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Wandergenuss
wandern

Wandern Baden-Württemberg: Von Wyhl nach Venezuela

Anspruch:
leicht
Dauer:
01:30 Std.
Länge:
5.2 km
Aufstieg:
20 m
Abstieg:
20 m

Auf dem Rheinaue-Naturpfad. Der Rheinauewald ist mit seinem Artenreichtum einmalig in Europa. Die Wanderung zeigt glitzernde Altwasserarme des Rheins, kalte Gießen und eine interessante Vogelwelt. Hier im Urwald war die Anlegestelle für die Emigranten, die nach Venezuela fuhren.

Beschreibung

Zum Hollikopfweg

Vom Parkplatz am Mühlbach und Wald­rand starten wir an der Informationstafel für den Naturlehrpfad auf breitem Fahrweg entlang des Hochwasserdamms nach Südwesten in Richtung Sasbach. Schon nach 80 Metern verlassen wir den Fahrweg vor einer Starkstromleitung auf einem kleinen Pfad nach rechts zum Seerosenloch, einem idyllischen Teich, vor dem wir nach links weitergehen. 20 Meter nach dem Gewässer stoßen wir auf einen Forstweg und folgen diesem nach rechts in den Auwald hinein.

Alte Stieleichen mit ihren breiten Kronen stechen aus dem Waldgefüge hervor. Eindrucksvolle Silberpappeln mit silbrig-grauem Stamm und unterseitig mehlig-weißen Blättern dominieren als typische Baumart des Auwalds. Die vielen Arten der Strauch- und Krautschicht lassen den Rückschluss auf beste Nährstoffversorgung des seit Jahrtausenden angeschwemmten Bodens zu. Mit armdickem Efeu und Waldreben umschlungene Bäume lassen Urwaldatmosphäre entstehen. Allerdings gibt es seit der Kanalisierung des Rheins keine Überschwemmungen mehr, die für eine echte Weichholzaue nötig sind. So ist auch stellenweise der Übergang zu einer Hartholzaue mit den beteiligten Ahornarten zu sehen.

Nach 100 Metern biegen wir vor einer Linkskurve nach links in einen kleinen Pfad und bleiben den häufigen Schildern des Naturlehrpfads treu. Es gibt aber auch geschichtliche Hinweise wie zum Beispiel einen Schützengraben aus dem Jahr 1944, den Wyhler Frauen und Kinder graben mussten. 20 Meter nach dem Schützengraben gehen wir an der T-Kreuzung rechts und folgen dem Pfad am Altrhein entlang. Der Weg quert kurz vor einer Straßenbrücke über das Gewässer den Fahrweg mit dem Namen Hollikopfweg an der Schranke nach links versetzt in den kleinen Pfad hinein.

Zum Denkmal

Bald endet der kleine Fußweg an der Asphaltstraße, an der eindrucksvolle Maserpappeln stehen. Wenn deren Holz aufgeschnitten wird, zeigen sich im Bereich der knolligen Wucherungen schöne Maserungen im Holz.

Auf der Asphaltstraße schlendern wir 100 Meter nach rechts bis zur Brücke über den Altrhein. Vor der Brücke steht rechts ein Denkmal, denn hier gab es eine Anlegestelle, von der Kaiserstühler Auswanderer 1842 nach Venezuela einschifften. Das von ihnen dort gegründete Dorf Colonia Tovar besteht noch heute.

Zum Grillplatz

Auf der Brücke queren wir den Altrhein und laufen gleich danach links am Wasser entlang. Der Fahrweg verlässt nach 100 Metern in einer Rechtskurve das Fließgewässer. Nach 80 Metern folgen wir vor einer dicken Maserpappel dem Wegweiser für den Naturlehrpfad nun auf einem kleinen Fußweg nach rechts. Hier steht der dunkelgrüne Winterschachtelhalm am Waldboden. Er setzt auch im Winter deutliche Akzente. Bärlauch erfüllt mit seinem Duft die Wälder im Frühjahr. Ein hölzerner Steg bringt uns über einen kleinen Seitenarm des Altrheins, und dann stehen wir auf dem großen Grillplatz mit Picknicktischen.

