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Wandern Bodensee: Von Kreuzlingen nach Münsterlingen

Anspruch:
leicht
Dauer:
02:30 Std.
Länge:
8.5 km
Aufstieg:
20 m
Abstieg:
20 m

Wo man zu leben versteht. Früher lebten hier Äbte und Äbtissinnen in ihren Klöstern und Sommerresidenzen, heute sind die Dörfer bei Kreuzlingen beliebte Wohnorte der Prominenz. Ein schöner Ausklang ist der Seeburgpark.

Beschreibung

Zum Kloster Kreuzlingen

Aus dem Bahnhofsgebäude der Station Kreuzlingen Bahnhof Hafen kommend, laufen wir links über die Hafenstrasse bis zur rechts hochführenden Wasenstrasse; bei den ersten Ökonomiegebäuden des Klosters biegen wir rechts in den Klosterhof ab, spätestens aber auf der Hauptstrasse. Das Augustinerkloster ist eine stattliche Barockanlage, wurde einst im 10. Jahrhundert als Spital vor den Stadtmauern der Bischofsstadt Konstanz gegründet und mit einer Kreuzreliquie ausgestattet – daher der Name –, und im 12. Jahrhundert in ein Kloster umgewandelt. Da die Schweden es im Dreißigjährigen Krieg als Stützpunkt für ihren gescheiterten Angriff auf Konstanz genutzt hatten, zerstörten die empörten Nachbarn das Kloster restlos. Nur unter der Bedingung, es weiter von den Mauern der Stadt weg zu verlegen, konnte es um 1650 an der heutigen Stelle wiederaufgebaut werden. 1848 wurde es aufgehoben und in einer großen Brandkatastrophe 1963 ein Raub der Flammen, jedoch detailgetreu rekonstruiert. Niemand wird folglich merken, dass er sich in einem 1960er-Jahre-Bau befindet, wenn er die barocke Klosterkirche betritt. Die prunkvolle Ölbergkapelle an der Seite ist jedoch das Original.

Am See nach Bottighofen

Das Klosterareal verlassen wir über den gleichen Weg bis zur Hafenstraße. Diesmal überqueren wir die Bahngleise in die Promenadenstrasse und folgen ihr Richtung Jachthafengelände. Über lange Zeit führt unser Weg nun direkt am unbebauten Ufer entlang, bis die ersten Häuser Bottighofens auftauchen. Durch einen hübsch angelegten Garten mit Stegen kommen wir an den Bottighofer Hafen, wo es mehrere Verpflegungsmöglichkeiten gibt, u. a. das »Schlössli« (17. Jh.), nicht nur wegen seiner Lage ein beliebtes Restaurant. Wir streifen nur das Hafengelände und halten uns links, wo der Weg zum Freibad Röösli abzweigt. Von dort begeben wir uns in Richtung Bahnlinie und laufen links an ihr entlang. Der Seeweg führt an zahlreichen Villen vorbei, in Bottighofen und dem Nachbarort Scherzingen lebt man landschaftlich schön, architektonisch modern und steuerlich privilegiert – manch prominenter Zeitgenosse vor allem aus dem nördlichen Nachbarland macht sich dies zunutze.

Münsterlingen

In der Nähe der Kläranlage Münsterlingen kann man entweder einen kleinen Pfad um das Sportgelände herum direkt am Ufer wählen (als Wanderweg beschildert) oder geradeaus an der Bahnlinie über die Hafenfeldstrasse weiterlaufen. Vor der Bahnüberführung treffen beide Varianten wieder zusammen. Hier beginnt das Gelände der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen. Das alte Kloster Münsterlingen liegt in Sichtweite auf einer kleinen Landzunge. Womöglich schon im 10. Jahrhundert lebten dort Benediktinerinnen, doch ihr Kloster wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Zwar bauten sie es wieder auf, doch das feuchte Klima direkt am Ufer veranlasste die Äbtissin kurz nach 1700, etwas höher einen Neubau zu errichten. Zu diesem machen wir uns nun auf. Wir nehmen die Unterführung und laufen links zum Bahnhof Münsterlingen-Scherzingen, von dort links in die Seestrasse bis zum Kreisel und rechts zur schon sichtbaren Abtei – heute das Thurgauische Kantonsspital.Der berühmte Vorarlberger Baumeister Franz Beer schuf in den ersten beiden Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts einen vierseitigen Barockkomplex, der heute den Kern des Spitals bildet. Die ehemalige Klosterkirche mit ihrer reichhaltigen Ausstattung ist bis zum perspektivischen Gitter geöffnet.

