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Wandern Bayerischer Wald: Rißlochfälle und Großer Arber

Anspruch:
schwer
Dauer:
05:00 Std.
Länge:
14 km
Aufstieg:
750 m
Abstieg:
750 m

Den »König im Bayerwald« bezwingen. Der mächtigste Gipfel zieht Wanderer in jedem Gebirge magisch an. Im Bayerischen Wald gilt das für den 1456 Meter hohen Großen Arber. Sein Plateau kennzeichnen vier Felsriegel, die an Zacken einer Krone erinnern. Wenn der Große Arber majestätisch als »König des Bayerwaldes« bezeichnet wird, trifft das also sowohl auf seine Höhe als auch ein wenig auf sein Aus-sehen zu.

Beschreibung

Die schönste Tour für Gipfelstürmer beginnt am Nordrand des hübschen Talorts Bodenmais, den der Große Arber um immerhin fast 800 Meter überragt. Damit der großenteils steinige Weg zum Gipfelkreuz ein wahrer Genuss bleibt, sollten Wanderer zeitig aufbrechen und einige Pausen einplanen. Den Wanderparkplatz Rißlochweg erreichen Autofahrer, kurz nachdem die Teerstraße endet. Zu Fuß lassen wir noch einmal 200 Meter weiter die Markierung »bequemer Weg« rechts liegen und folgen dem »steinigen Weg«. Zum einen bekommen Wanderer auf dieser Strecke die Rißlochfälle besser zu Gesicht. Zum anderen ist diese Variante eine gute Generalprobe für den Gipfelsturm, denn schwieriger wird der Weg während des gesamten Aufstiegs nicht mehr. Je weiter wir uns von Bodenmais entfernen, desto deutlicher lässt sich das Rauschen des Rißbachs durch den urwaldartigen Blätterwald vernehmen.

Schließlich stürzt die weiße Gischt über mehrere Kaskaden hinweg insgesamt über 50 Meter zu Tal. Nirgendwo im Bayerwald gibt es größere Wasserfälle zu bestaunen; Ufer wechseln unmittelbar vor dem Aufstieg. Abbiegen zur Chamer Hütte 50 Meter nachdem die zwei Wegvarianten wieder aufeinandertreffen, folgen wir der Markierung 2a links über einen Holzsteg in Pfeilrichtung »Chamer Hütte«. Gerne blinzelt die Sonne durch die Schatten spendenden Baumkronen, Wanderern begegnen Farne und moosbewachsene Gneisblöcke. Ein kleines Stück führt über eine Forststraße. Ausdauernd begleitet uns das Plätschern des Schwellbachs, bis wir die Chamer Hütte knapp 100 Meter unterhalb des Gipfels des Kleinen Arber erreichen. Dass die Einkehrstation im Auerhahn-Schutzgebiet liegt, erklärt ihre späte Öffnung zum ersten Juni-Wochenende. Zur Chamer Hütte – neuerdings auch »Schutzhaus Kleiner Arber« genannt – grüßt bereits der Große Arber.

Durch eine Senke hindurch beginnt der Gipfelsturm. Die Vegetation spendet immer weniger Schatten, und die Route verläuft kurzeitig auf einem Forstweg. Wer sich in der ersten Serpentine rechts hält und der Beschilderung »Großer Arber über die Bodenmaiser Mulde« folgt, den führen Holzstufen auf einer Himmelsleiter auf den Gneisgipfel.Das Gipfelplateau liegt oberhalb der Baumgrenze, deshalb begegnen einem alpine Latschen und viel Borstgras. Wenn sich die Sonne verzieht und der Wind bläst, kann es richtig frisch werden. Als Erstes erreichen wir den Bodenmaiser Riegel, in dem Kreative den Kopf von Richard Wagner erkennen. Der Granitsplit-Rundweg führt uns zum nahen Kleinen Seeriegel mit Blick in Richtung Kleiner Arbersee sowie anschließend zum höchsten Punkt des ganzen Bayerwaldes. Das hölzerne Kreuz auf dem Gipfelriegel konkurriert mit einer Radaranlage und einem Funkturm.

Spätestens dort treffen fleißige Wanderer mit den Gemütlichen zusammen, die den »König des Bayerwaldes« bequem per Gondel erreichen. In Richtung Osten liegt der Talort Bayerisch Eisenstein am ehemaligen »Eisernen Vorhang«, dahinter ist Železná Ruda (Markt Eisenstein) in der Tschechischen Republik meist klar zu erkennen. Die markante Schneise im links dahinterliegenden Wald gehört zum Skigebiet Špicˇák (Spitzberg). Beim Blick in die Ferne in Richtung Südosten erspäht man u. a. den Großen Falkenstein (1315 m) sowie den zweithöchsten Bayerwald-Gipfel, den Großen Rachel (1453 m) ein Stück weiter rechts. Und bei Föhnwind sieht man sogar bis in die Alpen, von wo aus der Watzmann (2713 m) aus dem Berchtesgadener Land ruft.

