Wandern Bergisches Land: In und um Bergneustadt
Eintauchen in die Vergangenheit. Das Städtchen Bergneustadt hatte über die Jahrhunderte in schöner, aber ungewollter Regelmäßigkeit mit verheerenden Zerstörungen vor allem durch Feuer zu tun. Die Bürger bauten es stets wieder auf und jenes besondere Erbe macht unsere Route so interessant.
Als Ausgangspunkt dient der Parkplatz an der Bonte Kerke von Wiedenest. Täglich von 9–18 Uhr geöffnet, muss man wie auch in den anderen vier bunten Kirchen in der Region unbedingt nach oben schauen und kann an Decke und Wänden des Sakralbaus aus dem 12.Jahrhundert zauberhafte Fresken bewundern. Sie zeigen in Form von Bilderbogen religiöse Motive, um allen Menschen deren Inhalte verständlich zu machen, so die Christuspassion und das Jüngste Gericht. Entstanden sind die Bilder um 1470. Hinter der äußerlich bescheiden wirkenden evangelischen Kreuzkirche gibt es einen kleinen historischen Brunnen, an dem sich jedermann Wasser abzapfen kann.
Wir passieren bergauf die stillgelegte Bahntrasse der Aggertalbahn zwischen Siegburg und Olpe, die Ende 1979 den Personenzugverkehr einstellte. Schienen und Schwellen sind verschwunden, dafür wurde auf der Strecke ein Rad- und Wanderweg angelegt. Für uns geht es aufwärts und in langen Kurven entlang eines Höhenwegs, dabei folgen wir der Markierung des Bergischen Streifzuges 11. Stellenweise offenbaren sich nette Ausblicke über das in einem weiten Talkessel gelegene Bergneustadt. Mit etwas Glück kann man auf dem Weg sogar am helllichten Tag ein Reh beim Äsen beobachten.
Am Abzweig zum Schullandheim wenden wir uns Richtung Stadtmitte. Dort fällt das große weiße ehemalige Industriegebäude mit dem Schriftzug Leop. Krawinkel auf. In der alten Textilfabrik sitzt seit 1999 die Stadtverwaltung. Wir überqueren den Rathausplatz mit dem Brunnen und Figurenensemble offensichtlich nachdenkender Menschen von 2011 und finden am Kreisverkehr den fantasievollen Nachbau eines Stadtturms, das Deutsche Eck, ebenfalls von 2011.
Reste der eigentlichen Bergneustädter Stadtmauer sieht man aber erst im Keller des malerischen Heimatmuseums, das in einem typisch bergischen Fachwerkhaus residiert und auch als Standesamt fungiert oder als illustrer Veranstaltungsort. Die sorgfältig aufbereiteten authentischen Wohnstuben, Ladeneinrichtungen und Handwerksbetriebe bilden dafür einen stimmungsvollen Rahmen. Gesellschaften treffen sich gern in der heimeligen Küche, in der im Rauchfang Schinken und Würste aromatisch duften. Die Industriegeschichte spielt auch eine Rolle. So zeigt eine Vitrine fototechnische Schätze der Firma Ising, die 1956 das erste Handy auf den Markt brachte, einen handlichen Diabetrachter, dem allerdings kein großer Verkaufserfolg beschieden war.Das älteste Gebäude in der Altstadt ist die Evangelische Kirche von 1698. Alle anderen Bauten sind trotz ihres homogenen Erscheinungsbildes jünger. Brände und Feuer zerstörten im Laufe der Jahrhunderte das komplette Areal gleich mehrfach. Auf dem Weg liegt das kleine, sehr urige Restaurant Jägerhof. Draußen hängt keine Speisekarte, doch abends ist immer geöffnet und es wird Rustikales serviert.
Es geht nun stetig nach oben. Wir kommen, nach wie vor der Route 11 folgend, am Hotel Phönix vorbei, das 1956 als NRW-Feuerwehrerholungsheim gebaut wurde und heute 4-Sterne-Niveau bietet. Hinter dem Ortsteil Hackenberg wird es richtig steil und wir erklimmen den Knollen, den 451 m hohen Hausberg Bergneustadts, auf dem man 1982 einen wiederum 26,55 m hohen Aussichtsturm errichtete. Wer noch Kraft hat, sollte die 154 Stufen hinaufgehen, der Ausblick ist famos. Auf der weiteren Route durch den Wald bieten sich einige Weitsichten bis hinüber zur Aggertalsperre. Am Ortsrand von Wiedenest ist bald wieder unser Startpunkt erreicht.
Region
Touren-Charakter
Strecke überwiegend auf Straßen und Wirtschaftswegen, wenige Waldpfade
Ausgangspunkt
Parkplatz Bonte Kerke, Wiedenest
Endpunkt
Parkplatz Bonte Kerke, WiedenestFeurige Kopfbedeckung
Ein wahres Kleinod unter den Exponaten des Heimatmuseums stellt die Feuerwehrhelmsammlung dar, die in gläsernen Vitrinen Helme aus aller Welt präsentiert. Zu den ausgestellten Objekten eines privaten Sammlers gehört auch ein Originalhelm der Feuerwehrlegende Red Adair. www.heimatmuseum-bergneustadt.de
Klein aber fein
Sicher eines der kleinsten Theater Deutschlands ist das Schauspielhaus Bergneustadt an der Kölner Straße, das maximal 42 Zuschauer aufnehmen kann. Dank der rührigen Initiative des Eigentümers gibt es stets ein höchst ambitioniertes Bühnenprogramm in der knapp 20 000-Einwohner-Stadt. www.schauspielhaus-bergneustadt.de
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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.