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wandern

Wandern Bayerischer Wald: Übers Dreiländereck zum Plöckensteiner See

Anspruch:
schwer
Dauer:
06:18 Std.
Länge:
14 km
Aufstieg:
820 m
Abstieg:
820 m

Auf Adalbert Stifters Spuren. Die Region um den Dreisesselberg ist stark mit Adalbert Stifter verbunden, der die Region und den Wald in seinem Werk verewigte. Weil der Grenzkamm zwischen Dreisesselberg und Österreichischem Plöckenstein hinter dem Dreiländereck viel ruhiger wird, können wir dort in aller Beschaulichkeit und ganz in Stifters Geist die Natur genießen.

Beschreibung

Zur bayerisch-österreichischen Grenze   

Die Wälder rund um den Dreisesselberg sind tief mit dem Leben und Wirken des Dichters Adalbert Stifter verbunden. Aber nicht nur deshalb wählen wir als Ausgangspunkt für unsere Wanderung das Rosenbergergut. Von Weitem schon zeichnet der Stangenwald die Silhouette des Bergrückens, der sich vom Dreisessel im Westen bis zum Plöckenstein im Osten zieht. Kurz hinter dem Rosenbergergut liegt der Wanderparkplatz am Böhmerwalddenkmal. An diesem vorbei führt der breite Waldweg am Bach entlang bergauf. Bald wird er schmäler und biegt nach einer Viertelstunde in einen Steig aus Block und Wurzeln. Wir queren eine Forststraße und folgen weiter unserem Steig, bis wir den Weg erreichen, der von links aus dem Tal bei Neureichenau heraufzieht. Hier gehen wir rechts und folgen nun dem Goldsteig Richtung Dreiländereck, unserem ersten Ziel.

Im Mischwald überwiegen noch Tannen, doch mehr und mehr glänzt auch grünes Blattwerk zwischen den Baumstämmen hindurch und macht so die Tiefe des Waldes für das Auge begreifbar. Mit zunehmender Höhe wird der Wald lichter. Wir queren die unteren Ausläufer des Steinernen Meeres, bis wir schließlich an die bayerisch-österreichische Grenze gelangen, wo sich mehrere Wege treffen. Eine Bank lädt zu einer ersten Rast. Der Blick schweift den Hang hinunter und über die Hügel des Passauer Landes.

Zum Dreiländereck   

Im Wald geht’s nun noch ein kurzes Stück bergauf, ehe wir nach links weiter bergan steigen, immer geradeaus auf das Steinerne Meer zuhaltend. Als wollte der Berg uns seine steinerne Zunge herausstrecken, liegen tonnenschwere Granitblöcke übereinander, gesäumt von Stangenwald. Graue Baumriesen, Opfer von Borkenkäfer und Sturm.

Wir kehren dem Steinernen Meer nun den Rücken und wandern in gemütlicher Steigung im weiten Linksbogen zum Dreiländereck (1321 m), auch Dreiecksmark genannt. Auf dem Sattel zwischen Bayerischem und Österreichischem Plöckenstein markiert ein wuchtiger Obelisk mit den Wappen der drei angrenzenden Staaten die Grenze. Für die meisten Wanderer, die diesen Fleck besuchen, ist das Dreiländereck der Umkehrpunkt einer Rundwanderung, die am Wanderparkplatz am Dreisesselberg beginnt und über Adalbert-Stifter-Steig, Steinernes Meer und Hochwaldsteig wieder zum Dreisessel weiter westlich zurückführt. Die wenigsten begleiten uns weiter nach Südosten über den Grenzsteig zum Österreichischen Plöckenstein.

Am Adalbert-Stifter-Dachl   

Während die Aussicht zur böhmischen Seite durch den grau-fahlen Stangenwald verstellt wird, haben wir nach Süden und Westen hin eine herrliche Sicht – allerdings auch keinen Wetterschutz. Ungehindert brennt die Sonne, pfeift der Wind und peitscht der Regen über den Kamm.

Ausnahme: das Adalbert-Stifter-Dachl, das wir kurz vor der halben Wegstrecke zum Österreichischen Plöckenstein passieren. Einen kleinen Steinhaufen rechts des Weges hat die Natur so geschlichtet, dass eine große schwere Steinplatte die anderen wie ein Vordach überragt. Bei allzu starkem Niederschlag immerhin ein Unterstand für eine kleine Gruppe Wanderer. Nebel allerdings sollte uns vor keine Probleme stellen – regelmäßig in den Boden eingelassene Grenzsteine und Heidelbeersträucher am Wegrand helfen hinreichend bei der Orientierung.

Über den Plöckenstein   

Wenn wir das Adalbert-Stifter-Dachl passiert haben, erreichen wir eine kleine Anhöhe. Der Grenzkamm ist breit und sehr eben, beinahe eine Hochfläche. Vor uns liegt eine kleine Senke, dahinter stechen Granitblöcke glänzend aus dem Grün der Gräser und Sträucher heraus. Den Gipfel des Österreichischen Plöckensteins (1379 m) markiert ein kleiner Felsaufbau, drum herum liegen größere und kleinere Felsen verstreut. Der Weg durch die sumpfige Senke ist mit Holzbohlen befestigt. In einer Viertelstunde sind wir oben. Den Gipfel erklimmen wir am besten von seiner Rückseite her. Diese, Tschechien zugewandte Seite vermittelt noch am ehesten, wie es hier war, bevor Sturm und Borkenkäfer den Bergwald umgerissen haben.

