JBerg-Verlag
Wanderbuch
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Wandern Berchtesgadener Land: Allmer Wallfahrt durch das Steinerne Meer

Anspruch:
schwer
Dauer:
08:00 Std.
Länge:
19 km
Aufstieg:
1282 m
Abstieg:
1852 m

Auf den Spuren der ältesten Gebirgswallfahrt der Alpen. Für einen Tag die Welt hinter sich lassen und sich fühlen, als sei man auf einem anderen Planeten gelandet ... Das Steinerne Meer mit seiner bizarren Landschaft zieht jeden in seinen Bann und die Allmer Wallfahrt als sehr ausgiebige Tagestour auch die Energie aus den Muskeln.

Beschreibung

Diese Traumtour kann sich in Sachen Anreise etwas kompliziert gestalten, denn wir übersteigen vom österreichischen Maria Alm einen ganzen Gebirgsstock bis zum deutschen Königssee, und das in einem Tag. Von Maria Alm erreicht man mit dem Auto den etwas höher gelegenen Parkplatz Sandten. Von dort öffnet sich schon der Blick in Richtung Sommerstein, auch Eule genannt. Wieso dieser Berg auch Eule genannt wird, erkennt der Bergsteiger, wenn er dem Berg näher kommt.

Vom Parkplatz in Sandten dauert die erste Etappe rund drei Stunden. Der Aufstieg verläuft auf nur wenig befestigten Wanderwegen. Schon nach kurzer Zeit wird die Forststraße zum Bergpfad und später zum Bergsteig, bei dem ein befestigtes Seil und Trittstufen den Aufstieg erleichtern. Sobald man am Riemannhaus angekommen ist, hat man den technisch schwierigsten Teil schon hinter sich. Gerade den Sonnenaufgang am Riemannhaus zu erleben, ist sehr beeindruckend. So empfiehlt sich der Aufstieg mit Stirnlampe in der Nacht, sodass man pünktlich zu den ersten Sonnenstrahlen ankommt. Von dort aus folgen wir der Beschilderung zum Kärlingerhaus über das Salzburger Kreuz. Dieser Weg führt über das Karstplateau hinweg. Nun ziehen wir an kleinen Erhöhungen und dem Matterhorn der Berchtesgadener Alpen – der Schönfeldspitze – vorbei. Mindestens zwei Stunden müssen wir durch diese Mondlandschaft gehen, die uns das Gefühl gibt, die Erde schon vor Längerem verlassen zu haben. Auch die erste Berghütte, die wir passieren, gleicht eher einer Mondstation.

Die Karsthochebene besteht zum Großteil aus Dachsteinkalk und nur wenige markante Gipfel ragen daraus hervor. Auf dem Weg zum Kärlingerhaus herrscht absolute Wasserarmut, es finden sich auf dem Weg keine Wasserquellen. Nur ein kleiner »Tümpel« erscheint, die sogenannte Wunderquelle, eine Wasserader. Bald erreicht man dann eine Art optische Grenze. Das Landschaftsbild verändert sich wieder extrem: Von einem Grau in Grau wechseln die

Farben zu einem satten Grün. Wir gelangen so langsam in das Funtenseegebiet. Nun geht es steiler bergab und auch auf die Wurzeln sollte man achten – es sind gemeine Stolperfallen. Währenddessen haben wir auch die Staatsgrenze überschritten und betreten wieder deutschen Boden. Bei der Allmer Wallfahrt ist es noch immer Tradition, dass der Bürgermeister von Maria Alm bei den Vertretern des Zolls um Einlass nach Bayern bittet.

Kurz vor dem Funtensee passieren wir sogar noch die alte Zoll- und Polizeihütte wie auch die Enzianbrennhütte der regional beliebten Brennerei Grassl. In den Sommermonaten ist der Bergbrenner als Einziger berechtigt, hier die Enzianwurzeln zu graben, um den legendären Funtensee-Enzian zu brennen. Vor uns erscheint imposant das mächtige Kärlingerhaus. Wir gehen nun bequem am Ufer des Funtensees entlang. Dieser wurde als der Kältepol Deutschlands berühmt, als im Jahr 2001 zu Heiligabend von der Firma Meteomedia -45,9°C gemessen wurden.

Bevor wir zur letzten Etappe durch die berüchtigte Saugasse starten, sollten wir uns in der Alpenvereinshütte stärken. Die Saugasse hat nicht umsonst diesen Namen erhalten: 32 Serpentinen führen durch 40 Grad steiles Gelände und überwinden bei einer Distanz von 600 Metern gut 300 Höhenmeter. Im Aufstieg ein Wadenbeißer, im Abstieg als Allmer-Wallfahrt-Route ein Kniezwicker. Insgesamt braucht man mindestens drei Stunden bis zur Halbinsel St.Bartholomä hinunter.

Beeindruckt, aber auch erschöpft, freut man sich, wenn man das erste Mal auf den Königssee blicken kann. Von dieser Wegstelle geht es in steilen Kehren noch mindestens eine Stunde bergab und man quert dabei den Schrainbachwasserfall, einen von drei Wasserfällen in diesem Gebiet. Den höchstgelegenen Wasserfall Deutschlands, den Röthbachfall, kann man von dort auch sehr gut erkennen.

Mit Elektrobooten geht es nun von der Halbinsel St.Bartholomä mit seiner berühmten Wallfahrtskirche nach Schönau am Königssee.

Touren-Charakter

Sehr lange, anstrengende Bergtour mit alpinem Terrain. Letzte Rückfahrt der Königsseeschifffahrt beachten!

Ausgangspunkt

Maria Alm Wanderparkplatz Sandten

Endpunkt

Seelände in Schönau a.K.

Enzianschnaps

Im Funtenseegebiet werden die Wurzeln für den Funtensee-Enzianschnaps gegraben und gebrannt. Danach reift das Destillat sieben Jahre im Eschenholz der Enzian­brennerei in Berchtesgaden-Unterau. Ein besonderer Genuss!

Das Kärlingerhaus

Wem die Tour für einen Tag zu lang ist, für den empfiehlt sich eine Übernachtung im Kärlingerhaus. Um eine rechtzeitige Reservierung wird gebeten (nur über info@kaerlingerhaus.de).

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