Zwei bewirtschaftete Hütten mit Sonnenterrasse locken fünf Gehminuten vom Gipfel bergab direkt unterhalb der Bergstation der Gondelbahn Hungrige und Durstige an. Einen guten Ausblick ermöglichen die Panorama-Fenster der neuen Eisensteiner Hütt’n. Das Schutzhaus wirkt uriger, doch seit seiner Renovierung 2009 ähneln sich nicht nur die Speisekarten, sondern auch die Atmosphäre beider Gastwirtschaften. Kein Wunder, denn beide Häuser werden von der Arber-Bergbahn geführt. Dieser Betrieb gehört übrigens wie auch die Waldungen hinab nach Bayerisch Eisenstein dem Fürstenhaus Hohenzollern. Die Arberkapelle liegt zwischen Einkehr und Gipfel. Am vorletzten Sonntagvormittag im August herrscht vor dem kleinen Gotteshaus ein gewaltiger Trubel. Denn dann treffen sich Hunderte Gläubige und Neugierige zur traditionellen Arber-Kirchweih, dem im wahrsten Sinne höchsten Fest im Bayerwald. Die erste Arberkapelle geht auf das Jahr 1806 zurück. Das frostige und raue Klima brachte es mit sich, dass das Gotteshaus mehrmals erneuert werden musste. Das jetzige Gebäude stammt aus dem Jahr 1957, zeigt sich seit 2015 generalsaniert und beherbergt eine Madonna aus Kalkstein.

Der Abstieg erfolgt über den Kamm hinweg direkt an der unbewirtschafteten Zwieseler Hütte vorbei. Vom Boden- maiser Riegel bis hinein in die Bodenmaiser Mulde begeben wir uns auf dem bereits beim Aufstieg beschrittenen Pfad. Dann aber geht es auf Weg 2 relativ geradewegs zu den Rißlochfällen. Noch im oberen Teil der Strecke nähern sich Wanderer einem Moor. Zu dessen Schutz verläuft seit 2014 der Weg nicht mehr auf Knüppeldämmen hindurch, sondern westlich daran vorbei. Des weichen Untergrunds wegen hatte Orkan Kyrill leichtes Spiel, dort 2007 eine gewaltige Schneise der Verwüstung zu schlagen. Mit viel Ausdauer macht die Pflanzenwelt inzwischen wieder Boden gut. Weiter talwärts wird der Weg wieder schattig und führt über steiniges, bisweilen schwieriges Terrain. Vorsicht mit müden Beinen! Von den Rißlochfällen aus nehmen wir dieses Mal den »bequemen Weg« links herum zurück zum Parkplatz – und freuen uns darüber, dem König des Bayerwaldes erfolgreich aufs Dach gestiegen zu sein.

Touren-Charakter

Landschaftlich einmalige und anspruchsvolle Tour auf oft steinigen Wanderwegen. Fantastisches, nicht ungeteiltes Gipfelerlebnis. Für den Abstieg teils sicherer Tritt, aber keine Schwindelfreiheit erforderlich

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz Rißlochweg (755 m) in Bodenmais

Endpunkt

Wanderparkplatz Rißlochweg (755 m) in Bodenmais

Route

Wanderparkplatz (755 m) - Rißlochfälle (»steiniger Weg«) 0.30-0.45 Std. (1,5-2 km); Rißlochfälle - Chamer Hütte 1.15 Std. (3 km); Chamer Hütte (1298 m) - Bodenmaiser Mulde - Großer Arber 1 Std. (2,5 km); Großer Arber (1456 m) - Bodenmaiser Mulde - Rißlochfälle (»bequemer Weg«) - Wanderparkplatz 2 Std. (6,5 km)

Tipps für müde Gipfelstürmer und glücklich Verliebte

Wem der Aufstieg zur Chamer Hütte (im Bild auf der linken Seite) bereits reicht, der kann über den Wanderweg 3 (Forstweg Arberhochstraße) bequem in Richtung Bodenmais/Klause absteigen, es kreuzen allerdings Mountainbiker. Im unteren Teil erreicht man via Rundweg 2 an den Rißlochfällen vorbei am schnellsten wieder den Parkplatz. Wer hingegen noch Kraft hat, der kann vor dem Weitermarsch zum Großen Arber von der Chamer Hütte in knapp 15 Gehminuten steil bergan einen Abstecher zum Holzkreuz des Kleinen Arber (1384 m) unternehmen und den herrlichen Blick über Bodenmais hinweg in Richtung Westen genießen.Wem der Aufstieg zum Arbergipfel als Tagwerk reicht, der kann bis 16.30 Uhr mit der Gondel in 4 Minuten hinab zur Talstation fahren (Erw. 10 €, 6–16 Jahre 8 €, Fam. ermäßigt). Den 1050 m hoch gelegenen Parkplatz verbindet die RBO-Buslinie 6198 via Arbersee in 25 Minu­ten mit Bodenmais (Abfahrt Mit­te Mai–Okt. 13.36, 15.36, 16.36, 17.46 Uhr; Tickets im Bus).Steil bergauf können hingegen Verliebte von der Talstation aus mit der sogenannten »Kuschelgondel« fahren, denn das Standesamt von Bayerisch Eisenstein ist in der Eisensteiner Hütt’n untergebracht. Diese Gondel für Verliebte geht übrigens auf die TV-Flirt-Show »Herzblatt« zurück.

Schnell zurück ins Tal oder hoch zum Kleinen Arber

Wem der Aufstieg zur Chamer Hütte (im Bild auf der linken Seite) bereits reicht, der kann über den Wanderweg 3 (Forstweg Arberhochstraße) bequem in Richtung Bodenmais/Klause absteigen, es kreuzen allerdings Mountainbiker. Im unteren Teil erreicht man via Rundweg 2 an den Rißlochfällen vorbei am schnellsten wieder den Parkplatz. Wer hingegen noch Kraft hat, der kann vor dem Weitermarsch zum Großen Arber von der Chamer Hütte in knapp 15 Gehminuten steil bergan einen Abstecher zum Holzkreuz des Kleinen Arber (1384 m) unternehmen und den herrlichen Blick über Bodenmais hinweg in Richtung Westen genießen.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.