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Vergessene / Entdecker Pfade
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Wandern Bayerischer Wald: Anspruchsvolle Rundwanderung auf den Großen Rachel

Anspruch:
schwer
Dauer:
04:15 Std.
Länge:
11 km
Aufstieg:
520 m
Abstieg:
520 m

Übern See und Gipfel zum Waldschmidthaus. Um den zweithöchsten Berg im Bayerwald zu bezwingen, steigen Wanderer in Spiegelau in den Igelbus in Richtung Gfäll. In zehn Fahrminuten erreicht man so den Ausgangspunkt der Tour. Neben der für Privat-Kfz tagsüber gesperrten Straße verraten umgestürzte Bäume, dass wir uns im Kerngebiet des Nationalparks befinden. »Natur Natur sein lassen« heißt die Devise.

Beschreibung

Ab Gfäll folgen wir dem »Auerhahn« gegen den Uhrzeigersinn. Teils flach, teils in sanftem Auf und Ab geht es auf einem breiten und lichten Waldweg über die Schwarzach hinweg in Richtung Rachelsee.

Ab Schutzhütte Feistenberg wird der Steinkopf (1135 m) umrundet, der Pfad führt nun ein wenig über Stock und Stein. Nach insgesamt rund 45 Gehminuten biegen wir links in eine Forststraße und folgen ihr knapp 15 Minuten lang. Erst über den Seebach hinweg, dann an ihm entlang verläuft der anfänglich gekieste Weg bergwärts zum Rachelsee.

Der Rachelsee mit seinen 13 Metern Tiefe ist der einzige natürliche See innerhalb des Nationalparks Bayerischer Wald (die Arberseen liegen außerhalb des Nationalparks). Das idyllisch gelegene Gewässer verdanken wir der letzten Eiszeit, die vor etwa 12 000 Jahren endete. An seinen Ufern betteln Enten routiniert um Futter, sollten allerdings nicht erhört werden. Dass es im See keine Fische gibt, erklärt die Sage mit dem Schlag der Höllenuhr; Biologen weisen auf das saure Milieu hin. Ein Stück zurück und um die Schutzhütte herum weist der »Auerhahn« in Richtung Rachelkapelle.

Der als »beschwerlich« bezeichnete steinige Pfad führt zunächst anständig bergwärts. Vor der Rachelkapelle mit ihrem herrlichen Seeblick geht es einige Schritte hinab, die letzten Meter steil. Das hölzerne Gotteshaus soll ursprünglich ein Forstmeister zum Dank – einmal bei Nebel an der Seewand vor dem Absturz gerettet worden zu sein – erbaut haben. Je weiter wir uns dem Gipfel nähern, desto steiniger und steiler wird der Pfad. Zwischen Heidelbeersträuchern und Sumpf-Reitgras, Reischgras genannt, wirken die abgestorbenen Stämme und Stümpfe wie unwirkliche Skulpturen. Wer über eine treppenartige Passage die Bergwachthütte erreicht, hat es fast geschafft. Denn die bizarre Gipfelformation liegt nur wenige Meter entfernt am Ende eines Stichweges.

Der Rachelgipfel (1453 m) besteht aus zerklüfteten Gneisfelsen. Auf dem höchsten Punkt steht ein Meißelzeichen, das die Gemeinden St. Oswald (Aufstiegspassage), Spiegelau (kommender Abstieg) und Frauenau voneinander trennt. Die Spitze des Gipfelkreuzes liegt bereits höher als der Gipfel des Großen Arbers, der den Großen Rachel nur um schlappe drei Meter überragt. An der Grenze entlang in Richtung Norden grüßt von tschechischer Seite der Mittagsberg (Poledník, 1315 m). Sein heutiger Aussichtsturm diente zu Zeiten des Kalten Krieges demselben militärischen Zweck wie die kugelförmigen Radarstationen auf dem Arber auf deutscher Seite im Nordwesten.

