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Vergessene / Entdecker Pfade
wandern

Wandern Bayerischer Wald: Über den Hana-Steig zum  Čerchov

Anspruch:
schwer
Dauer:
06:18 Std.
Länge:
19 km
Aufstieg:
710 m
Abstieg:
710 m

Aussichtsreich über die Grenze. So nah und doch so fern: Es ist nicht lange her, da haben wir die Späheinrichtungen auf Hohem Bogen und Čerchov argwöhnisch beäugt – heute gehört die Aussicht den Wanderern. Weil der Čerchov von vielen mit dem Mountainbike besucht wird und Wanderer gern den Zustieg über den Kessel um Bystřice wählen, sind wir auf dem Hana-Steig ungestört.

Beschreibung

Grenzkontrolle entfällt   

Vom Wanderparkplatz in Schafberg erreichen wir über eine kleine Flurstraße nach ca. 300 Metern die letzten Häuser auf deutschem Boden, ehe wir unspektakulär die Grenze nach Tschechien überschreiten. Kaum zu glauben, dass sie sich vor gerade mal einer Generation noch Eiserner Vorhang nannte und dass daran heute nur noch ein kleiner Schilderwald und eine kleine, mit Spinnweben überzogene Hütte erinnern. Heute verlangt keiner mehr Rechenschaft, und dennoch haben wir unseren Pass in der Tasche, schließlich verbringen wir beinahe den ganzen Tag auf tschechischem Boden.

Unser Sträßchen biegt nach links bergauf Richtung Wald. Dort laufen verschiedene Wege auseinander: zwei Mountainbike-Routen nach links, eine Straße am Waldrand entlang nach rechts. Wir wählen die »goldene Mitte« (Markierungen blau-weiß und grün-weiß) und laufen direkt in den Wald hinein. Im Schatten der ersten Tannen gabelt sich der Weg gleich wieder, wobei wir links und steiler bergauf laufen. Unmarkiert verlangt der nächste Kilometer etwas Orientierungssinn und Gespür. Der Pfad durch den Wald verläuft jedoch beinahe geradeaus und ist, wenn auch etwas verwachsen und mit stellenweise dichtem Unterholz, so doch immer gut zu erkennen.

Zum Böhmischen Brunnen   

Nachdem wir eine kleine Kuppe überschritten haben, geht es jetzt bergab, bis wir auf eine Lichtung und die Mountainbike-Europaroute »13« treffen. Ihr folgen wir nach rechts bergab, jedoch nur ein kurzes Stück, denn dann steigt der Schotterweg nach links mäßig steil im Wald bergauf. Nach Osten zieht sich behutsam eine große Weide talwärts Richtung Folmava.

Immer geradeaus wandernd, kommen wir an eine Gabelung. Auch wenn der Waldweg nach rechts verlockender aussieht, wir bleiben auf dem Weg, der zunächst auf Schotter, später ein kurzes Stück auf Teer, in der breiten Schneise nach links verläuft. Auf dem nächsten Kilometer laufen wir an verschiedenen Abzweigungen und Stichstraßen vorbei – Wirtschaftswege, die uns nicht vom rechten Weg abbringen. Erst wenn wir auf die Teerstraße treffen, an der ein Hinweisschild den Čerchov in linker Richtung verspricht, müssen wir aufpassen. Dieser Hinweis meint die Radfahrer – wir gehen hier also rechts.

Die Straße macht bald eine lang gezogene Linkskurve und erreicht schließlich eine große Lichtung zur Rechten. Beinahe wie ein Marterpfahl steht in der Mitte ein abgebrochener Baum mit gelb-weißer Markierung. Wir passieren die Lichtung, und ehe sich die Straße bergab neigt, wandern wir links durch hohes Gras in den Wald hinein (Markierung weiterhin gelb-weiß).

Der Waldweg steigt nun steiler an auf unser nächstes Zwischenziel zu: Česka Studanka, der Böhmische Brunnen (730 m). Unter dem Dach eines hölzernen Pavillons ist das glasklare Quellwasser in einem schweren Steinring eingefasst. Bänke, der Schutz des schattigen Blätterdachs und ihre zeitlose Ruhe machen die Quelle zu einem wunderbaren Rastplatz. Gut fünf Kilometer haben wir vom Parkplatz hierher zurückgelegt, aber nur ca. 200 Höhenmeter. Dies ändert sich auf dem Weitermarsch.

Auf dem Hana-Steig zum Gipfel   

Oberhalb der Quelle folgen wir dem Schotterweg für wenige Meter nach links (blaue Markierung) und biegen dann gleich rechts auf den Hana-Steig »Hanova Stetzka« ab, einen über 100 Jahre alten Touristensteig. Über ihn gewinnen wir rasch, aber steil an Höhe. Erneut erreichen wir einen Schotterweg, gehen nun rechts auf eine Informationstafel am Waldrand zu und wenige Meter rechts dahinter wieder links in den Wald hinein. Mal breiter, mal schmal, mal über weichen Waldboden, mal über ausgetretene Granitstufen wie zu einem längst vergessenen Schloss wandern wir den Hana-Steig hinauf.

Nach einer Kante haben wir einen breiten Rücken erreicht, auf dem wir nun dem Čerchovgipfel entgegenwandern. Die dichten Kronen der Buchen und Linden erlauben nur selten den Ausblick nach Osten ins flache Land. Der Wind, der vom Tal heraufweht und die Bäume um uns herum dunkel rauschen lässt, macht uns glauben, wir hätten auch den Gipfel bald erreicht. Doch noch beinahe drei Kilometer schlängelt sich unser Pfad im gemütlichen Auf und Ab durch einen Urwald junger Buchen und durch Blaubeerbüsche.