Noch ein Abstecher nach Landschlacht

Wir überqueren den Klinikparkplatz und biegen am Hubschrauberlandeplatz rechts ab auf den kleinen Weg, der nach etwa 150 Metern links in die Bachstrasse in Richtung Landschlacht führt. Dieses etwas zersiedelte Dorf mit dem kuriosen Namen verbirgt ein Kleinod: dieLeonhardskapelle, eine der ältesten Kirchen des Bodenseeraumes, auf einer Wiesenlichtung gelegen. Der vordere Teil des Langhauses entstammt noch dem 10. Jahrhundert, die Fundamente der karolingischen Zeit, der Chor aus der Gotik. Damit nicht genug, ist das Kirchlein innen über und über mit Fresken des Hoch- und Spätmittelalters bemalt und begeistert internationale Kunsthistoriker wie auch die wandernden Besucher.

Von Landschlacht aus kann man über Seeuferstrasse (von der Kirche links hinab) zum Bahnhof Landschlacht laufen und von dort zurück nach Kreuzlingen, oder mit der grenzüberschreitenden Buslinie 908 an der Haltestelle Vorderdorfstrasse (von der Kirche links über Seeuferstrasse in die Schulstrasse) über Kreuzlingen nach Konstanz fahren. Natürlich kann man den Weg auch zurücklaufen, indem man etwas variiert und zum Beispiel durch die oberen Dörfer Scherzingens und Bottighofens läuft, wo man auch gut rasten kann.

Ausklang im Seeburgpark

Wer noch Zeit hat, der sollte nach der Rückkehr in Kreuzlingen die Wanderung im Seeburgpark ausklingen lassen: Es ist nicht nur eine der größten, sondern wohl auch die schönste der Parkanlagen am Bodensee. Wieder am Kreuzlinger Hafenbahnhof angekommen, nehmen wir den schon bekannten Weg links bis zum Bahnübergang und überqueren die Gleise in den Promenadenweg (am besten über die dritte Abzweigung links Richtung Seemuseum, Dienstag bis Sonntag 11–17 Uhr geöffnet, im Winter kürzer). In diesem Teil zeigt sich der Park mit Wiesen und Schilffeldern noch naturbelassener. Dahinter versteckt sich die Seeburg, einst Sommerschlösschen der Kreuzlinger Äbte, die im 19. Jahrhundert stark im Geist desHistorismus verändert wurde und heute ein gediegenes Restaurant und Tagungszentrum beherbergt. Im vorderen Park erwartet uns schließlich Freizeitkultur pur: ein riesiger Spielplatz, Liegewiesen zum Entspannen, ein frei zugänglicher Zoo mit zahlreichen Tieren und eine Aussichtsplattform mit einem wunderbaren Blick auf den See.

Touren-Charakter

Sehr leichte Strecke ohne größere Anstiege, mit einigen Passagen am Seeufer. Die Kurzvariante Kreuzlingen-Seeburgpark bis Bottighofen Freibad auch mit Kindern gut geeignet.

Ausgangspunkt

Kreuzlingen Bahnhof Hafen

Endpunkt

Landschlacht

Prozession bei Seegfrörne

In der Klosterkirche Münsterlingen steht eine Büste des hl. Johannes gleich hinter dem Gitter. Sie wurde 1963 während der letzten Seegfrörne von der Hagnauer Kirche über den zugefrorenen See hierhergetragen. Die Prozessionen finden seit 1573 statt (danach 1684, 1695, 1796, 1830 und 1963). Nun wartet der Heilige seit über fünfzig Jahren auf den nächsten Aufenthalt in Hagnau.

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