JBerg-Verlag
Wanderbuch
wandern

Wandern Berchtesgadener Land: Durch das Klausbachtal zur Bindalm

Anspruch:
leicht
Dauer:
04:00 Std.
Länge:
13.6 km
Aufstieg:
286 m
Abstieg:
286 m

Traditionelle Almwirtschaft hautnah erleben. Wo kommt die Milch her? Wie schmeckt Schüsselkäse? Wie werden eigentlich die Lebensmittel, die wir im Alltag massenhaft in den Supermarktregalen finden, in Handarbeit hergestellt? Gerade Kinder finden hier Antworten auf diese Fragen.

Beschreibung

Startpunkt für die gemütliche Familienwanderung durch das Klausbachtal zur Bindalm ist der Wanderparkplatz Hirschbichl nahe dem Hintersee in Ramsau. Nur wenige Schritte entfernt befindet sich die Nationalpark-Informationsstelle Klausbachhaus. Hier kann man unter anderem Livebilder aus dem Adlerhorst bewundern. Das Klausbachtal ist nämlich das Tal der Adler und mit etwas Glück sichtet man den König der Lüfte.

Nach einer Besichtigung des Nationalparkhauses geht es zuerst ein paar Meter auf der für den öffentlichen Verkehr gesperrten Hirschbichlstraße entlang. Nach kurzer Zeit erreicht man einen großen Stein mit dem Nationalparklogo, wo der Wanderweg links einbiegt. Zuerst wandern wir sehr bequem, fast eben, immer parallel zum Klausbach. Aus dem Klausbach, Namensgeber dieses Tales, stammt das Trinkwasser der Ramsauer. An dem Weg informiert eine Tafel des Nationalparks: 1999 ging eine gewaltige Lawine vom Hochkalter ab. Mit einer Wucht von 300 Stundenkilometern wurden 20 Hektar Wald umgeknickt. Vorher waren in diesem Bereich nur Fichten anzutreffen und mittlerweile sind dort in einem typischen Bergmischwald wieder 14 verschiedene Baumarten ansässig. Hier sieht man wieder, dass die natürliche Dynamik Platz für Neues schaffen kann.

Hier kann man auch gut bei dem gegenüberliegenden Gebirgsstock der Reiteralpe Steinadler beobachten. Das Mitnehmen eines Fernglases lohnt sich auf jeden Fall, denn die Tierwelt im Nationalpark ist artenreich und eine Tiersichtung schon fast garantiert. Und wenn es nur die vielen auf den saftigen Wiesen grasenden Kühe sind, die auch gerne mal mitten auf dem Wanderweg stehen. Hier bitte Rücksicht auf das Naturell der Tiere nehmen.

Dann steigt der breite Wanderweg leicht an; immerhin befindet sich die Bindalm auf rund 1000 Metern. Die erste Alm zur Einkehr erreichen wir schon nach fast einer Stunde. Bei der Ragert­alm, die leicht erhöht an linker Seite des Wanderweges liegt, kann man schon einkehren und die Kleinen können mit etwas Glück die auf der Alm lebenden Hasen streicheln.

Auf knapp der Hälfte der Strecke erreichen wir die 2010 errichtete Hängebrücke, welche sogar barrierefrei zugänglich ist. Sie hat eine Länge von 55 Metern und ist 11 Meter hoch. 1999 brach der komplette Gipfelaufbau des kleinen Mühlsturzhornes aus und 250000 Kubikmeter Fels donnerten zu Tal. Dort öffnet sich auch beeindruckend der Blick auf die sogenannten Ramsauer Dolomiten. Links wird der Wanderweg nun schmaler und steiler. Nach knapp einer weiteren Stunde sind wir fast bei der Bindalm angelangt. Gerade an heißen Sommertagen bietet sich das flache Bachbett des Klausbaches nahe den Bindalmweideflächen zur Abkühlung oder zum Bau von Steinmandln an.

Noch einmal kurz bergauf und die Fläche öffnet sich. Auf ihr stehen drei Hütten. Der untere Kaser ist der Kressenkaser, in dem seit 1954 Marianne Schmuck Sennerin ist. Der leicht nach rechts erhöhte Kaser ist der Möslerkaser, welcher von Familie Wurm bewirtschaftet wird. Das herzliche Sennenpaar erzählt gerne von dem zu oft romantisierten Alltag auf der Alm. Wenig romantisch beginnt der Tag schon um vier Uhr morgens. Ausschließlich Pinzgauer Rinder besitzt die Familie. Wer sich wundert, warum die Tiere am Tag im Stall vor sich hindösen, kann gerne nachfragen, warum das so ist. Es handelt sich bei dem Weidegebiet um eine Nachtweide. Nach der morgendlichen Stallarbeit geht es an die Milchverarbeitung. Butter und drei verschiedene Käsesorten werden hier handgemacht.

Eine historische Besonderheit ist die dritte der Almhütten. Der unbewirtschaftete Schiedkaser ist ein Rundumkaser. Dabei handelt es sich um eine vor Hunderten von Jahren entwickelte Bauform. Bis ca. 1960 wurde der Kaser im Funtenseegebiet noch genutzt. Auf Initiative des Nationalparks wurde dieser abgebaut, mithilfe eines Hubschraubers abtransportiert und Stück für Stück neu aufgebaut.

Nur wenige Gehminuten vom Weidegebiet der Bindalm entfernt befindet sich der historische Salzsäumerpass Hirschbichl. Zurück kommen wir wieder über den Aufstiegsweg oder ganz bequem mit dem Almerlebnisbus.

Touren-Charakter

Breiter Wanderweg

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz Hirschbichl im Ortsteil Ramsau-Hintersee

Endpunkt

Wanderparkplatz Hirschbichl im Ortsteil Ramsau-Hintersee

Das Auzinger

Das Traditionsgasthaus Auzinger nahe der Nationalpark-Informationsstelle bietet regionale Schmankerl aus ihrem 150 Jahre alten Holzofen an. Besonders Schweinebraten und Haxe sind dort zu empfehlen.

Im Tal der Adler

Donnerstags bietet die Nationalparkverwaltung ab dem Klausbachhaus die Steinadlerwanderung an. Ein herausragender Biologe informiert eindrucksvoll über die Tierwelt, besonders den Steinadler. Bitte aktuelles Programm erfragen (Tel. 08652/9686-0, www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de).

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