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Vergessene / Entdecker Pfade
wandern

Wandern Bayerischer Wald: Grenzerfahrung Reschbach

Anspruch:
mittel
Dauer:
03:30 Std.
Länge:
10 km
Aufstieg:
350 m
Abstieg:
350 m

Zu den alten Klausen am Siebensteinkopf. Einst lag Finsterau im Grenzgebiet am Eisernen Vorhang in einer abgeschiedenen Ecke Deutschlands. Heute liegt das geruhsame Dorf am südöstlichen Rand des Nationalparks Bayerischer Wald. Wanderer profitieren von der Randlage, denn zwischen Klausen, Gipfeln und Filzen herrscht wohltuende Ruhe. Seit 2010 gibt es für Grenzgänger auf tschechischer Seite böhmische Knödel und ein kühles »Pivo« zu ergattern.

Beschreibung

Vom Wanderparkplatz kurz nach dem Schullandheim beginnt die Runde im Uhrzeigersinn auf einer Forststraße sanft bergab. Ab halber Strecke zur Alten Klause führt die Markierung »Birkhuhn« über einen schattigen Waldpfad. Von der Alten Klause zeugen wenig Spuren, denn schon vor langer Zeit wurde der Triftspeicher zugunsten der Reschbachklause aufgelöst. Kurz vor der Alten Klause gehen wir halb links und verlassen die Markierung »Birkhuhn«.

Von der Alten Klause laufen wir auf dem »Hauptwanderweg« (drei Bäume) sanft bergan. Am Wegesrand blühen rosa Weidenröschen sowie glockenförmiger Fingerhut. Hören wir den Reschbach zunächst nur plätschern, geht es schließlich direkt am Triftkanal entlang zum Schwellgraben, wo sich ein wildromantischer Talkessel auftut. Dem in Richtung Osten abgeleiteten Wasser begegnen wir an der Teufelsbachklause wieder.

Nun streben wir erst einmal der 400 Meter weiter gelegenen Reschbachklause entgegen. Einst von menschlicher Hand für den Holztransport geschaffen, wirkt das Gewässer heute wie ein kleiner Gebirgssee. Im Wasser spiegeln sich Bergfichten und Baumstümpfe. Fleißigen Bibern gefällt es hier auch. Ab Reschbachklause geht es deutlicher, aber nicht steil bergauf. Zwischen jungen Fichten und Vogelbeeren treffen wir an der deutsch-tschechischen Grenze auf eine Wanderkreuzung. Wir biegen nach rechts in Richtung Siebensteinkopf ab und erreichen in einem Bogen die Kuppe mit ihrem unauffälligen, rund 5 Meter hohen Holzkreuz. In einer Art Gleichklang mit seinen Nachbarn wirkt der 1263 Meter hohe Gipfel wie einer der sieben Berge, hinter denen sieben Zwerge wohnen.

Zusätzliche Info: Als einen sagenhaften Ort empfinden vor allem Tschechen die nahe Moldauquelle, zu der vom Siebensteinkopf seit 2010 ein Pfad führt. Der Quelltopf, an dem der knapp 45-minütige Abstecher endet, begeistert jedoch Wanderer weit weniger als Musikliebhaber Bedřich Smetanas Sinfonie über den Fluss. Wer wiederum von der Quelle direkt nach Buchwald (Bučina) wandern will, den erwarten 3 Kilometer auf geschotterter Forststraße.

Der Abstieg vom Siebensteinkopf erweist sich als die schwierigste Passage der Rundtour. An der T-Kreuzung gehen wir nach links bis zur Teerstraße, über die der Finster-aubus Spaziergänger und Radfahrer u. a. ab Finsterau an die 250 Meter entfernte Grenze bringt. Stümpfe bodennah abgeschnittener Bäume verraten den Übergang zwischen Nationalpark und bewirtschaftetem Wald. Wer einkehren will macht einen Abstecher nach links auf Asphalt über die Grenze (keine Kontrollstation, jedoch Ausweispflicht). Nach rund 10 Gehminuten taucht auf tschechischer Seite eine erst 2010 eröffnete, stattliche Hotelgaststätte mit mächtiger Sonnenterrasse auf. Alternativ geht es dann geradeaus zur Teufelsbachklause.