Kaum vorstellbar, dass der Gipfelfelsen einmal, im wahrsten Wortsinn, »aussichtslos« von Bäumen umstellt war. Heute haben wir einen Rundblick durch dürres Geäst über den Grenzkamm hinweg nach Westen zum Dreisessel und über das hügelige Passauer Land. Gegenüber im Südosten ziehen die Skipisten am Hochficht eine hellgrüne Schneise in den dunklen Wald, und an den Moldaustausee, von uns aus gesehen im Norden, schließt sich der Nationalpark Šumava an. Er ist die tschechische Verlängerung und deutlich größer als der bayerische Teil des Nationalparks.

Lauschiger Plöckensteiner See   

Von unserem Aussichtsgipfel wandern wir nun nach Norden und überschreiten gleich die tschechische Grenze. Der Pfad führt durch Stangenwald, der mehr und mehr von jungen Bäumen durchsetzt ist. Über Wurzeln und Steine kommen wir an einer kleinen Aussichtskanzel rechter Hand vorbei, die uns einen ersten Tiefblick auf den Plöckensteiner See erlaubt; dicht neben der von glatten Felsen durchsetzten Seewand – ein atem- beraubendes Erlebnis. In dem sehr schattigen Felsabbruch, hier auf etwa 1300 Meter Höhe, glänzen auch im Mai noch Schneeflecken hervor.

Nächste Etappe ist das Adalbert- Stifter-Denkmal. »Lieg in hohes Gras gestreckt, schaue sehnend nach der Felswand« – der Vers aus Stifters Gedicht »Im Gebirge« ist in die Südseite des Obelisken gemeißelt, der fast 15 Meter hoch in den Himmel ragt. Nur wenige Bäume tun es ihm gleich. Ein Stück daneben schiebt sich ein Fels zwischen Bäumen über den See. Mit einem Geländer gesichert, ist er eine Aussichtskanzel, die einen wunderschönen Rundblick zum See und hinauf zum Gipfel ermöglicht. Von dort oben hierher waren wir weniger als eine halbe Stunde unterwegs. Der Sockel des Obelisken bietet eine bequeme Rastmöglichkeit, bis wir schließlich zum See hinabsteigen.

Über einen Kilometer Wegstrecke führen Serpentinen durch den ausgedünnten Wald hinunter. Direkt am See erreichen wir einen Schotterweg, dem wir nach rechts folgen. Verträumt öffnet sich das Wasser im Gegenlicht der Nachmittagssonne, da-rüber steht die schattige Seewand. Gegenüber ein paar Tischgruppen: Hier lässt es sich aushalten.

Kammüberschreitung auf dem Rückweg   

Wir folgen nun dem Schotterweg, der hinter dem Rastplatz unbequemer zu gehen ist und über grobe Steinbrocken führt. Wir rüsten uns für die Kammüberschreitung. Nach 500 Metern folgen wir der Markierung gelb-weiß rechts bergauf.

Einen Kilometer unterhalb des Plöckensteiner Gipfels haben wir den Scheitel des Grenz- kamms erreicht. Nun geht’s steil bergauf im Grenzverlauf Richtung Gipfel, bis wir auf halber Strecke eine Weggabelung erreichen: Geradeaus ginge es zum Gipfel, für uns geht’s dann links Richtung Schwarzenberg.

An einem Wendeplatz mündet unser Pfad in den Schotterweg, der sich nach wenigen Metern gabelt. Wir halten uns links bergab und erreichen nach zehn Minuten eine weitere Gabelung. Hier biegen wir wieder links ab und kreuzen nun den Nordwald-Kammweg. Ihm folgen wir nach rechts, bis wir nach beinahe einer halben Stunde zur deutsch-österreichischen Grenze gelangen. Wenn wir das Bächlein gequert haben, erkennen wir auch die Gabelung wieder: Hier sind wir im Anstieg zum Steinernen Meer gewandert, und hier steigen wir nun ab zum Wanderparkplatz.

Touren-Charakter

Weite, aussichtsreiche Bergwanderung auf wurzeligen Waldwegen, felsigen Bergsteigen und bequemem Grenzpfad. Ungehinderter Ausblick in die wildromantische Seewand, das Kleinod am Plöckensteiner See

Beste Jahreszeit

Mai bis Oktober

Ort

Lackenhäuser

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz, 826 m, am Böhmerwalddenkmal in Lackenhäuser

Endpunkt

Wanderparkplatz, 826 m, am Böhmerwalddenkmal in Lackenhäuser

Route

Wanderparkplatz – Steinernes Meer 1.30 Std. – Dreiländereck 15 Min. – Österreichischer Plöckenstein 30 Min. – Adalbert-Stifter-Denkmal 15 Min. – Plöckensteiner See 1 Std. – Wanderparkplatz über Nordwaldkammweg 3 Std.

Höchster Punkt

Österreichischer Plöckenstein,1379 m

Tipp zum Tourenausflug

Kunst überall: Unweit vom Wanderparkplatz befindet sich im Rosenbergergut das Museum »Stifter und der Wald«, und von seinem Denkmal oberhalb des Plöckensteiner Sees sehen wir über die Moldau bis nach Cˇesk´y Krumlov. Auch dort lebte ein Künstler, der in der Region verwurzelt war: Das »Egon Schiele Art Centrum« zeigt neben Werken Schieles auch zeitgenössische Kunst (www.schieleartcentrum.cz).

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Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.