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Zeit zum Wandern
wandern

Wandern Bayerischer Wald: Eine Zeitreise zur Moldauquelle

Anspruch:
leicht
Dauer:
04:20 Std.
Länge:
16 km
Aufstieg:
300 m
Abstieg:
300 m

»Wege durch Natur und Zeit« heißen die grenzüberschreitenden Wanderwege, die nach dem Beitritt Tschechiens zum Schengenraum im Nationalpark Bayerischer Wald und im böhmischen Nationalpark Šumava neu geschaffen wurden. Einer der schönsten führt zur Quelle der Moldau.

Beschreibung

Der Wegverlauf

Vom Wanderparkplatz Wistlberg  in Finsterau folgt die Markierung Birkhuhn kurz der ab hier in der Hauptwandersaison zeitweise für den öffentlichen Verkehr gesperrten Buchwaldstraße Richtung Böhmen auf der linken Seite, quert sie in einer Senke mit Blick auf den Siebensteinkopf und leitet unter Fichten zum Finsterauer Filz  (0:20 Std.) hinauf: Dieses 8000 Jahre alte Hochmoor hat eine Torfmächtigkeit von bis zu 3 m, pro Jahrtausend sind 20 bis 30 cm Torf gewachsen. Wegen der dichten Legföhrenbestände heißt das Finsterauer Filz auch Föhrenfilz.

Gleich darauf durchquert der Birkhuhn-Wanderweg eine Windwurfschneise mit Lusenblick, wechselt auf einen angenehmen Hochwaldweg und folgt dann dem um 1820 angelegten Schwellgraben, der Wasser vom Reschbach zum Teufelsbach überleitet, hinab zur Teufelsklause  (0:50 Std.). Dieser Teich diente der Holztrift Richtung Passau; Sitzbank und Schutzhütte laden zur Rast ein.

Ab der Teufelsklause gibt der grenzüberschreitende Baummarder-Wanderweg die Route zur Moldauquelle vor, wobei wir dem Rundweg entgegen dem Uhrzeigersinn rechts zum Fußgängergrenzübergang folgen und in den böhmischen Nationalpark Šumava eintauchen, wo zum Baummarder die Gelbstrich-Markierung als zusätzliche Markierung tritt. An der ersten Wegeverzweigung biegen der Baummarder und nun eine Rotstrich-Markierung links ab, führen zur Buchwaldstraße und folgen ihr rechts ins nahe Buchwald  (1:45 Std.), das auf Tschechisch Bucina heißt. Die überlebenden Bewohner des Waldweilers wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von den Soldaten der Roten Armee Stalins vertrieben und 1956 wurden die Häuser niedergerissen. Nach dem Zusammenbruch der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken und der Revolution in der Tschechischen Sozialistischen Republik wurde die Kapelle des Dorfs wieder errichtet (1992) und Wanderer von beiden Seiten der Grenze sorgten für die Wiederbelebung des Ortes. Heute gibt es hier ein Hotel und ein Nationalpark-Zentrum, außerdem ist Buchwald eine Schnittstelle der Buslinien in beiden Nationalparks: Die bayerischen Igelbusse fahren von Spiegelau bis an die Grenze; die böhmischen Grünen Busse fahren von Außergefild herauf, das auf Tschechisch Kvilda heißt.

Von Buchwald folgen der Baummarder und die Rotstrich-Markierung einem fahrradfähigen Forstweg im Wald zur Rückweg-Abzweigung  (2:20 Std.), gleich darauf ist rechts die Moldauquelle  (2:35 Std.) ausgeschildert. Die Fichten rauschen, im Quelltopf spiegeln sich Sonne und Wolken, und auf dem Grund des brunnenartig gekränzten Topfs blinken Münzen, Opfergaben an die Moldau gemäß uraltem Brauch. Es ist die Warme Moldau (teplá Vltava), die hier entspringt; die Kalte Moldau entspringt am Haidel. Kalte und Warme Moldau vereinigen sich unterhalb des Stozecbergkegels, erst von dort an trägt der Fluss den Namen ohne Zusätze. Nach 440 m mündet die ab Prag schiffbare Moldau bei Melnik in die Elbe.