Zum Rheindamm

Der Rhein ist nicht weit, so machen wir einen Abstecher auf der Asphaltstraße nach links zu den Rastbänken direkt am Fluss und verlassen hiermit vorerst den Naturlehrpfad. Die Straße ist zugleich der Jakobsweg, der am Rhein entlang nach Santiago de Compostela verläuft. Vor dem Rheindamm steht am Waldrand rechts ein Fels mit dem eingemeißelten alemannischen Spruch »Nai hämmer gsait«. Ein selbstbewusstes Zeugnis für den erfolgreichen Widerstand der Wyhler gegen ein hier in den 1970er-Jahren geplantes Atomkraftwerk. Den wunderbaren Rheinauewald und den Eisvogel gäbe es hier beinahe nicht mehr. Die Asphaltstraße endet auf dem Rheindamm. Neben den allgegenwärtigen Schwänen sind hier auch andere Vögel zu beobachten. Im Winter erregt oft ein Schwarm von lustigen Seidenschwänzen die Aufmerksamkeit. Die wunderschönen Vögel sind hier nur Wintergäste, wenn es in ihrem Brutgebiet in Skandinavien nur ein kleines Nahrungsangebot an Beeren der Eberesche gibt. Das winzige Wintergoldhähnchen fällt durch seine wispernde Stimme in sehr hoher Tonlage auf. Die Tafelenten mit ihrem braunen Kopf geben sich behäbig. Auch der vorbeiziehende Schiffsverkehr lässt keine Langeweile aufkommen.

Zum Grillplatz

Nach der Pause müssen wir auf der Asphaltstraße zum großen Grillplatz zurückwandern.

Zur Hirschkäfer-Brutburg

Jetzt gehen wir an der Informationstafel nach links weiter auf dem ausgeschilderten Naturlehrpfad. Ein Holzsteg führt über einen Seitenarm des Altrheins. An einer T-Kreuzung nach einer Eichenanpflanzung müssen wir rechts, und es geht wieder auf einem Steg über einen Arm des Altrheins. An einer Weggabelung wenden wir uns nach rechts entlang des Gewässers. Schließlich stößt der Naturlehrpfad auf einen Fahrweg, dem wir nach links bis zum schon sichtbaren Hochwasserdamm folgen. Am Damm wenden wir uns nach rechts und steigen nach 50 Metern geradeaus auf die Dammkrone. Auf der anderen Seite des Damms steht eine künstlich angelegte Hirschkäfer-Brutburg. Geradeaus würde es auf dem Forstweg zur Wyhler Mühle gehen, an deren Standort schon 1809 die erste Mühle gebaut wurde.

Zum Parkplatz am Mühlbach

Wir bleiben jetzt aber auf dem Hochwasserdamm, dessen Verlauf direkt zum E Parkplatz am Mühlbach zurückführt.

Touren-Charakter

Leichte, meist schattige Tour größtenteils auf markierten Naturwegen durch Auwälder, Wiesen, Felder und Ortsgebiet

Ausgangspunkt

Parkplatz Mühlbach an der Rheinstraße in Wyhl GPS N48°10'29.6'E07°38'11.5'

Endpunkt

Parkplatz Mühlbach an der Rheinstraße in Wyhl GPS N48°10‘29.6“ E07°38‘11.5“

Route

Parkplatz am Mühlbach - Holli­kopfweg 0:25Std. - Denkmal 0:10Std. - Grillplatz 0:10Std. - Rheindamm 0:15Std. - Grillplatz 0:15Std. - Wyhler Mühle 0:35Std. - Parkplatz am Mühlbach 0:20Std.

Genuss vom Bauernhof

Wer Wert auf regionale Erzeugnisse, Frische und Qualität legt, ist in Strudels Hofladen richtig. Der Spargel- und Gemüseanbau, die Obstanlagen und die eigene Brennerei bilden den Haupterwerbszweig des zertifizierten landwirtschaftlichen Familienbetriebs mit Anbauflächen rund um Wyhl. Im Angebot steht eine große Vielfalt an frischem Obst und Gemüse meist aus Eigenanbau, Wurst- und Milchprodukten, Eiern, Käse, Bauernbrot, Marmeladen und hauseigenen Fruchtsäften, fruchtigen Likören und prämierten Edelbränden aus der eigenen Brennerei. Gute Weine der Winzergenossenschaft Sasbach runden das Sortiment ab (Strudels Hofladen, 79369 Wyhl, Sasbacher Straße 39, Tel. 07642/8444, www.strudels-hofladen.de).

Gießen oder Altrheinarme?

Die Unterscheidung von Altrheinarmen und Gießen ist oft mit einem Blick auf die Karte zu erkennen. Die Gießen sind glasklare nährstoffarme Fließgewässer in den Rheinauen, die nur vom Grundwasser gespeist werden. Das nördlich des Kaiserstuhls befindliche Naturschutzgebiet Taubergießen weist mit dem Wortteil »taub« aus der Fischersprache auf Nährstoffarmut hin. An den Gießen haben sich Tiere und Pflanzen zu einer Symbiose zusammengefunden, die es in Europa kaum mehr gibt. Hier kann man den schillernden Eisvogel entdecken, denn da gibt es Steilufer, in die der Vogel seine Bruthöhle gräbt. Das Elternpaar versorgt bis zu vier Bruten im Jahr. Der Eisvogel ist ein »fliegender Edelstein«. Auch der gelbe Pirol und die unscheinbare, aber nicht zu überhörende Nachtigall sind hier zu Hause, da beide gerne in Gewässernähe brüten.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.