu diesem einschlagen können. Die Anlage in einsamer Lage geht auf ältere Vorgänger zurück und wurde barock umgestaltet, von außen wirkt das Schloss aber noch recht mittelalterlich. Besitzer ist seit Jahrhunderten das Kloster Einsiedeln, das die Gebäude als Tagungszentrum vermietet. Im kleinen barocken Garten genießt man einen sehr schönen Blick auf den See und die gegenüberliegende Höri. Zurück auf der Straße hinunter nach Eschenz (Freudenfelserweg) kommen wir durch einen Betrieb linksdirekt zum Bahnhof Eschenz. 

Touren-Charakter

Die ersten sechs Kilometer in Ufernähe sind flach, ab Mammern ist etwas Kondition für den Aufstieg nach Klingenzell nötig. Anschließend weniger steiler Abstieg bis Eschenz auf Seehöhe.

Ausgangspunkt

Steckborn Bahnhof

Endpunkt

Eschenz Bahnhof

Steckborner Kachelöfen

Wer im 18. Jahrhundert am Bodensee oder in der Schweiz edle Räumlichkeiten einzurichten hatte, kam um einen Steckborner Ofen nicht herum: Für das gehobene Bürgertum waren die bemalten Heizkörper ein absolutes Muss. Das Turmhof-museum erinnert mit einigen Exemplaren an dieses einst berühmte Kunstgewerbe.

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