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Vergessene / Entdecker Pfade
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Wandern Bayerischer Wald: Auf den Großen Osser

Anspruch:
schwer
Dauer:
06:00 Std.
Länge:
23 km
Aufstieg:
640 m
Abstieg:
640 m

Viel besucht und doch einsam. Abseits der beliebten Zustiege bietet sich von Norden her eine einsame, wenngleich weite Wanderung auf einen der Paradegipfel des Bayerischen Waldes an: auf den Großen Osser. Schöne und auch neue Aussichten auf bekannt geglaubte Motive des Bayerwalds sowie authentische Wald- und Naturerlebnisse machen diese Tour zu einem Highlight.

Beschreibung

Am Wasserscheidenweg   

Der Wanderparkplatz in Neurittsteig mag sehr groß erscheinen, doch das liegt daran, dass im Winter im Langlaufzentrum mehr Betrieb herrscht. Vielleicht liegt’s aber auch daran, dass der Zustieg für die meisten Osser-Wanderer im Südwesten in Lam oder Lohberg beginnt. Warum Das wird schon am Parkplatz klar: »Osser, 11 km«, so die Wegmarkierung an der Wandertafel – unser Weg ist damit mehr als doppelt so lang wie die Zustiege aus dem Lamer Winkel. Schönheit hat halt ihren Preis.

Die erste Wegstunde wandern wir auf dem »Wasserscheidenweg« (Markierung »Nk24«, rot-weiß). Auf Schotter geht es gemütlich bergan. Geschnitzte Tierfiguren begleiten uns und natürlich der Rote Fingerhut, der sich am sonnigen Waldrand und auf breiten Schneisen wohlfühlt.

Schließlich weist uns eine hölzerne Wildsau links die Abzweigung zu einem kleinen Rastplatz: eine Bank, ein Tisch und im nahen Unterholz eine kleine Schutzhütte.

Wir wandern auf unserem Anstiegsweg weiter, und schon kurz nach dem Rastplatz gabelt sich der Weg: Hier halten wir uns rechts. Der Weg wird steiler, und wir gewinnen zunehmend an Höhe. Schließlich breitet sich nach rechts ein noch niedriger Jungwald aus. An seinem linken Rand folgen wir dem Waldweg, und unmerklich sind wir so an die deutsch-tschechische Grenze gelangt.

Im Schatten alter Fichten sitzt an einer kleinen Quelle, dem »Taubenbrunnen«, einsam ein holzgeschnitztes Taubenpärchen. Aus dem richtigen Winkel betrachtet, scheinen sie sich sogar zu küssen.

Auf dem Grenzsteig   

Noch wenige Meter bergauf, und wir kennen den Grund für den Namen unseres Wanderwegs: Hier, wenige Meter unter dem Zwieseleck (1072 m), befinden wir uns auf der europäischen Wasserscheide – dahin zur Elbe, dorthin zur Donau. Weder noch für uns.

Wir folgen der Beschilderung nach links Richtung Osser. Der Weg bis zum Gipfel ist schnell erklärt: Weiße Grenzpfosten leiten uns am schmalen Pfad zum Gipfel hinauf. Grenzpfosten in vielerlei Hinsicht: Sie markieren nicht nur den politischen Grenzverlauf, sie erinnern uns auch an unsere Verantwortung, den schmalen Grenzpfad nicht zu verlassen. Linker Hand, in Tschechien, grenzt gleich das Schutzgebiet des Nationalparks Šumava daran an, und rechter Hand wollen wir den Auerhahn nicht stören.

Im steten Wechsel zwischen Wald und Wiesen zieht der Steig in einem weiten Rechtsbogen zum Osser. Wir dürfen uns deshalb nicht irritieren lassen, dass wir uns auch nach über einer Stunde dem Gipfel nicht näher wähnen …

Zum Ossergipfel   

Auf dem Jägerhübel (1101 m) schließlich biegt der Weg nach Süden ab und läuft direkt auf den Osser zu. Im Westen schön zu sehen: der Hohe Bogen; nach Südosten verliert sich das Künische Gebirge am Horizont. Eine kurze Steilstufe über felsige Tritte ist noch zu überwinden, ehe sich unser Weg mit dem Anstieg von tschechischer Seite vereint.

Über ausgetretene Steine erreichen wir schließlich den Gipfelaufbau. Wie ein Adlernest klammert sich das Osser-Schutzhaus an den Felsen. Wir umwandern den Gipfelaufbau links und erreichen bald eine letzte Gabelung: Hier rechts haltend, haben wir nach wenigen Schritten die Terrasse des Osser-Schutzhauses erreicht.