In Buchwald (Bučina) freuen sich Hungrige auf Gulasch mit böhmischen Knödeln, ein Griebenschmalzbrot oder hausgemachte Liwanzen. Freunde des Gerstensaftes lockt ein kühles Budweiser, das wahlweise mit zwölf oder zehn Prozent Stammwürze oder alkoholfrei auf den Tisch kommt (drinnen Service, draußen SB). Auch Radfahrer steuern die im Böhmerwaldstil errichtete Einkehr gerne an. Euro werden genommen, am besten passend zahlen. Bei Redaktionsschluss entsprachen 25 Kronen rund einem Euro. Ab Buchwald gehen wir das asphaltierte Stück vollends nach Bayern zurück und biegen an der Busstation links in die »Via Nova« hinab zur Teufelsbachklause. Ihren verfallenen Triftspeicher erreichen wir auf schattigem Waldweg. Bei der zweiten Klausen-Kreuzung biegen wir rechts ab und marschieren am Schwellsteig stromaufwärts. Eine geschwungene Forststraße führt uns an sumpfiges Terrain heran. Schließlich durchqueren wir ein Hochmoor, das Finsterauer Filz. An der folgenden Teerstraße biegen wir nach links ab und legen auf der in Gehrichtung rechten Seite die letzten 400 Meter zum Parkplatz zurück.

Touren-Charakter

Bis auf den Abstieg vom Siebensteinkopf leicht zu gehende Tour auf wenig verwurzelten und steinigen Pfaden durch ein oft sonniges Idyll. Nur wenig Forststraße, Abstecher über die tschechische Grenze auf Asphalt.

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz Wistlberg hinter Finsterau (1065 m)

Endpunkt

Wanderparkplatz Wistlberg hinter Finsterau (1065 m)

Route

Wanderparkplatz Wistlberg (1065 m) - Alte Klause (1020 m) - Reschbachklause 1 Std. (3 km); Reschbachklause (1140 m) - Siebensteinkopf gut 0.30 Std. (1,5 km); Siebensteinkopf (1263 m) - Buchwald (Bucˇina) 0.45 Std. (gut 1,5 km); Buchwald (1100 m) - Teufelsbachklause (1020 m) - Finsterauer Filz (1050 m) - Wanderparkplatz gut 1.15 Std (gute 4 km)

Mahnmal eiserner Vorhang

Neben der Auffahrt zur Hotelgaststätte rekonstruiert ein Mahnmal den Todesstreifen, der bis zum Zusammenbruch des Ostblocks 2 km hinter der Grenze verlief. Mit Stacheldraht und Wachtürmen sicherte das kommunistische Regime in der Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg offiziell die Grenze nach außen, tatsächlich jedoch hauptsächlich nach innen. Grenznahe Dörfer wurden dafür dem Erdboden gleichgemacht.

Freilichtmuseum Finsterau

Wer hautnah erleben will, wie die Bayerwaldbauern früher lebten, sollte das Freilichtmuseum Finsterau besuchen. Zu Gesicht bekommen Besucher u.a. den Kapplhof mit seinen Legschindeldächern oder den malerischen Vierseithof, in dem einst die Familie Petzi wohnte. Der dazwischen gelegene Tanzer-Hof erinnert Betagte an Anwesen ihrer Jugendtage. Zu empfehlen ist, die Runde in der Gaststube oder auf der Terrasse der urigen Museumswirtschaft »Ehrn« ausklingen zu lassen. Nicht nur dort heißt es Kopf einziehen – die Türstöcke sind niedrig! (Museumsstr. 51, 94151 Finsterau, Tel. 08557/960 60; geöffnet Mai–Sep. 9–18 Uhr, Okt. bis 17 Uhr; Erw. 6 €, ab 6 Jahre 3 €, Familien 12 €, www.freilichtmuseum.de).

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.