Wandern Bayerischer Wald: Im Urwald bei Zwieslerwaldhaus
Viel geliebtes Schwellhäus'l. Im Nationalpark Bayerischer Wald können noch echte Urwälder entdeckt werden. 600Jahre alte Baumriesen sind ein Erlebnis. Historische Wirtshäuser wie das Schwellhäus'l und das Zwieslerwaldhaus liegen an geschichtsträchtigen Wegen.
Zum Brunnen
Vom Parkplatz Brechhäuslau bei Zwieslerwaldhaus beginnen wir die Wanderung auf der Forststraße nach Westen in Richtung Schwellhäus'l. Wir sind auf dem Fernwanderweg Goldsteig. Auf einer Brücke überqueren wir die Große Deffernik. Ihr Quellgebiet liegt im nahen Tschechien und sie mündet in den großen Regen. An der Kreuzung nach der Brücke stehen wir vor einem plätschernden Brunnen, an dem vorbei ein kurzer Weg zum Schwellhäus'l führt.
Zum Schwellsteig
Zum Ergebnis einer abwechslungsreichen Wanderung wenden wir uns jedoch auf der Forststraße nach links in Richtung Schwellhäus'l und Ludwigsthal entlang der Großen Deffernik. An einer T-Kreuzung folgen wir der Forststraße nach rechts in Richtung Schwellhäus'l. 20 Meter nach einer weiteren T-Kreuzung der Forstwege biegen wir rechts ohne Markierung auf den Schlepperweg ein. Geradeaus und leicht aufwärts erreichen wir den Schwellsteig neben dem Kanal, mit dessen Wasser aus der Großen Deffernik der Triftspeicher an der Schwelle (Klause) mit Wasser gefüllt wurde. Dieser Kanal wurde 1857 zur schnelleren Füllung des Triftspeichers gebaut.
Zum Schwellhäus'l
Am Kanal wandern wir links. Die Baumriesen links und rechts des Schwellsteigs sind beachtenswert. Schließlich erreichen wir den aufgestauten Triftspeicher. Mit der Öffnung der Klause konnte die Holztrift beginnen. Die erste Schmalzbach-Schwelle zur Holztrift entstand bereits 1798. Von dieser Schwelle aus wurden wie im gesamten Bayerischen Wald im 18. Jahrhundert Brennholz und Blöcher (drei Meter lange Stämme) über den Regen nach Regensburg in die Donau geschwemmt. Aus dem Unteren Bayerischen Wald erfolgte die Trift über die Ilz nach Passau. Die Hölzer wurden dann auf der Donau bis nach Österreich und Ungarn geflößt. Hinter dem Weiher steht das beliebte Gasthaus Schwellhäus'l. Die idyllische Hütte mit ihrem charakteristischen Giebeltürmchen ist eines der bezauberndsten Ausflugslokale im gesamten Nationalpark. Ist auch das Schwellhäus'l von weiten Wäldern umgeben, der Wanderer ist hier nicht allein. Aus allen Richtungen strömen die Urlauber herbei. Sogar der Falkensteinbus fährt von Zwieslerwaldhaus direkt zum Schwellhäus'l.
Wie der Name Schwellhäus'l (Trifter Klause) andeutet, bedienten hier Waldarbeiter das Klausentor zur Holztrift. Das Schwellhäus'l war ein wichtiger Stützpunkt für die Holzhauer. Erst später erfolgte der Ausbau zum Wirtshaus. Im 19. Jahrhundert arbeiteten Hunderte von Gastarbeitern in den weiten Wäldern. Ludwig Lettenmaier aus Tirol wurde damals vom Forstamt Zwiesel als Verwalter der Trifthütte eingesetzt. Die Familie Lettenmaier ist nun seit mehr als 125 Jahren im Schwellhäus'l ansässig. Heute erfreut der Biergarten oder die urige Wirtsstube die Wanderer. Berühmt ist das Bier vom Stoa. Das Trifter Dunkel wird aus einem Hahn aus dem Felsen gezapft. Um das Schwellhäus'l herum gibt es viel zu entdecken. Interessant ist die Felsensonnenuhr mit einer Bohrung, die das Sonnenlicht der Tagundnachtgleiche auf eine Glaskugel lenkt. Ein Tiergehege und ein Spielplatz beschäftigen die Kinder.
