Wandern Bayerischer Wald: Die große Schachten-Runde
»Kimmt da Hirt mit seiner Girt …«. Der bayerisch-böhmische Grenzkamm, insbesondere zwischen Rachel und Falkenstein, ist durchsetzt von Wiesenflächen, die jahrhundertelang als Weideplätze genutzt wurden. Noch vor 50 Jahren »sömmerte« das Jungvieh hier oben. Durchsetzt von uralten knorrigen Laubbäumen, sind dort Kraftorte mit einer ganz eigenen Aura und mystischen Ausstrahlung geblieben.
Weit und einsam
Ganz oben, ganz hinten: So könnte man die Lage von Lindberg-, Kohl-, Hoch- und Almschachten in kurzen Worten beschreiben, weshalb sich auch nur wenige Wanderer diesen Genuss »antun«, der uns ganz oben, ganz hinten erwartet. Wir starten vom Wanderparkplatz neben dem Pommerbach in Buchenau, ca. 200 Meter oberhalb der Landstraße; unsere Wegmarkierung ist das Symbol »Pestwurz«. Wir folgen dem Wanderweg am hinteren Ende des Parkplatzes und gehen neben dem Bach in den Wald hinein. Der Weg, wie wir ihn im Bayerischen Wald gewohnt sind, zielt gleich auf Höhe ab. Ganz oben! Mal über weichen Waldboden, mal über Wurzeln und Stein.
Dreimal überqueren wir eine Forststraße und haben nach etwa eineinhalb Stunden am Lindberger Schachten, den wir an seinem südlichen Ausläufer überqueren, etwa 1100 Meter über Meereshöhe erreicht. Der Weidefleck ist heute ein Paradies an Beerensträuchern. Der Lindbergschachten ist im unteren Teil, dort wo wir ihn passieren, sehr schmal. Wer seine ganze Schönheit erkunden will, steigt über den Goldsteig nach links bergauf Richtung Scheuereck. Von weiter oben haben wir einen wunderschönen Blick über Buchen, Fichten und Ebereschen, welche die Freifläche mehr und mehr verbuschen. Gegenüber steht der Rachel-Doppelgipfel. Unser Weg taucht nun geradewegs wieder in den dichten Buchenwald ein, quert schmal und beinahe eben auf dem Gruftsteig die steile Flanke unterhalb des Enzianriegels und erreicht schließlich die Forststraße ins Hirschgespreng. Wir folgen ihr ein paar Schritte in dieser Richtung nach links und biegen auf Höhe der Hirschbachklause parallel zur Grenze nach Süden Richtung Kohlschachten ab.
Schachten und Filze
Zuvor erwartet uns hier oben noch eine weitere Besonderheit. Über den gesamten plateauartigen Grenzkamm erstrecken sich kleinere und größere Moorgebiete, die sogenannten Filze. Noch größere Moorflächen dehnen sich jenseits der Grenze aus. Auf bayerischer Seite streifen wir zunächst das Zwieseler Filz – es hat sich vor allem aus abgestorbenem Torfmoos gebildet; Latschen wachsen auf dem weichen Boden, in dem ein Netz von kleinen Wasserstellen und Tümpeln gluckert, deren Uferbereiche durch einwachsenden Schwingrasen allmählich verlanden. Hierzu folgen wir gleich nach dem Weiher der Hirschbachklause bei der Bank nach links dem schmalen Pfad. Um Trittschäden zu vermeiden, passieren wir das Moos ausschließlich auf einem Bohlenweg.
Schnurgerade erreichen wir von hier in weniger als einer Viertelstunde den Kohlschachten, der von einem Gürtel von eng stehenden Fichten und Buchen gesäumt wird. Etwa in der Mitte der Wiese trifft unser Weg auf den Erlebnisweg »Schachten und Filze« (Markierung »Wolf«). Dieser etwa einstündige Erlebnisrundweg erklärt auf Schautafeln die Schachten und Filze. Wir laufen an dieser Gabelung nun geradeaus weiter zwischen Totholz und entwurzelten Baumstangen hindurch zum Latschenfilz. Der Weg führt hier erneut über Holzbohlen und durch ausladende Latschen hindurch.
Hoch- und Almschachten
Kurz vor dem Hochschachten machen wir noch einen Abstecher zum Latschensee. Braunmooriges Wasser spiegelt trübe den Himmel und die umstehenden Latschen wider. Je nach Jahreszeit treiben Samenteppiche über das Wasser. Der Sage nach dienen die torfdunklen Moorseen den Elfen als Spiegel.
