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Wandern Bodensee: Vom Mägdeberg auf den Hohenkrähen

Anspruch:
schwer
Dauer:
02:00 Std.
Länge:
6.5 km
Aufstieg:
180 m
Abstieg:
180 m

Auf den Hegauer Vulkanruinen. Vulkanruinen im Hegau? Zwar ist es nicht Pompeji, aber doch ziemlich spektakulär: Auf jahrmillionenalten hohen Vulkangipfeln wurden im Mittelalter fast uneinnehmbare Burgen errichtet.

Der Offerenbühl: ein Hügelchen zwischen den beiden Burgenwandern, schwer
Der Offerenbühl: ein Hügelchen zwischen den beiden Burgen© Benedikt Grimmler
Beschreibung

Vulkanrelikte

Vulkankegel sind im Hegau schon mit bloßem Auge leicht auszumachen. Vor 15 bis 10 Millionen Jahren entstanden, stehen sie in Form von Zuckerhüten oft frei in der Landschaft, fast ausnahmslos gekrönt von einer Burgruine. Was wir heute sehen, sind harte Vulkangesteine, Basalt und Phonolith, die einst im Schlot der Berge stecken blieben und auch den Gletschern der Eiszeit standhielten.

Auf den Mägdeberg

Vom Bahnhof Mühlhausen-Ehingen laufen wir links hoch in das Dorf. Wir folgen der Schlossstraße, an der Josephskapelle vorbei. Kurz darauf geht es, gut gekennzeichnet, in Serpentinen rechts hoch zum Mägdeberg. Schon die Kelten verehrten dort drei weibliche Gottheiten, und diese Tradition blieb über alle Jahrhunderte abgeändert erhalten. Anfang des 13. Jahrhunderts erbauten die Reichenauer Äbte die erste Burg, zu der auch eine Marienwallfahrt und später eine zur hl. Ursula führte. Nach Zerstörungen verfiel die Burg bis auf die Ursulakapelle; 1788 wurde auch die Wallfahrt aufgegeben.

Schon vom Wanderparkplatz aus präsentiert sich der Mägdeberg in all seiner Größe – die Festung ist die ausgedehnteste nach dem Hohentwiel. Dass hier in der Frühen Neuzeit noch einmal aufgerüstet wurde, ist an den großen Rundtürmen der Außenmauern gut erkennbar. Die Ruine ist ein echtes Erlebnis für alle Burgenliebhaber. Festes Schuhwerk empfiehlt sich, da es vor den Toren oft über glattes Felsgestein geht. Im Burginnern sollte man zudem trotz allem darauf achten, wohin man seine Füße setzt, Löcher in den Mauern und im Boden sind keine Seltenheit.

Zwischen zwei Burgen

Nach Verlassen des Mägdeberges wenden wir uns links ein kurzes Stück auf schon bekanntem Weg zurück, bevor wir an der Wanderwegkreuzung rechts auf die Hochebene zwischen den beiden Vulkankegeln abbiegen. In der Mitte ragte eine Art Buckel, der 611 Meter hohe Offerenbühl, auf. Über einen Trampelpfad kann man ihn besteigen und vom Gipfelkreuz aus den Ausblick genießen. Der Weg führt nun links und anschließend rechts durch Gebüsch in Richtung der Vorburg.

Der Hohenkrähen

Obwohl er durch seine Spitzigkeit nicht so wirkt, ist der Hohenkrähen tatsächlich einige Meter niedriger (643 m) als der Mägdeberg, doch dafür deutlich steiler. Vorerst stehen wir vor den einzig erhaltenen Bauteilen der am Fuße des Vulkans gelegenen Vorburg. Nach Durchschreiten des erstenTores beginnt der Aufstieg. Bei Schnee und Eis oder bei schlechtem Wetter sollte man keinesfalls weitergehen, denn der zwar durch ein Geländerseil abgesicherte steile Aufstieg über den Felspfad erfordert teils Kletterkünste und natürlich richtiges Schuhwerk. Es ist ein kleines, lohnendes Abenteuer – wer unsicher oder schlecht zu Fuß ist, sollte es sich gut überlegen.

Auch der Hohenkrähen hat eine faszinierende Geschichte. Die Herren von Friedingen errichteten dort Ende des 12. Jahrhunderts ihren Hauptsitz und hielten sich dank dieser Bergfestung für unantastbar – nicht zu Unrecht, denn tatsächlich war es im Mittelalter nicht möglich, solch eine Burg einzunehmen. Doch die Friedinger überschätzten sich. Eine kaiserliche Truppe unter dem berühmten Landsknechtsführer Georg von Frundsberg rückte 1512 heran und machte dem Treiben der Friedinger ein Ende. Die Burg zerfiel nach weiteren Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg und wurde endgültig aufgegeben.

Durch mehrere Toranlagen gelangt man auf kleinere Plateauflächen und von dort auf die eigentliche Spitze, wo einst die Hauptburg stand. Der Blick geht weit in die Landschaft von Engen bis Singen und darüber hinaus, direkt vor uns liegt übrigens Schlatt unter Krähen, dessen Schloss gut zu erkennen ist. Dort wohnen – deutlich bequemer – die heutigen Besitzer des Hohenkrähen.

Der Abstieg nach Mühlhausen

Über die Vorburg und danach gleich links aufeinem kleinen Pfad, wiederum durch den Wald, gelangen wir erstaunlich schnell an den Fuß des Berges. Sollte uns hier etwas Merkwürdiges passieren, liegt das bestimmt am Poppele: Um den Hohenkrähen geistert der Poppele herum, ein bösartiger Burgvogt, der aufgrund seiner Taten dazu verdammt ist, auf ewig um den Berg herum sein Unwesen und allerlei Schabernack zu treiben, zum Glück meist harmloser Natur.

Auf dem Radweg neben der Landstraße angekommen, bleiben wir vorerst links von dieser bis zu einer Brücke gegenüber der Mühlhausener Kirche. Darin befinden sich einige Grabmäler vormaliger Burgherren – und auch das des Poppele! Von der Kirche gelangen wir wieder auf die Schlossstraße und folgen ihr rechts ins Ortszentrum. Dort steht das rot bemalte einstige Schloss, später Brauerei und Gasthof. Gegenüber liegt neben dem modernen das hübsche alte Rathaus mit seinem kleinen Dachreiter. Über schon bekanntem Weg geht es zurück zum Bahnhof.

Touren-Charakter

Es wechseln sich teils gut befestigte Wanderwege, teils steile Trampelpfade mit mittlerem bis schwerem Charakter. Der Mägdeberg ist einfach zu besteigen, der Hohenkrähen nur für geübte Wanderer. Trittsicherheit und festes Schuhwerk sind bei beiden Pflicht.

Ausgangspunkt

Bahnhof Mühlhausen-Ehingen

Endpunkt

Bahnhof Mühlhausen-Ehingen

Noch mehr Vulkanruinen

Deutschlands größte Festungsruine auf dem Hohentwiel über Singen (686 m) kostet Eintritt, frei zugänglich sind die Burgen auf dem Hohenhewen (846 m, siehe Tour 16), dem Hohenstoffeln (832 m) nahe Hilzingen, dem Hewenegg (812 m) bei Mauenheim und dem Neuhewen bei Engen, mit 864 Metern der höchste der Ruinenberge.

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