Wandern Bayerischer Wald: Über den Scheuereckberg
Vom Nationalpark-Gasthof Scheuereck mit Wildgehege geht es hinauf zu den nahen Schachten und über wildromantische Waldwiesen mit gurgelnden Bächen ins Waldlerdorf Spiegelhütte, wo prächtige alte Gebäude an die Blütezeit der einstigen Glashüttenortschaft erinnern.
Der Wegverlauf
Das Waldgasthaus Scheuereck liegt im Hang zwischen der Totenschädelrodung und dem Tal der Kleinen Deffernik. Das einstige Forsthaus mit Schankwirtschaft ist dank des Rothirschgeheges ein viel besuchtes Ausflugsziel im Nationalpark. Das Hirschgehege ist mit zehn bis zwölf Stück Rotwild besetzt. Im Forsthaus ist eine Nationalparkdienststelle untergebracht, und der Waldgasthof serviert deftige Brotzeiten ebenso wie hausgemachte Kuchen. Wer möchte, den erwartet nach der Wanderung in der Scheuerecker Stub’n ein Fondueabend oder ein romantisches Candle-Light-Dinner.
Gegenüber vom Hirschgehege führt der mit der Hacke markierte Gunthersteig in den Wäldern bergwärts. Als Gunther hier mit seiner Rodungshacke unterwegs war, gab es den gut ausgebauten Forstweg noch nicht; durch wildes Urwaldgebirg schritt der Ordensmann bergan, nur die Kleine Deffernik toste schon damals durch ihr tief eingeschnittenes Geröllbett. Der Weg gewinnt rasch an Höhe, und wo sich bei der Deffernikschwelle zahlreiche Quellbäche zur Kleinen Deffernik vereinigen, schwingt er rechts hinauf und kreuzt bald darauf den Goldsteig (0:50 Std.). Hier verlassen wir den zum Wanderergrenzübergang führenden Gunthersteig und folgen der Goldsteigmarkierung rechts: Beim Frischen Schachten winkelt er rechts ab und erklimmt den Scheuereckberg (1:25 Std.), der nicht zu den bekanntesten Bayerwaldgipfeln zählt, aber einer der atmosphärisch schönsten ist. Auf dem weitläufigen Gipfel erstreckt sich der Jährlingsschachten mit alten Bergahornen aus der Waldweidezeit, den eigentlichen Gipfel nahe einer Unterstandhütte bekrönt ein kleines Gipfelkreuz und der Blick schweift hinüber zum Großen Falkenstein und zum Turm auf dem Mittagsberg, der auf Tschechisch Poledník heißt. Bei klarer Witterung ist insbesondere im Spätherbst ein Blick bis zu den Alpen möglich. Der Jährlingsschachten, der auch »verborgener Schachten« genannt wurde, weil er vom Tal aus nicht zu sehen ist, wird 1622 erstmals erwähnt und hat derzeit eine Größe von 3,9 ha. Um 1830 waren es noch über 10 ha. Jungrinder der Zwiesler Bauern, die »Jährlinge«, waren hier den Sommer über auf der Waldweide.
Vom Jährlingsschachten leitet der Goldsteig hinab zur Wegekreuzung am Wildscheuereck und in eher sachtem Auf und Ab durch die Hangwälder, in denen etliche Stürme in den vergangenen Jahren Holz geworfen haben. Wer einen Abstecher auf den Fahnenriegel unternimmt, genießt den Blick zum Arber, während der Goldsteig zur Schutzhütte am Beginn des Lindberger Schachtens (3:00 Std.) weiterführt und sich hier aussichtsreich mit Rachelblick abwärtssenkt.
Wo sich der Goldsteig an der Wegespinne im unteren Bereich des Schachtens links verabschiedet, ist der Wanderpfad nach Buchenau ausgeschildert: Im Wechsel aus Waldpfaden und -wegen überschreitet er die Wassergrabenschneid, senkt sich durch rauschende Wälder im Brausen des Pommerbachs hinab zum Kühberg und erreicht dahinter das Schloss- und Kirchdorf Buchenau (4:00 Std.), wo man sich im Gasthof »Zum Latschensee« mit Wildgerichten oder mit der Latschensee-Pfanne vom Grill stärken kann. Danach geht’s am Ortsrand weiter Richtung »Spiegelhütte« auf einem Forstweg, der im Wald zu einem Sattel ansteigt: dort schräg links hinab nach Spiegelhütte (4:45 Std.), wo das Forsthausstüberl eine weitere Einkehrmöglichkeit bildet. In Spiegelhütte taucht wieder die Hacke vom Gunther auf. Im Hang des Totenschädels leitet der Gunthersteig zurück zum Wildpark am Waldgasthaus Scheuereck (5:10 Std.).
Gunther-Festspiele
Der Gunthersteig führt vom Kloster Niederaltaich an der Donau durch den Bayerischen Wald ins böhmische Dobrá Voda. Benannt ist der Fernwanderweg nach dem Benediktinermönch Gunther von Niederaltaich, dessen segensreiche Rodungstätigkeit zum Aufblühen vieler Kirchen und Orte führte; daher das Rodungswerkzeug Hacke als Markierung.
Auch die Gründung von Rinchnach erfolgte 1011 durch Gunther, der hier eine klösterliche Zelle errichtete und darin als Einsiedler lebte. 1019 weihte Bischof Berengar von Regensburg ein dazugehöriges Bethaus als Kirche. Als Gunther 1045 starb, ließ Herzog Bretislav I. von Böhmen die Leiche nach Brevnov überführen; danach genoss Gunther im Böhmerwald rege Verehrung. Heute zählt das volkstümliche Sankt-Gunther-Fest zu den Höhepunkten im Festkalender von Rinchnach (letztes Juniwochenende im Jahr).
Region
Ausgangspunkt
Wanderparkplatz Gasth. Scheuereck. GPS-Koordinaten, UTM-Zone 33: x: 376.245 m, y: 5.435.820 m
Wegbeschaffenheit
Wurzelwege, steinige Steige und bequeme Forstwege
Freud und Leid
Blaubeersträucher, soweit das Auge reicht, und mächtige Bergahorne – dieser Blick bietet sich auf der weitläufigen Gipfelkuppe des Scheuereckbergs im Nationalpark Bayerischer Wald. Der Berg ist ein Highlight für Schachtenliebhaber.
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Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.