Zum Hans-Watzlik-Hain
Nördlich des Triftweihers wandern wir nach der Pause an der kleinen Hütte vorbei in Richtung Zwieslerwaldhaus und Hans-Watzlik-Hain aufwärts. Nach 800 Metern biegen wir an einer Kreuzung rechts ab auf den Urwalderlebnisweg im Hans-Watzlik-Hain. Über 500 Jahre alte und bis zu 50 Meter hohe Baumriesen stehen in dem ursprünglichen Bestand. Mächtige Tannen, Buchen und Bergahorne bilden in einer guten Zusammensetzung den natürlichen Bergmischwald. Neben den Baumriesen liegen umgestürzte Stämme, die Lebensraum für Totholzbewohner bieten. Hier gibt es keine Eingriffe durch den Menschen. Das Motto ist »Natur Natur sein lassen«. Das Naturschutzgebiet trägt den Namen des Lehrers und Böhmerwald-Dichters Hans Watzlik (1879–1948). Kurz bevor der Urwaldsteig wieder an der Forststraße endet, steht die berühmte 600 Jahre alte Dicke Tanne. Sie ist mit einem Stammumfang von 6,65 Metern und einer Höhe von über 53 Metern der stärkste Baum des Bayerischen Walds.
Zum Brunnen
Am Ende des Urwaldsteigs laufen wir auf der Forststraße nach rechts weiter zur Kreuzung am Brunnen.
Zum Parkplatz Brechhäuslau
Wieder überqueren wir die Große Deffernik geradeaus und kommen an den Parkplatz in der Brechhäuslau zurück. Im nahen Zwieslerwaldhaus steht das älteste Wirtshaus des Bayerischen Walds, heute mit schönem Biergarten. Aus einer Schutzhütte entstand 1764 am Böhmweg für die Säumer (Lasttierführer) die Einkehrstätte Zwieseler Waldhaus. Es wurde zu einem wichtigen Haltepunkt für Wanderer und Reisende nach Böhmen. 1832 erhielt es eine erste Konzession für den Bierausschank. Aus dieser Keimzelle entwickelte sich im Laufe der Jahre der Touristenort Zwieslerwaldhaus.
Region
Touren-Charakter
Leichte, vorwiegend schattige Tour, auf befestigten Wegen und Forststraßen durch Wälder
Ausgangspunkt
Parkplatz Brechhäuslau bei Zwieslerwaldhaus GPSN49°05'47.6' E13°14'14.8', Höhe 680m ü.NN
Endpunkt
Parkplatz Brechhäuslau bei ZwieslerwaldhausGPS N49°05‘47.6“ E13°14‘14.8“, Höhe 680 m ü. NNRoute
Parkplatz Brechhäuslau - Brunnen 0:05Std. - Schwellsteig 0:30Std. - Schwellhäus'l 0:25Std. - Hans-Watzlik-Hain 0:20Std. - Brunnen 0:20Std. - Parkplatz Brechhäuslau 0:10Std.
Naturgenuss im Nationalpark Bayerischer Wald
Im Nationalpark Bayerischer Wald ist die Biodiversität (biologische Vielfalt) von Natur aus sehr groß. Die natürlichen Waldökosysteme benötigen zu ihrer Erhaltung auf großer Fläche kein Management und kein Eingreifen. Im ersten Nationalpark Deutschlands ist Naturschutz daher oberstes Ziel. Die Nationalparkverordnung nennt neben dem Arten- und Biotopschutz aber auch Renaturierungen oder Monitoring-Projekte zu ihrem Aufgabenfeld. Neben dem Nationalpark-Informationszentrum Hans-Eisenmann-Haus in Neuschönau, informiert das »Haus zur Wildnis« in Ludwigsthal, nahe Zwieslerwaldhaus, über das spannende Thema Wildnis in den Nationalparken Bayerischer Wald und Šumava. Ein Rundweg führt durch das Tierfreigelände mit den Freigehegen für Luchs, Wolf, Urrind und Wildpferd (Haus zur Wildnis, Ludwigsthal, 94227 Lindberg, Tel.09922/50020, www.nationalpark-bayerischer-wald.bayern.de/besucher/einrichtungen/npz_falkenstein/index.htm).
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.