Bruckmann CMYK quer
Vergessene / Entdecker Pfade
wandern

Wandern Bayerischer Wald: Grenzberg Zwercheck

Anspruch:
schwer
Dauer:
02:00 Std.
Länge:
5 km
Aufstieg:
300 m
Abstieg:
300 m

Zur Krone des Künischen Gebirges. »Niemands Herr und niemands Knecht, das ist Künisch Bauernrecht!« Stolz behaupteten das jahrhundertelang die Freibauern im Künischen oder Königlichen Gebirge. Im 20. Jahrhundert geriet der Grenzberg während des Kalten Krieges in Vergessenheit. Höchste Zeit, die wenig ausgetretenen Pfade auf die höchste Erhebung im Künischen Gebirge auf bayerischer Seite neu zu entdecken.

Beschreibung

Am Parkplatz Scheiben erwartet die Ankömmlinge die Holzhütte des Langlaufzentrums, die im Sommer freilich geschlossen bleibt. Ein Holzpfeil weist zur Forststraße in Richtung Zwercheck, nach knapp 15 Minuten erreicht man eine Gabelung. Dort entgegen der Beschilderung »Eggersberg« nach rechts marschieren. Erneut nach knapp 15 Minuten zweigt linker Hand von der Forststraße ein Wanderweg ab. Den Einstieg in den Waldweg weist »LO5«.

Der Wanderpfad wirkt wenig begangen, ist jedoch gut zu erkennen und führt zwischen Stock und Stein teils steil bergauf. Im Bergfichtenwald hinterließen Orkan Kyrill und der Borkenkäfer ihre Spuren. Am Kamm angekommen, stoßen wir direkt auf den Felsen mit dem Grenzstein Nummer 30, von wo aus wir nach links den Kamm entlang weitergehen. Zu Zeiten des Kalten Krieges durften sich Wanderer auf tschechoslowakischer Seite von Grenzpatrouillen besser nicht erwischen lassen. Heute versteht der tschechische Naturschutz abseits unmarkierter Wege ebenso wenig Spaß. So bleibt der nur einen Kilometer Luftlinie entfernte Schwarze See, der sich auf tschechischer Seite unter der Seewand versteckt, vom Grenzkamm aus unentdeckt.

Direkt an der Grenze entlang wandern wir auf steinigem Pfad. Auf Überreste und Details zur Geschichte der ursprünglich 1922 errichteten Pilsener Skihütte weist eine Tafel hin. Schilder markieren die bayerisch-böhmische Staatsgrenze ebenso wie lange, weiß-blau markierte Pfähle, die in strengen Wintern kaum noch aus dem tiefen Schnee herausragen. Die Naturgewalt von Orkan Kyrill schlug auf der Kammlage einerseits deutliche Schneisen und schuf andererseits herrliche Ausblicke. Bei klarer Sicht grüßt aus Richtung Nordosten am Horizont sogar die Schneekoppe (1602 m) aus dem Riesengebirge.

Zum Gipfel des Zwerchecks zeigt das unauffällige Schild »LO5«, und zwar vom Grenzpfad weg nach links. Ein kleines weißes Eisenkreuz ziert die überschaubare Felsformation. Der Blick schweift vom Gipfelkopf sowie von den Sitzbänken des nahen »Naturkinos« hinüber zum Großen Arber (1456 m) mit seinen Radaranlagen. Aus Richtung Norden grüßt der markante Doppelgipfel des Osser, der an seiner höchsten Stelle jedoch 40 Höhenmeter weniger misst als das Zwercheck. Somit stellt unser Etappenziel mit seinen 1333 Metern die höchste Erhebung im Künischen Gebirge auf deutscher Seite dar. Wie auf dem Osser befindet sich auf dem Zwercheck geologisch gesehen anstelle von Gneis und Granit großenteils alpiner Glimmerschiefer.

In Blickrichtung Osser markieren rot-weiße Farben zwischen den Heidelbeersträuchern den Einstieg zu unserem Pfad ins Tal. Sogleich schreiten wir auf einem breiten, steinigen Weg durch unwirkliches Gelände, dass Orkan Kyrill 2007 massiv lichtete. Mittlerweile gewinnt die Natur aber wieder Boden zurück. Nach einer Spitzkehre wendet sich unser Blick abermals dem Großen Arber zu. 30 Gehminuten talwärts treffen wir auf eine Forststraße und biegen scharf nach links ab. Bereits vorher verlassen wir »LO5«. Nun geht es zunächst wieder 150 Meter lang bergauf. Dann aber streben wir hinab dem Ausgangspunkt entgegen, die letzten Meter der Strecke entsprechen den ersten bis zur Gabelung.

Touren-Charakter

Kurze, aber knackige Tour zum lange Zeit vergessenen Grenzberg. Bergauf geht's auf steinig-verwurzeltem Pfad, bergab auf steinigem Weg. Herrliche Aussichten von der Kammlage an der Grenze. Start/ Ende auf Forststraße.

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz Scheiben (1050 m)

Endpunkt

Wanderparkplatz Scheiben (1050 m)

Route

Scheibensattel (1050 m) - Grenzstein 1 Std. (2 km); Grenzstein (1322 m) - Hüttenruine (1320 m) - Zwercheck gut 0.15 Std. (gut 0,5 km); Zwercheck (1333 m) - Scheibensattel gut 0.45 Std. (gut 2,5 km)

Die europäische Hauptwasserscheide

Was heute kaum einer mehr weiß: Nahe der Pilsener Hütte, auch Juranek-Hütte genannt, verliefen einst Skipisten zum Schwarzen See nach Osten, nach Eisenstein in Richtung Süden sowie zur Scheibe in Richtung Westen. So gesehen war das Zwercheck Dreh- und Angelpunkt, was den frühen Skilauf im Böhmerwald anbelangt. Zum Höhepunkt geriet ein zwei Kilometer langes Abfahrtsrennen im Jahr 1935. Ob Arno Juranek, einer der Pioniere des Skilaufs am Zwercheck, den »Preis des Böhmerwaldes« gewann, ist nicht überliefert. Mit dem Kalten Krieg kam der Wintersport auf dem Zwercheck völlig zum Erliegen. Heutige Skifans tummeln sich auf bayerischer Seite auf dem Großen Arber und auf tschechischer Seite am Spitzberg.»Die Grenze sei allerorten, wie Kugel walzt und Wasser rinnt«, lautet eine alte Regel, nach der Territorien oftmals umfasst wurden. Zwischen Bayern und Böhmen trifft das exakt auf das Künische Gebirge zu, denn auf dem Kamm zwischen Osser und Zwercheck verläuft die europäische Hauptwasserscheide. Während der Weiße Regen aus dem Lamer Winkel zum Regen, dann zur Donau und zum Schwarzen Meer hin entwässert, fließt die Angel (Úhlava) auf tschechischer Seite über Radbusa (Radbuza), Beraun (Berounka) und Moldau (Vltava) zur Elbe (Labe) und in die Nordsee.

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