Zum Gipfel hin weitet sich der Wald etwas. Ein Granitfelsen möchte uns den Weg versperren. Rechts herum gelangen wir an den mit rostigem Stacheldraht gesicherten Zaun, der die militärische Abhöreinrichtung nach außen hin absicherte, zur Zufahrtsstraße und zum breiten Eisentor. Hässlich war vor allem die Zeit, an welche die Spionageeinrichtung auf diesem schönen Berggipfel erinnert. Heute können wir unbeschwert die Aussicht nach Süden und Westen genießen. Gegenüber beobachten uns die Türme auf dem Hohen Bogen, im Westen markiert der breite Waldrücken des Gibacht die Grenze zu Deutschland.

Zwei Einkehrmöglichkeiten gibt es auf dem Gelände. Achtung: Der Wirt nimmt zwar Euro an, aber ein paar Kronen in der Tasche verhindern Schwierigkeiten mit dem Wechselgeld.

Brunnhäusl und Pavlik-Aussicht   

Wir verlassen die Gipfelanlage und folgen der Straße aus Betonplatten bergab – ein militärischer Zweckbau. Nach ca. 400 Metern folgen wir in einer scharfen Rechtskurve dem Hinweisschild »Drei Wappen (Tři Znaky)«. Der schmale Waldweg steigt bald wieder leicht an und überwindet einen kleinen Felsriegel. Im lichten Wald weitet sich auch unser Weg. Für ein kurzes Stück geht’s nach links, ehe wir an einer Gabelung dem Weg nach rechts folgen. Doch schon nach wenigen Schritten zeigt uns ein grüner Pfeil auf einem hölzernen Dreizack den Weiterweg nach links.

Vorbei am Brunnhäusl (Bänke und Rastmöglichkeit; keine Einkehr) laufen wir an der nächsten Abzweigung nach links. Das Schild »Drei Wappen« mag am Waldrand gegenüber missverständlich angebracht sein: Wir gehen nicht auf den Waldweg daneben, sondern bleiben auf dem Schotterweg, der uns zum Unterstand Sattelhütte führt. Vorher aber passieren wir noch die Pavlik-Aussicht. Benannt ist sie nach einem früheren Bürgermeister des nahen Domažlice, und von hier haben wir bei entsprechendem Wetter einen wunderschönen Ausblick bis hinaus nach Schwandorf und auf das Oberpfälzer Seenland.

Grenzsteig ins Tal   

Wenig später biegt unser Weg bei der Sattelhütte scharf nach rechts. Beinahe eben gelangen wir nach rund drei Kilometern zur Abzweigung und zum Grenzübergang »Drei Wappen«. Mal umrahmt von Granitfindlingen, mal wie auf einem Damm, bedeckt von einem Teppich aus Laub, laufen wir zur Grenze. Unterhalb des Breiten Felsens duckt sich der Unterstand und markiert unseren Abstieg.

Über die Buckel von Brombeerriegel und Weizriegel wandern wir nun auf dem Grenzsteig dem Tal entgegen (Markierung »V3«, rot-weiß). Ihre Abhänge sind bisweilen steil und erfordern nach unserer langen Wanderung noch einmal Aufmerksamkeit. So passieren wir die Abzweigung zur Voithenberghütte und über- queren einen kleinen Bachlauf, die Kalte Pastritz, die still hinüber zur Hammerschmiede fließt. Friedlich breitet sich die Au nach Süden hin aus.

Wir bleiben am Waldrand; immer noch sind die Grenzpfosten unsere Wegweiser. Auf der anderen Talseite überwinden wir einen letzten Gegenanstieg, ehe wir im Abstieg zu dem Häuschen gelangen, an dem wir vor Stunden die Grenze überschritten haben. Auf dem Rückweg zum Parkplatz begleitet uns der Blick zu den ehemaligen Abhörtürmen auf dem Hohen Bogen. Doch den Čerchov werden wir nicht vergessen.

Touren-Charakter

Weite, anstrengende Rundwanderung überwiegend auf einsamen Waldpfaden und Schotterwegen; eindrucksvolles Walderlebnis und Weitblicke bis in den Oberen Bayerischen Wald. Der Abstieg am Grenzsteig ab Drei Wappen über den Brombeerriegel ist stellenweise sehr steil. Achtung bei Nässe!

Beste Jahreszeit

April bis November

Ort

Furth im Wald

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz Schafberg, 510 m

Endpunkt

Wanderparkplatz Schafberg, 510 m

Route

Schafberg – Böhmischer Brunnen 1.45 Std. – Cˇerchov 1.30 Std. – Drei Wappen 1.45 Std. – Schafberg 1.30 Std.

Höchster Punkt

Cerchovgipfel, 1042 m

Tipp zum Tourenausklang

Böhmen ist das Land der Burgen und Schlösser. Nicht weit vom ˇCerchov liegt Domažlice mit seinem historischen Stadtkern. Etwas weiter östlich lohnt der Besuch der Wasserburg Švihov (15./16. Jh.), die zu den jüngsten Burgen Böhmens zählt. Sie war einst Drehort des TV-Klassikers »Drei Nüsse für Aschenbrödel« (1973). Hier wurden die Burghofszenen aufgenommen (www.hradsvihov.cz/de).

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Bitte beachten!

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Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.