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Wandergenuss
wandern

Wandern Berchtesgadener Land: Um den Höglwörther See

Anspruch:
leicht
Dauer:
01:30 Std.
Länge:
5.5 km
Aufstieg:
100 m
Abstieg:
100 m

Auf den Spuren der Augustiner-Chorherren. Wir geben es zu: Lang ist unsere Wanderung nicht, eher ein ausgedehnter Spaziergang, aber dafür ein sehr genussvoller. Wir lieben diesen Weg vor allem im Sommer, denn es wartet einer der wärmsten Seen Bayerns auf uns, der an zwei Stellen frei zugänglich ist und mit Liegewiesen zu einem Sonnenbad einlädt. Zudem lockt der gemütliche Klosterwirt zur Einkehr.

Beschreibung

Bauernland vor den Bergen 

Unsere Tour beginnt am großen Dorfplatz von Anger, der wie das Dorf selbst Anger genannt wird. Solche Anger mit einer Zufahrt auf der einen Seite und der Kirche als Abschluss auf der anderen sind in oberbayerischen Dörfern praktisch verschwunden. Aber dieser außergewöhnlich große und freie Dorfplatz in Anger beeindruckte schon den bayerischen König Ludwig I – sein Ausspruch »Anger ist das schönste Dorf Bayerns« wird heute noch als Werbung verwendet.

Wir gehen an der Nordwestseite des Dorfplatzes zu den Parkplätzen, wo zwei Häuser den Platz abschließen. Zwischen ihnen beginnt ein Fußweg, dem wir folgen. Wir überqueren die Zufahrtsstraße zum Dorfplatz und nehmen gegenüber die Holzhauser Straße, die an schön geschmückten Häusern vorbei aus dem Dorf führt. An der Abzweigung der Haslauer Straße fällt uns ein ungewöhnliches Wegkreuz auf: Unter dem eigentlichen Kreuz mit Christus, Maria und Johannes stehen sechs Bretter, die einen aus Holz geschnittenen Stahlhelm tragen. Das sind Totenbretter, mit denen die Vorbeigehenden aufgefordert werden, für die Toten zu beten. Dieser Brauch wird heute eigentlich mit dem Bayerischen Wald verbunden, aber auch hier im Rupertigau wird er seit geraumer Zeit wieder neu gepflegt.

Postkartenmotive 

Wir folgen der Straße weiter zur neu gebauten Gassl-Ranch, einem auffällig großen Stallgebäude, vor dem wir rechts abbiegen. Zurückblickend ergibt sich ein Postkartenmotiv: Die Pfarrkirche von Anger steht direkt vor dem breiten Untersberg. Im Weiler Stockham verzweigt sich die Straße wieder, und rechts durch die Häuser hindurch erreichen wir die Hangkante des Höglwörther Sees. Das Bankerl verleitet uns zu einer ersten Schaurast: Unter uns liegt der See mit dem ehrwürdigen Kloster, und deutlich sieht man die Verlandungsflächen, durch die die Halbinsel vor noch gar nicht langer Zeit entstanden ist.Rasch erreichen wir eine Kreuzung, zu der wir nach der Seeumrundung zurückkommen werden. Jetzt wandern wir nach links auf den Uferweg. Gleich zu Beginn gibt es einen kleinen Badeplatz, der frei zugänglich ist. Danach führt der Weg mehr oder weniger nah am Ufer entlang. Mächtige Bäume ragen mit ihren Ästen weit hinaus über die Wasseroberfläche, in der sich die Türme des Klosters spiegeln.

Runde um den See 

Wir kommen zu einer Sitzbank, hinter der ein verschlossenes Rohr aus dem Boden schaut. Hier stand noch bis vor wenigen Jahren ein kleines Elektrizitätswerk, das die Bewohner des Klosters und den Klosterwirt mit Strom versorgte. Es musste abgerissen werden, als es den stetig wachsenden Strombedarf nicht mehr decken konnte.Ein Stück weiter überqueren wir den Schornbach. Ehe er in den See mündet, springt er in Kaskaden über auffällige Stufen, die sich in den Wald hinein fortsetzen – das sind die Grundmauern der ehemaligen Bäckermühle, in der Getreide für das Kloster und für die Bauern der Umgebung gemahlen wurde. Als sie baufällig wurde, trug man sie 1922 ab.

