Wandern Bayerischer Wald: Von Deggendorf zum Hausstein
Vom Marktplatz auf den Berg. Deggendorf, am Zusammenfluss von Donau und Isar, ist eine umtriebige Stadt. Belebter Marktplatz, Donaupromenade, Landesgartenschau und Donaufest. Hier ist viel los und wird viel geboten. Wer die Ruhe sucht, kann diese Abenteuertour, lang und anstrengend, aber einsam und malerisch, in der Innenstadt beginnen.
Zwischen Donau und Lallinger Winkel
Der Höhenzug zwischen der Kanzel und dem Hausstein verbindet Deggendorf mit dem Lallinger Winkel. Wer die Wanderung am Bahnhof beginnt, erlebt den Kontrast zwischen der Ruhe der bewaldeten Höhenzüge und der umtriebigen Donaustadt.
Durch die Altstadt hindurch laufen wir über den Luitpoldplatz zum Östlichen Stadtgraben und folgen dort der Markierungs-Nr. 2 (rot) durch die grüne Vorstadt Richtung Perlasberg. Nach den letzten Häusern, in einem Seitenarm der Sudetenstraße, führt uns der Weg durch einen Wald und über Felder nach Leoprechtstein und weiter zur Landstraße (St 2133), die die Stadt Deggendorf mit dem Lallinger Winkel verbindet.Wer sich diese Etappe sparen möchte, kann die Tour auch am Parkplatz kurz vor dieser Landstraße beginnen. Dazu fahren wir die Haslacher Straße vom Deggendorfer Stadtgraben etwa drei Kilometer stadtauswärts bis zur Parkbucht kurz hinter Leoprechtstein.
In beiden Fällen laufen wir nun zur Landstraße, überqueren sie und biegen nach ca. 200 Metern in die Zufahrtsstraße nach Dietmannsberg. Wir lassen den Hof rechts liegen und folgen den letzten Metern der Straße zum Wald hinauf. Auf Schotter geht es weiter, bis wir auf dem Wendeplatz rechts hinaufsteigen. Weiter der roten Markierungs-Nr. 2 folgend, gewinnen wir wegen der zunehmenden Steilheit schnell an Höhe. Im lichten Kiefernwald leuchten immer wieder viele bunte Farbtupfer von Fingerhut durch das Grün.
Zur Kanzel
Schließlich haben wir die Kanzel (728 m) erreicht. Die grünmoosigen Felsen im engen Unterholz haben uns Aussicht versprochen – doch sie sind so dicht eingewachsen, dass sie das Versprechen nicht mehr einlösen können. Kein Grund enttäuscht zu sein, denn schon wenig später werden wir durch eine Felsformation überrascht, die uns einen ersten verträumten Ausblick nach Süden über Donau und Gäuboden erlaubt.
Dazu laufen wir den engen Pfad an der Kanzel vorbei, bis der Laubwald wieder hochstämmiger und die Sicht besser wird. So können wir diese Felsen rechts oberhalb des Wegs nicht übersehen – ein empfehlenswerter Platz für eine erste ungestörte und aussichtsreiche Rast: Über dem Lallinger Winkel erhebt sich das Massiv des Brotjacklriegel, dessen westliche Abhänge zur Donau hin auslaufen. Dahinter öffnet sich der flache Gäuboden.
Wir folgen nun der Markierungs-Nr. 4 und passieren im gemütlichen Auf und Ab eine Lichtung. Der Dunst im Tal lässt Deggendorf links hinter uns nur erahnen. Noch einmal geht es kurz bergauf, ehe wir am Waldrand oberhalb von Ringelswies an einer Weide entlang zur Straße laufen. Wir folgen ihr einige Meter nach links, bis unser Weg wieder nach rechts in den Wald abzweigt.Im Schutz tief hängender Äste wandern wir später eine Weile am Feldrand entlang, ehe der Weg erneut in den lichten Kiefernwald einbiegt. Im sandigen Boden hat sich der Hohlweg bisweilen schultertief eingegraben. Etwa zehn Kilometer und über 400 Höhenmeter haben wir hier schon in den Beinen. Ein kurzer Verschnaufer ist immer erlaubt, doch die ausgiebige Rast heben wir uns noch für später auf.
