JBerg-Verlag
Wanderbuch
wandern

Wandern Bayerischer Wald: Čerchov über den Hana-Steig

Anspruch:
schwer
Dauer:
06:30 Std.
Länge:
15.5 km
Aufstieg:
570 m
Abstieg:
570 m

Jenseits der Grenze. Es gab eine Zeit, da beäugten sich die Geheimdienste auf Hohem Bogen und Čerchov wachsam. Heute gehört der Čerchov den Ausflüglern. Weil viele die Mountainbikestrecke wählen und Wanderer gern den Zustieg über den Kessel um Bystřice, sind wir auf dem Hana-Steig ungestört.

Beschreibung

Vom Wanderparkplatz in Schafberg aus erreichen wir über eine kleine Flurstraße nach etwa 300 Metern die letzten Häuser auf deutschem Boden, ehe wir unspektakulär die Grenze nach Tschechien überschreiten. Das Sträßchen biegt links bergauf in Richtung Wald. Dort laufen verschiedene Wege auseinander: zwei Mountainbike-Routen nach links, eine Straße am Waldrand entlang nach rechts. Wir wählen die goldene Mitte (blau-weiße und grün-weiße Markierung) direkt in den Wald hinein. Im Schatten der ersten Tannen gabelt sich der Weg gleich wieder, wobei wir rechts und mäßig steil bergauf steigen. Schließlich erreichen wir die Mountainbike-Europaroute13. Ihr folgen wir nach rechts bergab, jedoch nur ein kurzes Stück, denn dann führt der Schotterweg nach links mäßig steil im Wald bergauf. Nach Osten zieht sich behutsam eine große Weide talwärts Richtung Folmava. Immer geradeaus, gelangen wir an eine Gabelung. Auch wenn der Waldweg nach rechts verlockender aussieht, wir bleiben auf dem Weg, der zunächst auf Schotter, später ein kurzes Stück auf Teer in der breiten Schneise nach links verläuft.

Nach etwas mehr als einer Viertelstunde stoßen wir an einer T-Gabelung auf eine Teerstraße. Hier ist der Čerchov nach links ausgeschrieben. Dieses Hinweisschild richtet sich jedoch an Radfahrer. Wir folgen der Straße also nach rechts, bis wir nach einer langgezogenen Linkskurve eine große Lichtung erreichen. Am Waldrand gegenüber verläuft die Straße wieder bergab. Hier zweigen wir nach links durch das Gras in den Wald hinein (gelb-weiße Markierung). Der Waldweg steigt nun steiler an und führt auf unser nächstes Zwischenziel zu: Česká Studánka, der Böhmische Brunnen. Unter dem Dach eines hölzernen Pavillons ist das glasklare Quellwasser in einem schweren Steinring eingefasst.

Oberhalb der Quelle folgen wir dem Schotterweg für wenige Meter nach links (blaue Markierung) und biegen gleich rechts in den Hana-Steig (Hánova Stezka), einen über 100 Jahre alten Touristensteig. Über ihn gewinnen wir rasch, aber steil an Höhe. Erneut erreichen wir einen Schotterweg, gehen dort rechts auf eine Informationstafel am Waldrand zu und wenige Meter rechts dahinter wieder links in den Wald hinein. Mal breiter, mal schmal, bald über weichen Waldboden, dann wieder über ausgetretene Granitstufen wandern wir den Hana-Steig hinauf wie zu einem längst vergessenen Schloss.

Nach einer Kante haben wir einen breiten Rücken erreicht, auf dem wir nun dem Čerchovgipfel entgegenmarschieren. Die dichten Kronen der Buchen und Linden erlauben nur selten den Ausblick nach Osten ins flache Land. Der Wind, der vom Tal heraufweht und die Bäume um uns herum dunkel rauschen lässt, macht uns glauben, wir hätten auch den Gipfel bald erreicht. Doch noch beinahe drei Kilometer schlängelt sich unser Pfad durch einen Urwald aus jungen Buchen und Blaubeerbüschen in gemütlichem Auf und Ab.

Zum Gipfel hin weitet sich der Wald etwas. Wir umwandern rechts einen Granitfelsen und gelangen an den mit rostigem

Stacheldraht gesicherten Zaun der einstigen militärischen Abhöreinrichtung. Heute können wir unbeschwert die Aussicht nach Süden und Westen genießen. Gegenüber beobachten uns die Türme auf dem Hohen Bogen, im Westen markiert der breite Waldrücken des Gib acht die Grenze zu Deutschland.

Wie wir gekommen sind, kehren wir wieder ins Tal zurück. Den Weg kennen wir jetzt, doch sei darauf hingewiesen, dass insbesondere die Steintritte im Verlauf des Hana-Steiges aufgrund des Laubs und bei Nässe rutschig sein können.

Touren-Charakter

Anstrengende Zielwanderung überwiegend auf einsamen Waldpfaden und Schotterwegen, die eindrucksvolles Walderlebnis und Weitblicke bis in den Oberen Bayerischen Wald bietet

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz Schafberg

Endpunkt

Wanderparkplatz Schafberg

Versöhnliche Begegnung

Der Überwachungsturm auf dem Čerchov gibt Beispiel, wie präsent der Eiserne Vorhang in den Jahren des Kalten Krieges in der Region war. Unweit von Furth im Wald setzt die Gemeinde Eschlkam mit dem Kunstwanderweg »Grenzbegegnungen – Wege zwischen Ost und West« heute ein Zeichen der Verbindung.

Grenzübertritt

Achtung, Staatsgrenze – Pozor! Státní Hranice! Auch wenn die Grenzen heute offen sind: Ausweis und ein paar Kronen nicht vergessen. (1€ entspricht ca. 27Kronen.)

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.