Zum Waldschmidthaus steigen wir an der Bergwachthütte vorbei bergab und lassen die schwierigste Passage der Wanderung hinter uns. Von Weitem sieht die denkmalgeschützte Einkehr aus wie ein nettes Hexenhäuschen. Zwar gibt es im Waldschmidthaus keine Lebkuchen, doch schmackhaften wie gehaltvollen Kaiserschmarrn. An der Theke bedient man sich selbst. Sitzplätze gibt es in der gemüt­lichen Stube, dem Wintergarten sowie vor und neben dem Haus. Bilder im Wintergarten zeigen, wie der Rachelgipfel vor dem Befall durch Borkenkäfer aussah. 2017 erwarb der Nationalpark die offiziell Rachelschutzhaus genannte Einkehrstation. Folgt der damals angedachte Umbau, so wird das Waldschmidthaus wohl eine Saison geschlossen bleiben. Ein kurzer Stichweg führt vom Waldschmidthaus zu einer gesicherten Kanzel mit herrlichem Seeblick. Der Abstieg auf der Forststraße beginnt sanft. An der nach gut fünf Minuten folgenden Wanderkreuzung wechseln wir vom »Auerhahn« zum »Bärlapp«. Auf dem Klingenbrunner Rachelsteig geht es nun deutlich sowie geradlinig talwärts, zwischen Buchen und Fichten teils auf einem Hohlweg. Kurz hinter der Schutzhütte Emeiriegel treffen wir auf eine Forststraße. Von dort aus nach links erreichen Wanderer in gut 20 Minuten Gfäll.

Variante Abstieg via Forststraße:

Anstatt auf den Klingenbrunner Rachelsteig zu wechseln, können Wanderer ab dem Waldschmidthaus komplett auf der Forststraße am Lieslbrunnen vorbei zum Gfäll-Bushalt talwärts steigen. Nach der scharfen Rechtskehre verläuft diese Strecke überraschend steil bergab. Im Vergleich zum Klingenbrunner Steig spart man somit gut 15 Minuten.

Touren-Charakter

Eine herrliche Aussicht genießen Wanderer vom zweithöchsten Berg des Bayerwaldes. Einstieg auf einfachem Wald- und Forstweg, Gipfelsturm zuletzt auf steilem und steinigem Pfad.

Ausgangspunkt

Rachelbus 7595 ab Park+Ride Spiegelau (von der Hauptstr. auf Höhe der Tourist-Info zwischen den Supermärkten hinab), Abfahrt bei Redaktionsschluss ab 8.35 Uhr halbstündlich (einfache Strecke Erw. 2 €, 6–14 Jahre 1 €, www.bayerwald-ticket.com)

Endpunkt

Rachelbus 7595 ab Park+Ride Spiegelau (von der Hauptstr. auf Höhe der Tourist-Info zwischen den Supermärkten hinab), Abfahrt bei Redaktionsschluss ab 8.35 Uhr halbstündlich (einfache Strecke Erw. 2 €, 6–14 Jahre 1 €, www.bayerwald-ticket.com)

Route

Gfäll (950 m) - Rachelsee 1.30 Std. (gut 4 km); Rachelsee (1070 m) - Rachelkapelle knapp 0.45 Std. (1,5 km); Rachelkapelle (1210 m) - Rachel gut 0.45 Std. (1,5 km); Rachel (1453 m) - Waldschmidthaus 0.15 Std. (0,5 km); Waldschmidthaus (1360 m) - Klingenbrunner Steig - Gfäll gut 1 Std. (3,5 km)

Wer war der Waldschmidt?

Benannt ist das Berghaus nach Maximilian Schmidt (1832–1919). Seinen ungewöhnlichen Namen erhielt der Heimatdichter im Königreich Bayern von höchster Stelle zuerkannt. Zunächst von Märchenkönig Ludwig II. zum »Hofrat« ernannt, verlieh ihm Prinzregent Luitpold den erblichen Titel »genannt Waldschmidt«. Als das weiß-blaue Königreich im Deutschen Reich aufgegangen war, gründete sich auf Waldschmidts Initiative hin der »Bayerische Fremdenverkehrsverband«. Auf dem Großen Riedelstein auf dem Kaitersberg erinnert ein turmartiges Denkmal an den gebürtigen Eschlkamer.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.