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Zeit zum Wandern
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Wandern Bayerischer Wald: Die wildromantische Steinklamm

Anspruch:
leicht
Dauer:
02:55 Std.
Länge:
9.5 km
Aufstieg:
320 m
Abstieg:
320 m

Die Steinklamm ist ein wildromantisches Schluchttal zwischen Spiegelau und Grafenau, der Geologe Carl Wilhelm von Gümbel erklärte die bis zu 100 m tiefe Schlucht und ihre artenreiche Vegetation schon 1868 zu den »sehenswürdigsten Naturmerkwürdigkeiten« des Bayerischen Waldes.

Beschreibung

Der Wegverlauf

Der Ferien- und Wintersportort Spiegelau liegt am Südfuß des Rachelmassivs am Rand des Nationalparks Bayerischer Wald. Die Glasherstellung hat die Ortsgeschichte wesentlich geprägt, die erste Glashütte wurde 1530 errichtet. Bis heute hat in Spiegelau  eine Kristallfabrik ihren Sitz, hier beginnt am Parkplatz bei der Sparkasse der Wanderweg in die Steinklamm. Hinter dem Bahnübergang folgt er der sacht abfallenden Steinklammstraße an der Abzweigung zum Freibad vorbei, neben den Steinklamm-Wanderwege-Markierungen Forelle und Springkraut weist auch der blutrote Säbel des Pandurensteigs den Weg hinab in die Klamm. Zu Beginn des Österreichischen Erbfolgekriegs stellte der preußische Offizier Franz Freiherr von der Trenck 1741 im Dienst der österreichischen Erzherzogin Maria Theresia ein Korps aus Panduren auf, d. h. aus als besonders brutal und effizient geltenden Soldaten aus dem slawisch-rumänischen Raum. 1742 verwüstete diese Horrortruppe das Gebiet, durch das der Pandurensteig führt, und zerstörte unter anderem die Burgen Dießenstein bei Perlesreut, Bärnstein bei Grafenau, Klebstein bei Schönberg und Weißenstein bei Regen. Wegen Kriegsverbrechen und Gräueltaten gegenüber der Zivilbevölkerung wurde Trenck 1746 von einem österreichischen Militärgericht zum Tod verurteilt, jedoch zu lebenslanger Haft begnadigt.

Beim Luisenfelsen  (0:10 Std.) beginnt der Wald, hier geht die Steinklammstraße in einen Waldweg über. Der Großen Ohe wird hier sehr viel Wasser abgezapft und in einem Stollen und durch einen Kanal dem Stausee Großarmschlag zum Zweck der Ökostromerzeugung zugeführt; die Wasserfälle sind seither aus der Klamm verschwunden. Wie mächtig die Wasser in der Steinklamm im Vor-Öko-Zeitalter waren, lässt sich an den Strudellöchern und glatt polierten Felswänden erahnen. Nach Passieren einer Engstelle unter Benutzung einer Metallleiter warnt ein Eisenmarterl vor dem Rückfall in das tödliche Vor-Öko-Zeitalter: Hier starb 1881 tragisch durch Ertrinken die pubertierende Agnes aus Schlesien.

Nach Überqueren der Großen Ohe auf einer Stegbrücke  (0:40 Std.) folgt der Wanderweg dem über Blockwerk springenden Bach auf der linken Talseite zur ehemaligen Hirschthalmühle  (1:00 Std.), die in den 1968er-Jahren aufgelassen wurde. Die Markierung Springkraut verlässt nun das schluchtartige Tal und führt hangaufwärts nach Großarmschlag  (1:25 Std.), Ortsteil des Luftkurorts Grafenau. Hier besteht die Möglichkeit, mit der Waldbahn nach Spiegelau zurückzufahren, während wir dem ersten Weg links zum Stausee Großarmschlag  (1:45 Std.) folgen, wo auch wieder die Bachforellen-Markierung auftaucht: Sie folgt dem Kanaldamm Richtung Spiegelau; ehe der Kanal in einem Bergstollen verschwindet, überquert der Wanderweg den Kanal  (2:20 Std.). Wenig später erreicht der Forellen-Wanderweg beim Schnapsmuseum wieder die Bebauung des alten Glasmacherorts Spiegelau  (2:55 Std.): Rechts befindet sich das Museum, links über die Große Ohe geht es zurück zum Ausgangspunkt.

Glashütten im Bayerischen Wald

Ab dem ausgehenden 17. Jahrhundert zählte Glas zu den Spitzenprodukten des Bayerischen und Böhmerwaldes. Im 14. Jahrhundert entstanden in den waldreichen Gebieten des Bayerischen und Böhmerwaldes die ersten Glashütten, auf böhmischer Seite ist der erste Glasmeister namentlich bekannt: Konrad von Nyrsko arbeitete für den Prager Hof Kaiser Karls IV., die Ausfuhr böhmischer Glasperlen ist bereits für die Zeit um 1430 belegt.

Mehr als 60 Glashütten entstanden in der Folgezeit im Bayerischen Wald, im Böhmerwald waren es mehr als 160. Nahezu alle Ortsnamen auf -hütte, böhmisch -huta, signalisieren, dass die Ortsgründung durch Anlage einer Glashütte erfolgte. Gearbeitet wurde meist mit reinem farblosem Kristallglas; durch Zusatz von Kalk (Kreideglas) wurden die Reinheit und Klarheit dieses bleifreien Glases erreicht. Mit der industriellen Revolution und der Globalisierung im 19. Jahrhundert geriet die handwerkliche Glasindustrie im Bayerischen und im Böhmerwald in eine schwere Krise, da billige Massenware handwerkliche Spitzenerzeugnisse verdrängte. Erst zur Zeit des Jugendstils bahnte sich eine Neuentwicklung an. Mehrere Museen erinnern vor allem im Bayerischen Wald an das Glashüttenwesen, so das Glasmuseum in Frauenau und das Theresienthaler Glasmuseum in Zwiesel; das bedeutendste ist das Passauer Glasmuseum, in dem 30 000 Exponate die Geschichte des böhmischen Glases dokumentieren.

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz an der Steinklammstraße (725 m) im Süden von Spiegelau; an der Steinklammstraße gibt es mehrere Parkplätze. GPS-Koordinaten, UTM-Zone 33: x: 380.023 m, y: 5.419.203 m

Wegbeschaffenheit

Die meist felsigen und wurzeligen Pfade erfordern festes Schuhwerk

Freud und Leid

Die Wege und Pfade durch die Wälder der rauschenden Steinklamm mit ihren Kaskaden und Strudellöchern begeistern auch Kinderherzen – allerdings sollten Kinder trittfest sein und gutes Schuhwerk haben, und an engen Stellen müssen sie eventuell an der Hand geführt werden. Die große Pause findet am Großarmschlager See statt.

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Im bayerischen Wald lockt das ursprünglichste deutsche Mittelgebirge mit unberührten Wäldern, geheimnisvollen Mooren und über 1.400 m hohen Gipfeln.
Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.