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Wandern Bodensee: Von Ravensburg nach Oberzell

Anspruch:
leicht
Dauer:
02:00 Std.
Länge:
8 km
Aufstieg:
95 m
Abstieg:
95 m

Durch das oberschwäbische Schussental. Entlang oberschwäbischer Kulturhöhepunkte führt uns der Weg von der Türmestadt Ravensburg das herrliche Schussental hinab.

Beschreibung

Ein Streifzug durch Ravensburg

Die »oberschwäbische Hauptstadt« Ravensburg ist ein Ort, an dem man den ganzen Tag verbringen kann (und sollte) – also eigentlich keine Stadt für Langschläfer. All die Sehenswürdigkeiten der alten Reichsstadt mit den vielen Türmen aufzuzählen würde ein eigenes Buch ergeben, deshalb seien nur einige markante Höhepunkte erwähnt.

Vom Bahnhofsvorplatz laufen wir über die Eisenbahnstraße die wenigen Meter die Stadtmauer durchquerend ins Zentrum. Links erhebt sich der Gemalte Turm mit seiner perspektivischen Farbgebung des 15. Jahrhunderts. Danach laufen wir an der unteren Pfarrkirche St. Jodok (14. Jh.) vorbei, immer geradeaus auf den großen Marienplatz mit seinen zahlreichen stattlichen Bürgerhäusern. Wir orientieren uns nach rechts auf den hohen Blarerturm neben dem früheren Waaghaus zu, rechts das Lederhaus, ein Renaissancebau mit üppiger Bemalung. Zwischen dem Waaghaus und dem rot gestrichenen spätgotischen Rathaus (15. Jh.) schlängeln wir uns durch in die Marktstraße, die auf das Obere Tor zuläuft – hier befinden sich u. a. zwei sehenswerte Museen: das historische Humpis-Quartier und die Präsentation der Spielefirma Ravensburger. Neben dem am Hang ansteigenden langen Bau des alten Franziskanerinnenklosters (18. Jh.) geht es nun die Treppen hinauf zum bekannten Ravensburger Wahrzeichen: dem 51 Meter hohen Turm der Stadtbefestigung, der die Burg in Schach halten sollte, »Mehlsack« benannt wegen seiner weißen Farbe.

Von der Veitsburg nach St. Christina

Erst die Welfen, dann die Staufer ließen den Berg über Ravensburg mit einer umfangreichen Burganlage versehen. Einst von großer Bedeutung, wurde sie Sitz der schwäbischen Landvögte, die des Öfteren im Streit mit der Stadt Ravensburg lagen, weshalb der Mehlsack gebaut wurde. Wohl schon ab dem 14. Jahrhundert bewohnten diese nur noch die Nordspitze, der Rest verfiel. Der vordere Teil wurde zwar noch einmal 1553 zu einem imposanten Renaissancebau umgestaltet, doch kurz vor Ende des Dreißigjährigen Krieges zerstörten die Schweden 1647 die Anlage, der Landvogt zog nach Weingarten, auf dem Berg blieben ein paar Wirtschaftsbauten und die Burgkapelle St. Veit, zu der sich eine Wallfahrt bildete. Johann Caspar Bagnato erbaute auf Veranlassung der Stadt dort ein Barockschlösschen (1751/52). Es dient heute als Wirtshaus, die alten Ökonomiebauten als Jugendherberge – verschwunden ist die 1833 abgebrochene Veitskapelle.

Von hier oben hat man einen großartigen Aus- und Überblick über Ravensburg, Weingarten und das untere Schussental. Aus dem Burgtor tretend halten wir uns rechts. Das Burgplateau entlang, wo von den früheren Ruinen nichts mehr zu sehen ist, gehen wir bis zum kurzen Abstieg, um dann gleich wieder links hinauf Richtung Sankt Christina (ab 1197 erwähnt) zu laufen; beide Wege, ob links oder rechts, führen direkt zur Kirche. Obwohl sie von der Lage her den Anschein erweckt, war diese keine Wallfahrts-, sondern eine reguläre Pfarrkirche für die umliegenden Weiler, aber auch für die Bewohner der angrenzenden Ravensburger Stadtviertel.