Der Bohlenweg bringt uns aus der Welt der Filze wieder zurück, nun auf den Hochschachten. Dieser erwartet uns mit einem wunderbaren Ausblick über die Weide hinweg, die hier den Hang sanft hinabfällt, und hinüber zum Arber. Ein Brett unter einem alten Bergahorn ist ein idyllischer Rastplatz, ehe wir am bergseitigen Rand des Hochschachten im Wald weiterwandern (Markierung »Borstgras«) und nach einer halben Stunde den Almschachten erreichen – Gras, durchsetzt von Beerensträuchern, dazwischen knorrige Bäume, die einst dem Weidevieh Schutz geboten haben. Über die Baumkronen hinweg kommen die Gipfel von Kleinem und Großem Rachel immer näher. Für uns auch ein Zeichen dafür, dass unsere Runde, zumindest ganz hinten und ganz oben, langsam zu Ende geht.
Vom Almschachten sind es nur wenige Hundert Meter bis zum Verlorenen Schachten, in dessen Mitte eine Hütte des Waldvereins steht.Durch Judenwald und über den Judenweg wandern wir nun steil bergab und queren dabei zweimal den Verlorenen Schachtenbach, der weiter unten den Kleinen Regen speist und der gleichzeitig den Taleinschnitt markiert, der uns vom Rachel trennt.
Abschluss am Buchenauer Schloss
Im Verlauf des sogenannten Judenwegs, durch eng stehende Fichten hindurch, überqueren wir die Forststraße und die Fahrradroute zum Hochschachten und wandern weiter über weichen Waldboden talwärts, bis unser Weg kurz oberhalb der Schachten-Diensthütte wieder in den Schotterweg mündet. Ein kleiner Holzbrunnen im Schatten lädt noch einmal zu einer Pause ein, ehe wir den Forstweg direkt zur Talsperre Frauenau hinunterlaufen, begleitet vom Plätschern des Kleinen Regen.
Schließlich erreichen wir eine Gabelung, welche die südliche von der nördlichen Seeumrundung teilt. Die Wahl bleibt uns überlassen – ein wenig kürzer ist der Weg Richtung Norden (in Laufrichtung rechts), dafür gänzlich über Teer.
Wir umrunden den See also lieber auf der südlichen Dammkrone und halten uns dazu an der Gabelung für wenige Meter rechts und auf Teer, ehe wir kurz darauf links in den Waldweg einbiegen, über den wir schließlich den Damm erreichen. Von der 85 Meter hohen Staumauer aus scheint uns der Bayerische Wald zu Füßen zu liegen.
Wenn wir sie überquert haben, laufen wir links vom See weg Richtung Buchenau. Eine Dreiviertelstunde Gehzeit liegt noch vor uns. Die Teerstraße geht in einen Schotterweg über, der leicht ansteigt und sich bald gabelt. Wir nehmen den rechten Abzweig, wandern über eine weitläufige Lichtung und schließlich durch eine kleine Senke.
Die letzten Meter nach Buchenau stehen große Buchen Spalier. Am Ortseingang werden wir, in einem kleinen und malerischen Park gelegen, vom Schloss Buchenau empfangen. Es ist das ganze Jahr über Schauplatz vielfältiger kultureller Veranstaltungen. Von hier laufen wir auf der Hauptstraße durch das Dorf schnurgerade wieder zum Ausgangspunkt zurück.
Region
Touren-Charakter
Abwechslungs- und aussichtsreiche Bergtour für Konditionsstarke. Herrliche Natur- und Kulturerlebnisse auf den Schachten und besonders am Latschensee. Zustieg überwiegend auf Wald- und Schotterwegen; über die Schachten auf Wald- und Wiesenpfaden
Beste Jahreszeit
Mai bis Oktober
Ort
BuchenauAusgangspunkt
Wanderparkplatz Buchenau, 748 m
Endpunkt
Wanderparkplatz Buchenau, 748 mRoute
Buchenau – Jährlingsschachten 1.30 Std. – Kohlschachten 1.15 Std. – Hochschachten 15 Min. – Almschachten 45 Min. – Verlorener Schachten 15 Min. – Trinkwassersperre (Ostufer) 1.30 Std. – Trinkwassersperre (Damm) 45 Min. – Buchenau 45 Min.
Höchster Punkt
Beim Hochschachten, 1177 mTipp zum Tourenausflug
Fast 450 Jahre währt die Glasmachertradition der von Poschingers, und Schloss Buchenau zeugt von der wirtschaftlichen Bedeutung und dem Reichtum, den die Glasindustrie ins Tal brachte. Heute werden von März bis Dezember Konzerte im Schloss angeboten – und nicht zu vergessen die Märkte in der schönen Kulisse des Schlossgartens (www.foerderkreis-schloss-buchenau.de).
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.