Von der Moldauquelle führt der Baummarder zurück zur Rückweg-Abzweigung  (2:50 Std.) und wechselt hier rechts auf den Blaustrich-Wanderweg, der bald darauf die Grenze am ehemaligen Eisernen Vorhang überquert. Kurz nach Passieren der Grenze ist links der Siebensteinkopf  (3:10 Std.) mit dem von einem Bergkreuz bekrönten höchsten der Siebensteinfelsen ausgeschildert – bei klarer Sicht ein lohnenswertes Ziel. Die Gneisbastionen waren in vergangenen Jahrhunderten im urwaldartigen Bergwald vom Tal aus sichtbar. 1870 warf ein Sturm den Wald um, heute stehen hier Fichten und Käferholz und es bietet sich Aussicht auf Finsterau; Bänke laden zur Rast ein.

Vom Siebensteinkopf geht es zurück zum Baummarder-Rundwanderweg, der links zur stimmungsvollen Reschbachklause  (3:25 Std.) hinabführt, einem der schönsten historischen Holztriftteiche des Bayerischen Waldes. 1860 wurde der Reschbach im Wildauhochmoor aufgestaut, die letzte Holztrift fand in den 1950er-Jahren statt.

Von der Schutzhütte an der Resch­bachklause folgt die vom Anfang der Wanderung vertraute Birkhuhn-Markierung dem Reschbach talwärts. Hinter der Schwellgraben-Wasserabzweigung für die Teufelsklause durchfließt der Bach in Kaskaden eine stärkere Gefällstrecke, dann erwarten uns einige Käferholzstellen, die das Gehen mühsam machen. An der ehemaligen Alten Klause  (3:45 Std.) verlässt das Birkhuhn an einer Wiese den Wald und folgt einem Wirtschaftsweg zurück zum Wanderparkplatz Wistlberg  (4:20 Std.).

Moldauquelle

Die Moldau (Vltava) ist die zentrale Wasserader des Böhmerwaldes und Tschechiens, die Quelle Pramen Vltavy (1170 m) entspringt im Hang des Böhmerwaldhauptkamms beim Ferien- und Wintersportort Kvilda (Außergefild), dem höchstgelegenen Dorf Böhmens. Sie ist einer der meistbesuchten Plätze des Waldgebirges und genießt Kultstättencharakter: Das Quellwasser wird in Flaschen abgefüllt und mit nach Hause genommen, und trotz der zahlreichen Fuß- und Radwanderer, die die Quelle aufsuchen, herrscht eine auffallend ruhige, fast ehrfürchtige Stimmung am Ursprung des Flusses, dessen Lauf Bedrich Smetana in der sinfonischen Dichtung »Vltava« (Die Moldau) ein weltberühmtes Denkmal gesetzt hat.

Das weite Tal der jungen Moldau zählt in vielerlei Hinsicht zu den landschaftlichen Höhepunkten des Böhmerwaldes. Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung sind die 500–800 m breiten Auenlandschaften beidseits der unteren Warmen Moldau und längs der Moldau bis zur Stauwurzel des Moldaustausees.

Ausgangspunkt

Wistlberg (1060 m), Parkplatz oberhalb von Mauth-Finsterau an der Buchwaldstraße, der Straße zum Grenzübergang Finsterau-Buchwald. GPS-Koordinaten, UTM-Zone 33: x: 395.315 m, y: 5.421.946 m

Wegbeschaffenheit

Steinige Wurzelwege

Freud und Leid

Spannend ist diese grenzenlose Rundwanderung vom Bayerischen in den Böhmerwald und zurück. Sicherheitshalber hat man die Ausweispapiere dabei und eventuell ein paar blinkende Münzen als Gabe für den viel besuchten Quelltopf der Moldau, den auch viele Radwanderer ansteuern: Hier beginnt der Moldau-Radweg.

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Im bayerischen Wald lockt das ursprünglichste deutsche Mittelgebirge mit unberührten Wäldern, geheimnisvollen Mooren und über 1.400 m hohen Gipfeln.
Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.