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Wandern Bodensee: Über die Insel Werd nach Öhningen

Anspruch:
leicht
Dauer:
02:30 Std.
Länge:
7 km
Aufstieg:
35 m
Abstieg:
35 m

Uferwanderung durch die Kulturgeschichte. Über Kantons- und Ländergrenzen hinweg führt uns der Weg von Eschenz nach Öhningen am Ufer des Übergangs vom Bodensee zum Rhein durch die Jahrhunderte, ja Jahrtausende.

Beschreibung

Start in Eschenz

Gewissermaßen in direkter Fortsetzung von Tour 10 beginnen wir am Bahnhof Eschenz. Von dort links losgehend überqueren wir die Gleise sogleich und begeben uns in Richtung Kirche Mariä Himmelfahrt, einem Barockbau mit entsprechender Ausstattung. Die Frauenfelderstrasse hinab geht es über die Hauptstrasse direkt gegenüber in den Espigraben, doch sofort die erste Abbiegung links, der Lindenstrasse folgend auf den Rheinweg. Zahlreiche gut gestaltete Schautafeln erinnern hier im unteren Dorf an verschiedene Epochen der beträchtlichen Ortsgeschichte, die, durch spektakuläre Funde gut belegt, 5000 Jahre zurückreicht.

Ort der Stille: Insel Werd

Vom Rheinweg nun rechts hinab zum Ufer, die Insel Werd ist bereits angeschrieben. Auf einem langen Holzsteg geht es hinüber auf das kleine Eiland. Die Insel ist ein Kultur- und Naturdenkmal höchster Güte. Die Römer nutzten sie um 300 als Stützpfeiler einer Rheinbrücke, im 8. Jahrhundert wurde der Sankt Galler Gründungsabt Otmar aufgrund politischer Intrigen hierher verbannt. Nach seinem Tod wurde die noch vorhandene Kapelle gebaut. Obwohl Otmars Grab inzwischen leer ist – Mönche brachten seine Leiche zurück nach Sankt Gallen – und die Kirche noch die eine oder andere Veränderung erfuhr, konnte sie ihren romanisch-frühmittelalterlichen Charakter erhalten. Im Wohnbau nebenan, der ebenfalls aufromanische Wurzeln zurückgeht, leben Franziskanermönche. Hier öffnet sich der Blick nach Osten auf den Untersee; Untiefen und Wasserverfärbungen zeichnen sich ab, man erkennt, dass der See hier auf den Rhein zustrebt – für die Schiffer eine nicht ganz ungefährliche Passage.

Durchs Römerdorf ins Kastell

In Eschenz siedelten sich römische Zivilisten an, die den Schutz durch das nahe gelegene spät­antike Kastell Tasgaetium und die Handelsbeziehungen in den Norden an der Rheinbrücke zu schätzen wussten. Von der Insel Werd zurückkommend, laufen wir kurz bergan und dann rechts zurück auf den Rheinweg, der nun am Seeufer entlang, die Kantonsgrenze von Thurgau nach Schaffhausen überschreitend, zur Anhöhe Burg im Steiner südrheinischen Ortsteil Vor der Brugg führt. Etwa 100 Meter nach den ersten Bebauungen biegen wir links vom Ufer weg ins Chnebelgässli und sofort wieder rechts auf einen kleinen Pfad hinauf zum Römerkastell. Dieses beeindruckt noch heute durch seine oft meterhohen gut erhaltenen Mauern mit den markanten Turmfundamenten. Auf dem Plateau, dem ehemaligen Innenbereich der Festung, steht die evangelische Johanneskirche Burg, die älteste Kirche des Kantons Schaffhausen. Noch in der Spätantike hatten die ersten Christen das Gotteshaus innerhalb der zerfallenden Kastellmauern errichtet. Spätere Generationen fügten zahlreiche Umbauten zu, von der Romanik über die Gotik bis zum Barock.

Ein Abstecher nach Wagenhausen

Wir verlassen den Burgberg in Richtung neuer Rheinbrücke, gehen aber noch nicht hinüber, sondern biegen links in den Espiweg, dem Hinweisschild zur Propstei Wagenhausen folgend. An schönen Fachwerkhäusern und am Uferbad vorbei geht es durch das Dorf; mitten hindurch verläuft die Kantonsgrenze. In Wagenhausen direkt über dem Rhein gelegen wurde im 11. Jahrhundert eine kleine Benediktinerabtei gegründet, die später als Propstei der Abtei Allerheiligen in Schaffhausen unterstellt wurde – nicht dem in Sichtweite gelegenen Stein am Rhein. Die finanzielle Knappheit und die Aufhebung durch die Reformation sind für uns Besucher ein Glücksfall: Hier blieb ein fast unverändertes romanisches Gotteshaus von ergreifender Schlichtheit erhalten, nur das nördliche Seitenschiff trug man ab. Auch ein Teil der Klostergebäude mit dem romanischen Kreuzgang ist erhalten. Das Ensemble mit seiner schönen Lage über dem Wasser ist ein Geheimtipp abseits des wuseligen Stein am Rhein. Auf demselben Weg geht es nun zurück nach Vor der Brugg und nun links über die Rheinbrücke in die Stadt.

