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Bergwandern
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Wandern Bodensee: Von Liggeringen nach Bodman

Anspruch:
schwer
Dauer:
03:30 Std.
Länge:
13 km
Aufstieg:
245 m
Abstieg:
245 m

Burgen, Bisons und der Bodensee. Auf und ab geht es über den Bodanrück zum Ende des Überlinger Sees in eine kleine Ortschaft mit großer Vergangenheit: Bodman. Dieser haben wir neben einer verwirrenden Anzahl von Burgen auch den Bodensee zu verdanken.

Beschreibung

Liggeringen

Hier im Hinterland der Stadt Radolfzell, wo der Bodanrück langsam ausläuft, liegen mehrere oft sehr alte Ortschaften, darunter auch unser Ziel Liggeringen. Das hügelige Dorf wird überragt von der Pfarrkirche St. Georg, die auf einer Anhöhe über der Ortsmitte thront. Anfang des 20. Jahrhunderts hat man sie erweitert, im alten Chor, der jetzigen Seitenkapelle, steht noch der barocke Hochaltar, während das Langhaus mit bunten neoromanischen Fresken dekorativ bemalt wurde. Von der Dorfmitte aus laufen wir am Gasthof zum Kranz vorbei über die Dettelbacherstraße und biegen dann rechts in die Straße zur alten Kirche ab.

Auf dem Weg zum Frauenberg

Die Straße steigt stark an und mündet zwischen einem alten und neuen Wasserspeicher in den Wald. Nach einer Lichtung kommen wir, wieder im Wald, an eine Wegkreuzung. Wir orientieren uns an dem grauen Schildchen und nehmen damit die (legale) Abkürzung über einen Pfad direkt durch den Wald. Gleichwohl kann man auch den gelben Markierungen in Richtung »Bodenwald« folgen, das ist etwas bequemer und nur wenig länger – leider ist aus unerfindlichen Gründen der Frauenberg selbst nur hin und wieder angeschrieben. Wieder auf einem breiteren Weg, laufen wir kurz links und anschließend beim nächsten grauen Wegweiser wieder rechts auf den nächsten Pfad. Gelegentlich geht es über Holzbohlen immer höher hinauf. An einer älteren Stromleitung angekommen, sind wir auf der Hochebene, wenden uns nach rechts und folgen dem Wegweiser in Richtung »Bisongehege«. An diesem geht es nun entlang und an der nächsten Abzweigung links, Richtung Bodenwald. Links die Bisonherde, rechts wunderbare Ausblicke auf den Überlinger See – wir sind auf der Höhe angelangt. Leicht bergab wandern wir nun zum mehrfach erwähnten Bodenwald, einem Ausflugslokal, das auch Bisonfleisch anbietet, was man ja nun nicht alle Tage hat.

Der Frauenberg

Kurz vor dem Hof ist wiederum eine Großkreuzung. Wir laufen talwärts und rechts weiter zum Frauenberg. Der Weg ist breit und gut befestigt, aber besonders zum Ende hin extrem steil; auch sollte man schwindelfrei sein, die Hänge stürzen zum Ufer hin stark ab. Dann steht mandirekt vor dem Kloster Frauenberg (592 m, von 1610), einem treppengiebeligen Bau mit seinem kleinen Türmchen. Der Eingang ist auf der Seeseite, wo man den Ausblick unter dem markanten Kreuz genießen kann. Einst errichteten die Herren von Bodman hier Mitte des 13. Jahrhunderts ihre erste Höhenburg, die jedoch schon bald durch einen Blitzeinschlag mit Großbrand zerstört wurde. Doch es kam noch schlimmer: Alle anwesenden Familienmitglieder kamen bei dem Feuer um, nur der kleine Johann konnte von seiner Amme gerettet werden, die ihn in einem Eisenkessel aus dem Fenster herabließ. Der Kessel wird noch heute im Schloss Bodman aufbewahrt. Die dankbare Restfamilie stiftete ihre Stammburg dem Kloster Salem, das auf dem Berg eine Wallfahrtskapelle und ein Priesterhaus errichtete.

Bewohnt wird das Kloster Frauenberg inzwischen von einer katholischen Laiengemeinschaft. Man sollte unbedingt eintreten, zu Gebetszeiten ist der Frauenberg allerdings nicht zugänglich (siehe Aushang). Die rechte Tür öffnet sich in einen urigen Gang, die Kapelle befindet sich am Ende und ist eine echte Überraschung. Hier reihen sich Kunstwerke verschiedener Jahrhunderte und von hoher Qualität aneinander, nicht die einzigen Zeugnisse der Beliebtheit der Wallfahrt zu dem Marienbild im barocken Hochaltar. Über einen serpentinenartig gewundenen, aber nicht mehr so steilen Kreuzweg geht es hinab Richtung Bodman; unterhalb des Klosters verweist ein Denkmal auf die einstige Kesselfundstelle. Im Ort angekommen, folgen wir rechts den Schildern zum Schlosspark.

