Wandern Bayerischer Wald: Zu zwei böhmischen Seen

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Mit dem Auto passieren wir unmittelbar hinter der Grenze die bunten Marktstände in Alžbetín (Elisenthal) und erreichen in weniger als 10 Minuten den Ausgangspunkt auf der Sattelhöhe. Heutzutage herrscht zwischen Bayern und Böhmen ähnlich wie früher ein reger Austausch, auch wenn jenseits der Grenze als Muttersprache nur noch Tschechisch gesprochen wird.

Vom Sattelparkplatz gehen wir zu Fuß auf der Straße zurück, queren die Fahrbahn, folgen auf der linken Straßenseite einem Trampelpfad über die Wiese in dichten Fichtenforst hinein und kürzen so die Spitzkehre ab. 200 Meter unterhalb der Kehre treffen wir wieder auf die Straße, auf der gegenüberliegenden Seite weist die gelbe Markierung hinein in den dunklen Wald. Für lichte Augenblicke sorgen die Pisten und Lifttrassen des Skigebiets Spitzberg, die allesamt sanft bergauf gequert werden. Nach der letzten Piste betreten wir das Naturschutzgebiet »Královský Hvozd« (Künisches Gebirge). Der Pfad wird zunehmend verwurzelt und steinig. Hinter einem Bach erreichen wir eine Wanderkreuzung. Zwei Gehminuten geradewegs weiter taucht der gut 35 Meter tiefe Teufelssee auf. Einst planschte einer Sage nach der Osserriese in dem dunklen Nass.

Vom Teufelssee setzen wir auf der linken Seite des Abflusses zur Wanderkreuzung zurück. Dort biegen wir nach links ab und folgen der roten Markierung über eine Holzbrücke hinweg bergwärts. Holzgeländer weisen das anstrengendste und schwierigste Stück geradlinig hinauf. Selten blinzelt die Sonne durchs Nadeldach, nur wenige Buchen konnten sich zwischen den unzähligen Bergfichten behaupten. Nach knapp 30 Minuten treffen wir auf eine Forststraße. Nach links geht es in etwa der Höhenlinie entlang, wo sich die Sonne im Jungwald immer wieder ihren Weg bahnt. Der höchste Punkt der Wanderung entspricht der europäischen Wasserscheide, die vom Künischen Grenzgebirge weiter über den Spitzberg verläuft. Am Sendemast vorbei geht es auf der Forststraße nach rechts 100 Meter auf Asphalt bergab, bis links eine etwa 10 Meter breite Schneise uns geradlinig steil zu Tal führt. Diese Passage gehörte einst zu den Grenzbefestigungen des »Eisernen Vorhangs«. Die einzigen Kanonen, die am Spitzberg heute zu finden sind, produzieren zur Freude der Wintersportler in der kalten Jahreszeit Kunstschnee für die Pisten.

Der Schwarze See mit seinem befestigten Nordufer liegt am unteren Ende der Schneise. Das rund 40 Meter tiefe Gewässer gilt nicht nur als größter Natursee des Böhmerwalds, sondern der ganzen Tschechischen Republik. Die Kammlage über der majestätischen, über 300 Meter aufragenden Seewand markiert das höchste Stück des Künischen Gebirges sowie die Grenze zwischen Bayern und Böhmen. Im Vergleich zum Teufelssee mischen sich am Ufer des Schwarzen Sees ein Paar Laubbäume mehr unter die unzähligen Bergfichten. Nicht nur deshalb empfinden die meisten Wanderer dieses eiszeitliche Gewässer als das bezauberndere der beiden. »Eine Perle an der Brust Böhmens« nannte der unter dem Künstlernamen Jaroslav Vrchlický bekannte tschechische Dichter den Schwarzen See einst. Zu seinen Lebzeiten am Ende der Donaumonarchie stand am Ufer sogar ein Restaurant.

Zurück zum Sattel führt die gelbe Markierung. Die geteerte, alte Militärstraße verlässt den See an der Ecke, auf die der Weg von der Schneise her trifft. Etwa die Hälfte des Rückmarsches markiert die »Pramen svobody«, die Freiheitsquelle. Je weiter wir uns dem Sattel nähern, desto mehr Buchen sowie einige wenige Birken gesellen sich zu den dominierenden Fichten. Am Sattel stärken sich Hungrige am Imbissstand international mit Hotdogs oder kehren ins kleine Hotel-Restaurant Karl ein – der Eingang befindet sich auf der Straßenseite (man kann mit Euro zahlen).

Šumava – der böhmische Nationalpark

Seit 1991 erstreckt sich der Nationalpark Böhmerwald (Tschechisch: Šumava) auf einer Länge von 70 km und einer Breite von 2 bis 15 km von Markt/Böhmisch Eisenstein (Železná Ruda) der Staatsgrenze entlang bis zum Moldaustausee. Von der Entstehungsgeschichte her deutlich jünger als der 1970 gegründete Nationalpark Bayerischer Wald, ist der mit knapp 70 000 ha bald dreimal so große tschechische Nationalpark dem Ausmaß nach der »große Bruder« seines bayerischen Pendants. 80 Prozent der Fläche besteht aus Wäldern. Zusammen stellen die zwei Nationalparks das größte zusammenhängende Waldschutzgebiet Mitteleuropas dar. Die Seen unserer Tour liegen unweit nördlich der Nationalparkgrenze und gehören zum Landschaftsschutzgebiet Šumava.