Stein am Rhein

Neben der Insel Mainau, Lindau und der Basilika Birnau ist Stein sicher der Touristenmagnet am Bodensee schlechthin. Dieser Ort hat sein spätmittelalterliches Aussehen mitsamt Stadtmauer, Höhenburg und großer Klosteranlage bestens bewahrt. Der Stadtkern mit dem berühmten Rathaus und den vielen bemalten Bürgerhäusern ist gerade im Sommer oft überlaufen. Wer sich aber in eines der Seitengässchen begibt, findet dort auch angenehme Ruhe vor.

Die Burg Hohenklingen über der Stadt wäre einen eigenen Ausflug wert. Heute können wir sie leider nicht erobern. Wenn wir von der Rheinbrücke kommend in die Stadt eintreten, sollten wir unsere Schritte gleich rechts zum Kloster Sankt Georg lenken. Wie Burg Hohenklingen ist auch dieses Kloster fast komplett erhalten; die Aufhebung in der Reformation sorgte quasi für die Konservierung des Zustandes um 1525 kurz nach mehreren Umbauten der Frührenaissance. So treffen wir hier auf die besterhaltene spätmittelalterliche Klosteranlage am Bodensee. Im Museum (in der Sommersaison tagsüber geöffnet außer Montag) präsentiert sich uns neben der Kargheit einzelner Klosterzellen und dem wunderbaren gotischen Kreuzgang die Pracht der reich bemalten Abtsräume. Über allem thront die von außen spätgotische, im Innern noch romanisch geprägte Klosterkirche (unabhängig vom Museum frei zugänglich) mit ihren Fresken. Rechts über die Oberstadt laufen wir nun östlich stadtauswärts in die Oehningerstrasse.

Grenzübertritt nach Öhningen

An der Bushaltestelle Altersheim biegen wir links ab in die Alte Zollstrasse, der wir bis zur Zollstation folgen. Wir befinden uns nun am äußersten Ende des Landkreises Konstanz. Über die Steiner Strasse kommen wir links zum Weg An der Stalden, den wir zum früheren Kloster Öhningen hinaufsteigen. Nach Frühmittelalter, Romanik und Spätgotik erwartet uns nun eine einmalige Mischung aus Spätrenaissance und Frühbarock. Das Augustiner-Chorherrenstift aus dem 12. Jahrhundert wurde in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts komplett umgebaut. Der das gesamte Dorf beherrschende einheitliche Klosterbezirk ist ein etwas vergessenes Kleinod der an Kulturgütern so reichlich beschenkten Region. Neben der barocken Klosterkirche steht die kleine Totenkapelle, die seit den Pestzeiten des 17. Jahrhunderts noch immer von einer eigenen Totenbruderschaft gepflegt wird. Von hier aus kann man von der nördlich der Klosterkirche gelegenenHaltestelle Linde mit dem Bus Radolfzell–Stein am Rhein zurück nach Stein fahren und vom dortigen Bahnhof (dieser liegt südrheinisch in Vor der Brugg) zurück nach Eschenz. Wer noch Kraft in den Beinen hat, kann über An der Stalden hinunter-, kurz links über die Höristraße die Stiegerstraße zum See und von dort (am Gemüsehof) rechts am Ufer nach Stein am Rhein zurücklaufen (etwa 3 km bis zum Bahnhof in Vor der Brugg).

Touren-Charakter

Gut begehbare Strecke zumeist in Ufernähe auf befestigten, manchmal engen Wegen. Lediglich in Öhningen leicht verkraftbare Anstiege, Ausweispapiere mitnehmen.

Ausgangspunkt

Eschenz Bahnhof

Endpunkt

Öhningen

Der Öhninger Urmensch

1725 entdeckten Arbeiter in einem Öhninger Steinbruch fossile Knochen. Der Schweizer Naturforscher Johann Jakob Scheuchzer (1672–1733), eine Koryphäe, folgerte: menschliche Knochen, vermutlich ein Opfer der Sintflut! 1811, nach weiteren Funden, widerlegte ihn der große Georges Cuvier (1769–1832): Die Fossilien stammten von einem urzeitlichen Salamander. Sein Name: Andrias scheuchzeri.

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