Bodman

Lac du Constance, Lake Constance, Llac de Constanca. Fast überall auf der Welt bekannt als »Konstanzer See«, wird er nur in seiner Heimatsprache Bodensee genannt. Tatsächlich war Bodman mit seinem Königshof seit dem 8. Jahrhundert einer der wichtigsten Orte der gesamten Region. Später ging es mit der Bedeutung bergab, zurück blieben ein kleiner, ruhiger Ort – ohne Bahnanschluss oder Durchgangsverkehr, aber mit einem Adelsgeschlecht, das hier noch immer wohnt. Die von Bodman bauten auf den Resten der Pfalz ihre erste Burg im Ort, zogen dann hinauf auf den Frauenberg, bis dieser 1307 abbrannte, zogen kurzerhand auf den noch höheren Nachbarberg und errichten Burg Alt-Bodman, die also gar nicht so alt ist, sondern nur weit oben liegt – das lateinische altus bedeutet schlicht »hoch«. Die Burg wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört, man zog zwischenzeitlich nach Espasingen, dann aber Mitte des 18. Jahrhunderts wieder ins namensgebende Bodman, erbaute erst ein Barockschlösschen, dann ab 1830 das noch vorhandene klassizistische rosa Schloss, vor dem wir nun stehen. Es ist eine stattliche Vierflügelanlage. Hier wohnen noch heute die inzwischen Grafen gewordenen von und zu Bodman.

Die Vergangenheit spiegelt sich neben den beiden Burgen auf den Bergen am besten noch in der Pfarrkirche St. Peter und Paul (vom 10. Jh.) gleich neben dem Schloss. Ihr Turm mit dem markanten Dach neigt sich übrigens deutlich in Richtung See. In ihr sollte man die Holzdecke (17. Jh.) und die Grabmäler der Bodman in der Seitenkapelle würdigen. Durch eine der Seitensträßchen, z. B. die Seestraße, biegen wir rechts ab Richtung Ufer. Im alten Torkelgebäude stand die Weinpresse. Torkeln bedeutet »drehen«, folglich torkelt so mancher während und nach der Weinernte. An der Promenade fällt noch das mittelalterliche Torhaus auf, anschließend laufen wir weiter am See und vielen Gaststätten vorbei bis zur Weilerkapelle, wo wir wieder links hoch zum Friedhof (mit neueren Grabstätten der Grafenfamilie) abbiegen. Wiederum hinter dem Friedhof links ab geht es an einem Brunnen und einer jahrhundertealten Esche zum zinnengekrönten Wasserspeicher zurück und auf den uns schon bekannten Weg am Fuß der Bodmaner Hausberge.

Ruine Alt-Bodman

Nun nehmen wir rechts hinauf die Ruine Alt-Bodman (627 m) in Angriff. In gewundenen Schleifen und durch einen felsigen Hohlweg gelangen wir vor den Eingang der imposanten Ruine, die als Nachfolgerin des Frauenberges Anfang des 14. Jahrhunderts errichtet und später den neuen Begebenheiten (Artilleriebeschuss) angepasst wurde – vergebens, die Franzosen zerstörten den Bau 1643. Die von Bodman zogen fortan lieber ins Tal. So weit oben zu wohnen, war den Adeligen des 17. Jahrhunderts einfach zu mühsam geworden, deshalb hatte man wohl wenig Lust zum Wiederaufbau. Dies bescherte Bodman (und Espasingen) ein hübsches neues Schloss und eine hübsche alte Ruine.Über den Waldweg hinter der Burg geht es nun wiederum zum Bodenwald und an den Bisons vorbei über den schon bekannten Weg zurück nach Liggeringen. Wer die Abwechslung liebt, kann nun etwas variieren und den gelben statt den grauen Schildern folgen.

Touren-Charakter

Lange, anspruchsvolle Strecke mit vielen Anstiegen und teils steilen Abstiegen für geübte Wanderer. Die Wege sind jedoch überwiegend gut befestigt, naturgemäß sind festes Schuhwerk und Trittsicherheit Pflicht, auch sollte man schwindelfrei sein.

Ausgangspunkt

Liggeringen Dorfmitte

Endpunkt

Liggeringen Dorfmitte

Tipp

Der akribisch gepflegte englische Schlosspark ist für Besucher von April bis Oktober montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr zugänglich.

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