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Wandern Bodensee: Von Markdorf nach Salem

Anspruch:
mittel
Dauer:
04:00 Std.
Länge:
16 km
Aufstieg:
105 m
Abstieg:
105 m

Vom Fürstbischof zum Abt. Den Linzgau durchwandern wir von dessen heimlicher Hauptstadt Markdorf über das Weindorf Bermatingen nach Salem, der so mächtigen wie prächtigen einstigen Reichsabtei, uns vielleicht mehr als Internat bekannt.

Beschreibung

In Markdorf

Vom Bahnhof aus gelangt man über die Bahnhofstraße direkt in die Altstadt. Genauer: direkt vor das Bischofsschloss mit seinem von einem Treppengiebel gekrönten unübersehbaren Wohnturm aus dem 16. Jahrhundert. Stadtherr war seit dem 14. Jahrhundert der Konstanzer Fürstbischof, der Markdorf, damals bereits eine Stadt, zum Zentrum seiner Besitzungen im Linzgau und zur Sommerresidenz erhob. Die Stadt vermittelt bis zum heutigen Tag einen schönen geschlossenen Eindruck mit vielen stattlichen Gebäuden diverser Epochen. Überragt wird der hohe Burgturm durch denjenigen der Pfarr- und ehemaligen Chorherrenstiftskirche St. Nikolaus. Vom weiten Platz hinter der Kirche kann man in alle Richtungen voranschreiten: Richtung Osten in die sehr adrett gestaltete Straße zum Obertor mitseinem gotisch restaurierten Durchlass, vor dem die Mauritiuskapelle (14. Jh.) liegt. Richtung Norden zum Spital, dem ehemaligen Kapuzinerinnenkloster mit barocker Kirche samt Inventar. Richtung Süden zum markanten Hexenturm mit Gefängnis, nun Museum. Oder gen Westen in die Fußgängerzone, die durch das Untere Tor auf die Hauptstraße weiterführt.

Nach Bermatingen

Wir laufen die Hauptstraße entlang bis zum Ortsrand, wo der Fahrradweg nach Bermatingen beginnt. Nach kurzer Zeit kommen wir an einem einsamen Hof vorbei, rechts sehen wir den kleinen Ortsteil Wangen an den Weinberghängen. Ein auffälliger Bildstock verweist auf düstere Vergangenheit: Hier schleppten sich einst die Verurteilten zum Galgenberg links von uns … Wesentlich entspannter als diese können wir weitergehen bis Bermatingen; wir verlassen nun das fürstbischöfliche Gebiet und werden zu Untertanen des nächsten geistlichen Herrn, des Abtes von Salem. Hier folgen wir der Durchgangsstraße (erst Markdorfer, dann Salemer Straße). Bermatingen ist zu Recht berühmt für seine schönen und gut erhaltenen Fachwerkbauten überwiegend des 18. Jahrhunderts, darunter das Rathaus mit seinem Dachreiter und Vordach zum Durchschreiten sowie das Salemer Amtshaus (16. Jh.) gegenüber. Die Kirche dagegen liegt außerhalb am Ortsrand. Über den Kirchweg links durch die moderne Siedlung kommen wir zu dem sehr großen romanisch-spätgotischen Bau mit dem frühgotischen Turm. Das dreischiffige Gotteshaus ist mit wertvollen mittelalterlichen Fresken über und über bemalt.

Nach Salem, Salem und Salem

Vom Friedhof aus laufen wir über den Kirchweg links wieder auf die Salemer Straße und erneut links an dieser entlang bis hinter die Tankstelle, wo wiederum links ein Weg unter der Bahnlinie hindurch in ruhigere Gefilde abzweigt. Dahinter am Wegweiser gleich rechts durch die weite Wiesenlandschaft. Der Weg führt nun bald wieder am Bahndamm entlang – wir bleiben stets links von diesem – bis nach Salem. Doch Salem ist nicht gleich Salem. Was man landläufig darunter versteht – das heutige »Schloss« –, ist genau genommen der kleinste Teil der Gemeinde, aber eben der namengebende. Unser erstes Teilziel ist somit – auch auf den Wegweisern – Neufrach. Weiter hinten links am Horizont ist das Renaissanceschloss Heiligenberg zu erkennen. Dorthin kommen wir zwar nicht, doch unterqueren wir nun schon am Neufracher Ortsrand die Bahnlinie und laufen in Richtung Gasthof Apfelblüte. Wir folgen der Radwegbeschilderung durch die Aachstraße bis zum Verkehrskreisel, den wir geradeaus überqueren in Richtung Mimmenhausen, dem nächsten Salemer Ortsteil. In diesem bleiben wir stets an der Alten Neufracher Straße (rechts am Supermarkt vorbei). Diese trifft letztlich auf die Bodenseestraße, und wir gehen nach rechts. Am Ortsrand von Mimmenhausen erreichen wir wieder einen Wanderweg.