»Mein wunderschönes Bayernland«
Der Waldweg mündet in weniger als einer halben Stunde in eine Forststraße, von der wir kurz darauf nach rechts abzweigen. Auf einem steilen Wurzelweg schneiden wir ein Stück ab und gelangen schließlich zu einer Gabelung, an der wir der Ausschilderung zum Ruselparkplatz folgen. Nach zehn Minuten haben wir ihn erreicht und sind merklich überrascht, wie viele Wanderer das Gebiet um Rusel und Hausstein besuchen – unsere Wege kreuzen sich nur hier.
Wir machen kehrt und folgen am oberen Ende des Parkplatzes der Ausschilderung Richtung Geßingerstein (874 m) und Königsstein. Am Ende der Forststraße überqueren wir einen Wendeplatz und gehen immer geradeaus bergan, bis wir auf die Bergstation eines aufgelassenen Skilifts treffen. Ein breiter Waldweg führt unmerklich über den höchsten Punkt unserer Wanderung, bis wir über Fels und Wurzeln zu unserem Rastplatz und dem Wendepunkt unserer Tour gelangen.
Nachdem wir den Felshaufen am Hausstein (920 m) unterhalb passiert haben, steigen wir hinab zum Königsstein (917 m). Romantisch schiebt sich unter einem dichten Laubdach ein Felssporn hervor – ein wunderschöner Rastplatz. Vor uns das Lallinger Becken, und am Horizont fließen die Ausläufer des Brotjacklriegel (1011 m) sanft ins Donautal hinunter. Bei guter Sicht lassen sich über das niederbayerische Flachland hinweg die Alpen erkennen. Kein Wunder, dass König Max II. von Bayern im Juli 1849, bereits ein Jahr nach seiner Thronbesteigung, zusammen mit seiner Frau Marie den einsamen Winkel besuchte und von seinem »wunderschönen Bayernland« nur so schwärmte.
Zurück nach Deggendorf
Wir steigen nun links im engen Zickzack durch dichte Beerensträucher unterhalb des Aussichtsplatzes ab. Auf dem Weg geht es dann rechts weiter bis zur Gabelung im Wald, wo wir uns links steil bergab halten. Zügig gelangen wir an das Ende des Schotterwegs, und der Waldweg führt uns nun im spitzen Winkel rechts weiter bis zur nächsten Kehre. Noch einmal geht es hier links und wenig später ein letztes Mal rechts. Beinahe auf einer Höhe queren wir auf Schotter nun die Abhänge des Geßingersteins, begleitet von Ausblicken über den Lallinger Winkel, die uns der Mischwald immer wieder gewährt.
Nach einer knappen Stunde erreichen wir das kleine Sträßchen, das über den Bergrücken hinweg Nadling mit Ringelswies verbindet. Ihm folgen wir 300 Meter rechts bergauf bis zur Weidefläche, an die wir uns noch vom Hinweg erinnern. Der grüne Pfeil weist den Weg am Waldrand nach links zurück zur Kanzel, von wo es auf bekanntem Weg dann zurück nach Deggendorf geht.
Region
Touren-Charakter
Weite Wanderung, die vom Kontrast zwischen Stadt und einsamer Höhenwanderung lebt. Außerhalb der Stadt hauptsächlich auf Schotter- und Waldwegen. Idyllische Aussichtsplätze nahe Kanzel und am Königsstein
Beste Jahreszeit
März bis November
Ort
DeggendorfAusgangspunkt
Deggendorf, 314 m
Endpunkt
Deggendorf, 314 mRoute
Deggendorf – Kanzel 2 Std. – Königsstein 1.45 Std. – Deggendorf 3.15 Std.
Höchster Punkt
Hausstein, 917 mTipp zum Tourenausklang
Vor den Toren Deggendorfs fließt die Isar in die Donau. Im Mündungsbereich entstand eine einzigartige Auenlandschaft. Die Isar gestaltete hier unterschiedlichste Lebensräume mit Autümpeln, Weihern, Altarmen und Bächen – ein Paradies für seltene Vögel, Insekten, Fische und Pflanzen. Sogar Auerochsen wurden angesiedelt – zu jeder Jahreszeit ein lohnender Ausflug (www.infohaus-isarmuendung.de).
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.