Die Weißenau

Ravensburg, die stolze Reichsstadt, war sowohl im Norden mit Weingarten als auch im Süden mit der Weißenau von zwei bedeutenden Reichsabteien umgeben. Wir gehen nach Süden, vom schönen Ensemble um Sankt Christina aus rechts an der Schule und den Tennisplätzen entlang, bis wir nach gut 300 Metern rechts hangwärts abbiegen (spätere Banneggstraße). Zwischen Viehweiden, Gärten und Sommerhäusern laufen wir in Kurven in die Hangsiedlung hinein. Die Doppeltürme der Abteikirche sind schon zu sehen und dienen uns als Groborientierung beim Geschlängel durch die Wohnhäuser: Man gehe jeweils links und immer bis zum nächsten Weg oder der nächsten Treppe rechts hinunter (z. B. Federburgstraße–Tettnangerstraße–Ebertstraße–Hindenburgstraße). Hier halten wir uns links, dann rechts um das Kaufland herum zur Fußgängerampel und von dort links in die Ravensburgerstraße, wo schon das Ortsschild Weißenau steht.

Die Straße führt direkt auf das Euthanasiedenkmal zu, das an die Tötung von Insassen der in den Klosterbauten untergebrachten Psychiatrischen Klinik unter den Nationalsozialisten erinnert. Von dort rechts zum Busbahnhof und hier links auf das Abteigelände der einstigen Prämonstratenserreichsabtei, das wir durch ein schönes barockes Torhaus (1740) betreten. Nach der etwas aufreibenden vorherigen Durchquerung der Siedlungen können wir hier die Stille und Anmut des Klostervorplatzes genießen. Die Kirche St. Peter und Paul selbst ist ein Meisterwerk des Vorarlberger Baumeisters Franz Beer (siehe auch Tour 23) aus den Jahren 1717 bis 1724, der Chor ist gut hundert Jahre älter.

Nach Mariatal

Schon wer auf dem Vorplatz steht, wird von der rechts anschließenden Allee geradezu angelockt. In absoluter Geradlinigkeit verläuft sie in die Ferne. An ihrem Anfang und Ende steht jeweils eine kleine Kapelle, einst Auftakt und Schlusspunkt eines heute verschwundenen Kreuzwegs. Dieser führte vom Herren- zum Frauenkloster. Den Männern war das gar nicht so recht, weshalb das Frauenkloster nach anfänglicher Überbelegung im 14. Jahrhundert stillschweigend aufgegeben wurde. Geblieben ist die im Kern romanische und barock umgebaute Klosterkirche. Außen schlicht, weist sie im Innern eine schöne Barockausstattung und einige Grabmäler auf.

Der Weg nach Oberzell

Vom Friedhof aus laufen wir die Verlängerung der Allee durch Mariatal bis an den Rand des dort beginnenden Industriegebietes. Nun nehmen wir rechts den Fahrradweg in Richtung Friedrichshafen. Nahe der Schussen laufen wir bis Weihertobel und im Ort rechts durch diesen hindurch, bis wir kurz vor einem Wäldchen rechts Richtung Aich abbiegen. Auf dem Wanderweg geht es durch die Gehöfte bis zur Landstraße und dort erneut rechts nach Oberzell. Nach der Schussenbrücke wartet auch schon der kleine Bahnhof am Dorfanfang auf uns. Die BOB-Bahn bringt uns nach Ravensburg (Richtung Aulendorf) zurück.

Touren-Charakter

Abgesehen vom kurzen Anstieg hoch zur Veitsburg sehr leichte, insgesamt gut befestigte Strecke mit kürzeren Abschnitten durch Stadtgebiete.

Ausgangspunkt

Ravensburg Bahnhof

Endpunkt

Oberzell Bahnhof

Eine Weihnachtskrippe

... ganz besonderer Art kann man Ende Dezember bis Anfang Februar in Sankt Christina bewundern. Zwar sind es nur wenige Figuren, doch diese stammen aus den Jahren um 1630. Sie sind nicht nur künstlerisch hochwertig, sondern die ältesten ganz Oberschwabens.

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