Salem

Hier ist das »Schloss« bereits angeschrieben. Die großen Weiher links von uns waren die Fischgründe des Klosters. Einer von ihnen ist heute ein sehr attraktiv gestaltetes kostenloses Freibad mit großem Freizeitbereich. Nun sind wir angekommen in … nein, nicht Salem, in Stefansfeld. Wir können uns aber hier gleich schon mal an die folgenden Prachtbauten gewöhnen und uns die hochbarocke Kuppelkirche Maria de Victoria im kleinen Friedhof ansehen, ein Werk des Franz Beer (1710). Im Anschluss links befinden sich erste Wirtschaftsbauten des Klosters.

Die Straße führt uns direkt auf das außerhalb gelegene Gelände der einstigen Reichsabtei Salem zu. Rückkehr zu Armut und Strenge war einst das Motto der Zisterzienser, als sie das Kloster 1137 in damals noch Salmannsweiler gründeten. Die Abtei wurde zur wichtigsten der Region; Reformation und Dreißigjähriger Krieg brachten zwar Rückschläge, das 18. Jahrhundert aber noch einmal einen imponierenden Aufschwung, dem wir u. a. das heutige Aussehen und auch die Birnau (siehe Tour 6) zu verdanken haben. 1759 entstand in Salem die erste Sparkasse auf deutschem Boden.

Das sehr große, noch immer von einer turmbewehrten Mauer umringte Gelände beherbergt heute allerlei Attraktionen. Das Schloss, so genannt nach »Übergabe« des 1803 säkularisierten Klosters an die Markgrafen von Baden (seit 2009 in Besitz Baden-Württembergs) und das Münster sind leider nur per Eintrittskarte zugänglich (April–Oktober, Montag bis Samstag 9.30–18 Uhr, Sonntag 10.30–18 Uhr). Nachdem wir das rosafarbene Untere Tor durchschritten haben, ein Werk des Joseph Anton Feuchtmayer, blicken wir auf den fulminanten Kontrast des hochgotischen Münsters (um 1290–1414) mit den Barockbauten rings umher.

Bekannt ist Salem heutzutage für sein sich elitär gebendes Internat, es bietet aber weit mehr. Verteilt auf die zahlreichen Gebäude findet man Gaststätten, insbesondere Wein aus heimischer Produktion – es gibt sogar einen kleinen Schauweinberg –, dazu viele Handwerksbetriebe mit Ladenverkauf und ein Feuerwehrmuseum (Öffnungszeiten wie oben). Von den Parkplätzen aus laufen wir rechts nun direkt über die Wiesen den schnurgeraden Weg zurück nach Mimmenhausen. Wieder auf der Bodenseestraße, biegen wir im Zentrum am Rathaus in die Bahnhofstraße links ein, der wir sehr lange bis zum Bahnhof Salem folgen, wo uns das Seehänsele nach Markdorf zurückbringt.

Touren-Charakter

Lange, aber sehr flache und gut befestigte Strecke, zu Beginn leider nah an der Straße.

Ausgangspunkt

Markdorf Bahnhof

Endpunkt

Salem Bahnhof

Verschwundene Orte?

Waren Sie schon einmal in Sermatingen? Salmannsweiler? In Hofen oder der alten Reichsstadt Buchhorn? Vermutlich schon, zumindest wenn Sie unseren Touren folgen. Aus Sermatingen wurde 1826 Ludwigshafen, aus Salmannsweiler schon Mitte des 12. Jahrhunderts Salem. Das Kloster Hofen und die Reichsstadt Buchhorn schloss der neue Besitzer, der König von Württemberg, 1811 kurzerhand zu Friedrichshafen zusammen.

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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.