Vor der Rast erklimmen wir aber noch den Gipfelfelsen (1293 m), der nach Süden hin steil abbricht. Doch auch wer nicht schwindelfrei ist, findet in leichter Kraxelei einen Weg zum Gipfelkreuz, wo wir den Panoramablick hinüber zu Kaitersberg und Arber genießen. Deutlich zu erkennen sind die Pistenschneiden, die in den Wald unterhalb der Funkstation geschlagen sind.

Die Wanderer auf dem Kleinen Osser (1266 m) gleich gegenüber scheinen zum Greifen nahe, und über uns tanzen Gleitschirmflieger in der Luft – die Thermik über der Osser-Wiese trägt sie in die Höhe. Nach Süden schließt sich ein unendliches Walddach an, das den breiten Grenzkamm Richtung Rachel und Lusen bedeckt. Quer über die Terrasse des Schutzhauses verläuft die deutsch-tschechische Grenze – Plätze hat’s hier genug.

Aussichtspunkt für Romantiker   

Zurück geht es bis zur Wasserscheide auf dem Grenzsteig. Dort überqueren wir unseren Aufstiegsweg und folgen dem Wegweiser und der Markierung »Nk 24« zum Aussichtspunkt Zwieseleck, einem Rastplatz, wie er romantischer nicht sein kann. Durch hüfthohe Heidelbeersträucher gelangen wir zunächst auf den höchsten Punkt mit einer kleinen Bank und einem Marterl im Schatten einiger Buchen. Doch die nächste Rast heben wir uns noch ein kurzes Stück auf.

Weiter geht es über den breiten Bergrücken. Der junge Wald ist hoch genug und gönnt uns kaum Horizont, dafür überspannt uns der Himmel in seiner vollen Pracht. Gezirpe, Gezwitscher und das Geraschel junger Birkenblätter sind unsere einzigen Begleiter. Schließlich erreichen wir im Abstieg wieder den Fichtenwald.

Von links glänzen Heidelbeerblätter in der Sonne. Der Wegweiser deutet nach links zum Aussichtspunkt, wo sich unter einem Eisenkreuz ein Rastplatz mit Tisch und Bänken unter den Ästen duckt. Vor uns bricht der Hang felsig ab, sodass nur noch Baumspitzen die Aussicht stören. Wie zwei Kinder auf einer Wippe sitzen sich Großer und Kleiner Osser gegenüber, dahinter steht der Arber, wunderschön angeleuchtet von der Nachmittagssonne im Westen. Ein traumhaft schöner Platz, um die Wanderung ausklingen zu lassen.

Zurück auf dem Hauptweg folgen wir der Markierung weiter nach links ins Tal. Holprig geht es den steinigen Waldweg hinunter bis zur Forststraße, der wir nach links folgen. Bei der nächsten Gabelung laufen wir recht steil durch den Wald zur nächsten Schotterstraße und biegen dort nach wenigen Metern rechts in den Waldweg ein, dem wir bis zu seinem Ende folgen. Hier weiter nach rechts gehend, gelangen wir auf unseren Aufstiegsweg und nach links in wenigen Schritten zurück zum Ausgangspunkt.

Touren-Charakter

Einsame, aussichtsreiche Tour für gehgewohnte Wanderer mit idyllischen Naturerlebnissen. Aufstieg zur Wasserscheide und Abstieg ab Zwieseleck auf Wald- und Schotterwegen, auf den Osser und übers Zwieseleck auf schmalen Bergpfaden

Beste Jahreszeit

Juni bis Oktober

Ort

Neukirchen

Ausgangspunkt

Parkplatz, 773 m, am Wander- und Langlaufzentrum Neurittsteig

Endpunkt

Parkplatz, 773 m, am Wander- und Langlaufzentrum Neurittsteig

Route

Neurittsteig – Wasserscheide 1 Std. – Großer Osser 2 Std. – Wasserscheide 2 Std. – Zwieseleck 15 Min. – Neurittsteig 45 Min.

Höchster Punkt

Großer Osser, 1293 m

Heben Sie sich Ihre letzte Rast für den Aussichtsplatz am Zwieseleck auf: Einsam, aussichtsreich und im Schutz tief hängender Tannenzweige können Sie von hier auf eine erlebnisreiche Osser-Tour zurückblicken. Wenn das Wetter passt, leuchtet die Abendsonne die beiden Ossergipfel romantisch an.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.