JBerg-Verlag
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Wandern Bergisches Land: Grafen- und Mönchsweg Odenthal

Anspruch:
mittel
Dauer:
04:00 Std.
Länge:
11.5 km
Aufstieg:
85 m
Abstieg:
85 m

Die Wiege des Bergischen Landes. Von der wohl bekanntesten Kirche des Bergischen Landes mit dem nostalgischen Märchenwald führt die Route durch das Tal der Dhünn weit zurück in die Historie der Grafen von Berg bis in das alte Städtchen Odenthal, das einst durch Hexenverfolgungen Berühmtheit erlangte.

Beschreibung

Zwei rot-weiße Strandkörbe stehen im lauschigen Biergarten des Hotels und Restaurants Wißkirchen, das uns gleich am Beginn unserer Tour, dem Bergischen Streifzug 6, zu einem erfrischenden Getränk vor der Wanderung verführt. Das hübsche Fachwerkhaus mit den grünen Fensterläden stammt in seinen Grundzügen aus dem 18.Jahrhundert und diente in seiner Geschichte als Betriebsgebäude einer Ziegelei und eines Sägewerks. In den 1950er-Jahren war es Altenberger Poststelle, bevor letztlich die Gastronomie Einzug hielt. Unmittelbar an den Landgasthof schließt sich der Wanderparkplatz Am Rösberg an, den wir hinter uns lassen, wenn wir am Ufer der Dhünn entlang zum Klosterdorf Altenberg laufen. An der Brücke über den Bach passieren wir einen Torbogen und betreten die altehrwürdige Klosteranlage der Zisterzienser, die im Jahre 1133 gegründet wurde. Die heutige Klosterkirche ist weithin als Bergischer Dom bekannt. Ihr Bau im Stil der Gotik begann um 1255 auf Geheiß des vierten Grafen Adolf von Berg, damaliger Kölner Erzbischof, nur wenige Jahre nach der Grundsteinlegung des Kölner Doms. Besonders imposant erscheint an der Westseite im Inneren des Sakralbaus das riesige Kirchenfenster, das um 1400 vollendet wurde und das himmlische Jerusalem darstellt. Das Fenster ist das größte seiner Art und Zeit nördlich der Alpen.

Nachdem die Mönche ihre Heimstatt 1803 infolge der Säkularisierung verlassen mussten, gab es trotz fortschreitenden Verfalls von Kloster und Kirche stets neue Eigentümer. Zuletzt war es der Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV., der für den Wiederaufbau der Kirche sorgte, unter der Bedingung, dass Christen gleich welcher Konfession den Dom gemeinsam nutzen sollen, was bis zum heutigen Tag geschieht.

Eine schattenspendende Allee führt zum Märchenwald Altenberg. 1931 gegründet, entführt er Klein und Groß mit Animationen und Dioramen akustisch und optisch in die Märchenwelt der Gebrüder Grimm. Die faszinierende Lichtorgel der Tanzenden Fontänen in der Brüder-Grimm-Halle erfreut seit 1956 die Besucher des nostalgisch anmutenden Märchenparks.

Wir überqueren die Landstraße in östlicher Richtung und folgen dem Lauf des Pfengstbaches, der sich im Wald mit der Dhünn vereinigt. Just an dieser Stelle befand sich Burg Berge, der erste feste Sitz der Grafen von Berg, der wahrscheinlich gegen 1060 erbaut wurde, heute jedoch nur noch als kaum wahrnehmbares Bodendenkmal erhalten ist. Die Grafen zogen 1133 nach Burg Neuenberge um, dem späteren Schloss Burg. Burg Berge verfiel bald darauf und die Mauersteine fanden eine neue Nutzung beim Bau des Altenberger Doms.

Es geht entlang der Dhünn, bis wir den Wald verlassen und am Rande einer Ackerfläche, flankiert von Alleebäumen, Schloss Strauweiler entdecken. Das gelbe Gebäude mit den verspielten Türmchen, das etwa auf das Jahr 1300 datiert wird und sich im Besitz der Familie Sayn-Wittgenstein befindet, kann man leider nicht besichtigen.

An der Bergstraße verlassen wir die Hauptstraße und tauchen auf dem Mühlenweg unvermittelt wieder in bergisches Idyll am Ufer der Dhünn ein. Am Ende der Sackgasse wartet ein sehenswertes Ensemble aus Fachwerkhäusern. Es entstand rund um die Steiner Mühle von 1269, die älteste Mühle Odenthals, die heute als Wohnhaus genutzt wird. Hier befindet sich das beeindruckende Mühlenmuseum von Günter Blömer, der zeit seines Lebens der Faszination von Mühlen erlegen ist und diese variantenreich sowie mit viel Liebe zum Detail im Modell nachbaut und ausstellt.

Dem Bachlauf folgend, durchqueren wir die Ortsmitte von Odenthal und statten dabei der Pfarrkirche St. Pankratius aus dem 11.Jahrhundert einen Besuch ab. Die Glocke, die im Turm der dreischiffigen Pfeilerbasilika schlägt, stammt aus dem Jahr 1050 und dürfte damit die älteste des Rheinlands sein. Wir erreichen hinter der Dhünner Aue den zunächst ländlich geprägten Ortsteil Osenau.

Im Wald geht es durch die Talsenke des Osenauer Baches in das Dorf Glöbusch, das wir durch Felder und Weiden wieder in Richtung des Tales der Dhünn verlassen. Kurz berühren wir unseren Hinweg, dann geht es wieder steil bergauf. Im Boden eingelassene Stufen erleichtern den Anstieg, der hinaufführt zur mittelalterlichen Ringburg Erberich. Unter Bäumen und Waldboden ist allerdings kaum noch etwas von der Burg erkennbar.

Auf der Lichtung hinter dem Wald ist mit 176 m der höchste Punkt des Weges erreicht. Durch den Wald geht es zurück ins Tal, das noch eine geologische Besonderheit offeriert. Eine etwas sonderbar strukturierte Felsenfläche am Waldrand stellt sich als Meeresboden aus der Zeit des Devon vor etwa 360 Millionen Jahren heraus. Jetzt sind es nur noch wenige Schritte bis zur Einkehr im Biergarten des Restaurants Wißkirchen und damit zum Ausgangspunkt.

Touren-Charakter

Strecke meist auf Straßen und Wirtschaftswegen, teilweise Waldpfade

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz Am Rösberg

Endpunkt

Wanderparkplatz Am Rösberg

Verhext

Auf dem Dorfplatz Odenthals steht ein brodelnder Kupferkessel, den fünf düstere Fabelfiguren stützen – der Hexenbrunnen. Geschaffen 1988 vom Künstler Walter Jansen aus Bergisch Gladbach, erinnert er an die Zeit, als der Aberglaube in Odenthal stark verbreitet war; noch im 17. Jahrhundert wurden Frauen des Ortes der Hexerei bezichtigt.

Nächtliche Führung

Ein besonderes Erlebnis sind die abendlichen Führungen mit dem Nachtwächter durch Odenthal. Wohlformuliert und kurzweilig erzählt er beim Spaziergang durch die Gassen von geschichtlichen Ereignissen im Ort und von allerlei Anekdoten über die Mönche Altenbergs oder den Lügschuster Matthias Tobias. www.nachtwaechter-odenthal.de

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.