Langsam wendet sich der Weg nach rechts, und wir haben das Nordende des Sees erreicht. Wir passieren das Höglwörther Freibad, das während der Badesaison ebenfalls frei zugänglich ist; in dieser Zeit ist zudem der Kiosk geöffnet, der neben Getränken auch eine warme Küche anbietet. Dann überqueren wir den Ausläufer des Sees auf einem Holzsteg und stehen vor dem Kloster Höglwörth.

Sicherer Standort 

Das Kloster wurde 1125 durch Erzbischof Konrad I. von Salzburg gegründet; damit sollte das Land westlich der Salzach kolonisiert werden. Der kleine See mit seiner Insel, die erst viel später durch Verlandung zur Halbinsel wurde, bot sich als sicherer Standort an. Das Kloster hatte mit vielem Auf und Ab bis 1817 Bestand. Es war vor allem durch die Belastungen während der Napoleonischen Kriege derart abgewirtschaftet, dass der letzte Probst Gilbert Grab selbst die Auflösung beantragte.Das jetzt leerstehende Kloster hatte Glück: Philipp Wieninger, der Besitzer der Brauerei von Teisendorf, sah 1821 in der Klosterbrauerei Höglwörth eine bequeme Möglichkeit, seine Kapazitäten zu erweitern. Er kaufte das komplette Kloster und führte die Brauerei noch viele Jahre fort. Später zog sogar seine Familie in die leeren Räume ein und nutzt sie immer noch als Wohnung. Damit blieben die Baulichkeiten schließlich erhalten und bieten uns das geschlossene Bild eines der vielen Kleinklöster, die sich über Jahrhunderte hinweg um die Seelsorge am Land kümmerten.

Die Kirche ist tagsüber geöffnet, ebenso ist der Klosterhof für Besucher zugänglich; der Rest hingegen ist in privater Hand und bleibt uns verschlossen.

Wieder zum Parkplatz 

Jetzt wollen wir natürlich auch noch das Bier des Klosterbesitzers probieren – dafür kommt uns der urgemütliche Klosterwirt mit seinem schönen Biergarten gerade recht. Auch die Küche lässt nicht zu wünschen übrig, der Klosterwirt ist eine echte Institution im Rupertigau.

Dann machen wir uns mit vollem Bauch auf den zum Glück nur noch kurzen Rückweg. Wir folgen dem Klosterweg, passieren die Stelle, an der wir schon einmal vorbeigekommen sind, und bleiben jetzt geradeaus. Über Felder erreichen wir noch eine Naturkneippanlage, ein genussvoller Spaß zum Schluss. Danach geht es vorbei an einer Kapelle direkt zum Dorfplatz von Anger zurück.

Touren-Charakter

Einfache Wanderung auf gut ausgebauten Wegen rund um den See, ganzjährig auch mit Kinderwagen oder im Winter mit Schlitten zu begehen. Im Sommer Badesachen mitnehmen, Mückenschutz nicht vergessen!

Ausgangspunkt

Dorfplatz in Anger

Endpunkt

Dorfplatz in Anger

Route

Rundweg 1.30 Std.

Der Höglwörther See

Er gehört zu den landschaftlichen Höhepunkten des Rupertigaus. Auf drei Seiten von Wald umgeben, hat der See als Zufluss den Schornbach und als Abfluss den Ramsauer Bach, der ihn nach Teisendorf hin entwässert. Auf dem Holzsteg am Abfluss sehen wir deutlich an den großen Schilf­flächen, dass der See langsam, aber unaufhaltsam verlandet. Diese stete Verlandung hat auch die Insel, auf der das Kloster ursprünglich gebaut wurde, zu einer Halbinsel gemacht. Früher, als noch klösterliches Leben in den alten Mauern herrschte, war der See für seine Krebse berühmt, galt doch ihr Fleisch als Fisch und durfte so während der Fastenzeit gegessen werden. Durch die Überdüngung der Felder in der Umgebung waren die Krebse lange Zeit verschwunden; der Umweltschutz hat die Situation mittlerweile stark verbessert, und so wurden im Herbst 2017 zum ersten Mal wieder Krebse am See beobachtet.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.