JBerg-Verlag
wandern

Wandern Bergisches Land: Energieweg Gummersbach

Anspruch:
leicht
Dauer:
03:30 Std.
Länge:
12.4 km
Aufstieg:
199 m
Abstieg:
199 m

Strom und Wärme ohne Ende aus Bergischen Ressourcen. Wald, Wasser, Wind und Sonne, natürliche und stets vorhandene Energieressourcen, begleiten unseren beschaulichen Weg an den Ufern der Aggertalsperre. Er führt uns bis hinauf ins Dorf Lieberhausen mit seiner ikonischen Bunten Kirche.

Beschreibung

Schon in den 1920er-Jahren nutzte man die Kraft des von der Staumauer der Aggertalsperre herabstürzenden Wassers zur effektiven Erzeugung von Strom. Spiegelblank, beinahe eigenartig ruhig und still liegt die eindrucksvolle Wasserfläche der Talsperre vor uns, wenn wir unsere Tour am Wanderparkplatz am östlichen Punkt der 230m langen Staumauer beginnen. Gleich zwei Info-Tafeln des Bergischen Streifzuges10 erläutern die grundlegenden Fakten und Eigenschaften natürlich vorgefundener Energiequellen. So erfahren wir, dass man Wasserkraft einmal als »weiße Kohle« bezeichnet hat. Der wilde Lauf der Agger wurde gebändigt und mittels Einsatz von Turbinen zur Stromproduktion genutzt.

Welche Kraft in der beschau­lichen Seenlandschaft liegt, bleibt dem Wanderer indes verborgen. Er genießt vielmehr die Schönheit des Ausblickes durch die bewaldeten Hänge auf das Wasser, das im Sommer zum El Dorado des Wassersports wird, vom Kanu- übers Tretbootfahren bis hin zum Segeln und Tauchen. Welche Aufgabe der Wald in früheren Zeiten hatte, erfährt man auf der nächsten Tafel, die sich mit Holz als Brennstoff auseinandersetzt. Allerdings kam es oft vor, dass der Wald abgeholzt wurde und der Ofen damit buchstäblich aus war. Es bedarf also einer vernünftigen Forstwirtschaft.

Als Nächstes lernen wir am Wegesrand etwas über die kleine rote Waldameise, die hier zu Hause ist. Sie baut ihre teils monumentalen Domizile rund um Baumstümpfe und räumt in ihrer Umgebung fleißig auf, was ihr den Beinamen »Waldpolizei« bescherte. Zum Heizen ihrer Burg aus vornehmlich Tannennadeln nutzen die Ameisen die Kraft der Sonne und unterstützen dies im Frühjahr noch, wenn sich die emsigen Insekten bescheinen lassen und die vom Körper gespeicherte Wärme ins Innere ihres Hauses tragen.

Wir können das Phänomen der Sonneneinstrahlung und Wärmespeicherung auf einer Sonnenbank ausprobieren, die uns bei der Querung des Rengse-Arms der Talsperre – die Rengse markiert hier einen Teil der Aggertalsperre – dazu einlädt. Das Holz der Bank, eine Metallplatte und ein Felsstück heizen sich bei intensiver Bestrahlung unterschiedlich stark auf, was man ganz leicht fühlen kann.

Am Ufer entlang schwenken wir links bergauf in den Wald und folgen der Route 10, bis wir aus der Höhe die Weiler Bruch und Deitenbach an der Stauvorstufe des Aggerbaches sehen. Ein Teil davon ist als sommerliches Freizeitbad eingerichtet. Eine Tafel weist auf einen alten Kohlemeiler hin, der vor 100Jahren zur Herstellung von Holzkohle verwendet wurde.

Mit Lieberhausen erreichen wir knapp die Halbzeit unseres Weges und kehren ein im urigen Landgasthof Reinhold unmittelbar am Kirchplatz und im Schatten der wohl bekanntesten der fünf Bonte Kerken im Bergischen Land. Beim Eintreten in das von innen gedrungen wirkende, mittelalterliche Kirchenbauwerk fallen sofort die zahlreichen Deckenfresken mit überwiegend religiösen, zum Teil auch recht skurrilen Motiven auf, die den Kirchen zu ihrem Beinamen verhalfen. Die Bilder hatten einen didaktischen Auftrag: Sie sollten denjenigen, die weder lesen noch schreiben konnten, entsprechende Glaubensinhalte vermitteln. Interessanterweise überdauerten die fast comicartigen Fresken die Reformation, es kamen später sogar noch weitere Motive hinzu.

Ein kleiner Kasten mit einer Kurbel zieht auf dem Kirchplatz besonders die Aufmerksamkeit des Nachwuchses auf sich. Hier kann man nämlich überprüfen, wie viel Energie man selbst erzeugt, wenn man an der Kurbel dreht. Wir verbrauchen aber zunächst noch etwas Energie, wandern bergauf, erfreuen uns an der Aussicht und erreichen dann ein 38,5 m langes Rotorblatt eines großen Windrades, das hier symbolisch für die Stromerzeugung mittels des Windes ausgestellt ist. Zwei langsam rotierende Räder lassen sich auf einem Bergrücken in der Nähe erspähen, der Anteil der Windenergie ist im Bergischen Land verglichen mit anderen Regionen in Deutschland noch relativ gering.

Über einen Forstweg erreichen wir eine Hochfläche, an der es auffällig nach geschnittenem Holz riecht. Holzhackschnitzel werden hier verarbeitet, die die Wärmeenergieversorgung Lieberhausens garantieren. Am ökologisch ausgerichteten Gutshof Rosenthal gleich darunter ist ein Blockheizkraftwerk, das ebendiese Aufgaben erfüllt. Hier sind aber die Pferde und die Maultiere auf den Weiden, die Schafe und die frei umherlaufenden Hühner der größere Blickfang. Hinter Rosenthalseifen folgen wir nun dem geräuschvollen Lauf der Rengse bis zur Mündung in die Aggertalsperre, gehen dort nochmals zur Sonnenbank – vielleicht wird Holz ja doch wärmer als Metall – und spazieren schließlich gemütlich am Talsperrenufer entlang zurück zum Ausgangspunkt.

Touren-Charakter

Strecke überwiegend auf Wald- und Wirtschaftswegen

Ausgangspunkt

Parkplatz Aggertalsperre

Endpunkt

Parkplatz Aggertalsperre

Einsichten

Das Innere der Staumauer der Aggertalsperre, das man schon bei seiner Erbauung vor gut 90 Jahren als technische Meisterleistung feierte, kann bei Führungen, nur für Gruppen, inspiziert werden. Es offenbart sich Erstaunliches rund um den Einsatz von Gussbeton, der trotz relativ dünner Wände eine hohe Stabilität gewährleistet. www.aggerverband.de

Himmlisch bergisch

Aus einer 1542 erstmals erwähnten Nagelfabrik an der Rengse entstand 1869 eine Mühle mit angeschlossener Gastronomie, die mittlerweile in der fünften Generation als Familienbetrieb geführt wird. Spezialität der Rengser Mühle sind die hauseigenen Eierkuchen und als Krönung der Bergischen Kaffeetafel das flambierte Kräuter-Mühlenpfännchen, ein milder Kräuterschnaps. www.rengser-muehle.de

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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.