JBerg-Verlag
Bergwandern
wandern

Wandern Baden-Württemberg: Über die Yburg und das Käppele nach Strümpfelbach

Anspruch:
mittel
Dauer:
03:00 Std.
Länge:
11 km
Aufstieg:
110 m
Abstieg:
110 m

Burgruine und Weinlandschaft. Auch wenn diese Wanderung auf festen Wegen verläuft, zeigt sie uns doch ein schönes Stück des wanderbaren Remstals. Wir erleben sehenswerte Orte mit historischen Gebäuden und wandern zwischen Gärten, Weinbergen und Baumwiesen. Dazu besichtigen wir eine Burgruine und haben von der Höhe einen herrlichen Blick auf die Orte und über das Remstal.

Beschreibung

Wir folgen in Endersbach ab dem Bahnhof der Theodor-Heuss-Straße bis zur querenden Schafgasse. Hier halten wir uns rechts bis zur Traubenstraße, der wir mit dem Wanderzeichen roter Strich nach links folgen. Gleich darauf weist uns das Wanderzeichen auf den Georg-Fahrbach-Weg nach rechts in die Auberlenstraße in Richtung »Stetten«; auch die Zeichen des Jakobswegs sehen wir ab und zu.

Gleich nach den Häusern halten wir uns links, nach dem Mühlbach rechts. Nun wandern wir neben dem Bach zu einem querenden Weg bei ein paar Scheunen, hier geht es etwas nach links versetzt in derselben Richtung weiter.

Wir überqueren die L 1201, danach geht es auf der anderen Seite mit den Wanderzeichen weiter, nun teilweise unbefestigt. Bald gehen wir an der Seemühle rechts vorbei. Kurz danach biegen wir vor dem Bach links ab und wandern, vorbei an der Kläranlage, dann an Gärtnereien, bis zum links liegenden Sportplatz. Nach ihm biegen wir scharf rechts ab in die Kirchstraße, etwas später am Kreisverkehr halten wir uns links und kommen in die ausgedehnte Anlage der Diakonie Stetten. Wir gehen in der Straße Schlossberg am Besucherparkplatz vorbei, danach sollten wir vor dem Wildermuth-Haus (Nr. 32) nach links zum Stein des Gedenkens gehen.

Am Stein des Gedenkens finden wir, eingeschrieben in die großen Steinbrocken, die Namen der 1940 im Rahmen des Euthanasieprogramms ermordeten Heimbewohner.

Danach folgen wir weiter dem Weg bis zur querenden Schlossstraße. Wir überqueren sie und folgen ihr auf der anderen Seite nach links. Nun spazieren wir in der Schlossstraße und dann in der Klosterstraße noch etwas ortseinwärts, ehe wir der Klosterstraße nach links folgen. Hier finden wir die Bushaltestelle Stettener Bank. Am Kreisverkehr danach halten wir uns rechts und gehen bis zur Kirche.

Nach der Kirche biegen wir in Richtung »Strümpfelbach« links ab in die Steigstraße. Ihr folgen wir, vorbei am Bierkeller, aus dem Ort hinaus. Auf der Höhe, wo wir einen ersten schönen Ausblick auf den Ort und über das Remstal haben, zweigen wir rechts ab. Kurz danach erreichen wir die Ruine Yburg.

Die Ruine Yburg hat ihren Namen von der Eibe und hieß ursprünglich wohl Eibenberg. Es handelt sich um ein würfelförmiges Steinhaus mit ehemals vier Geschossen. Im Erdgeschoss sieht man zwei Räume mit einem Spitzbogeneingang. 1241 wird erstmals ein »Eberhardus dapifer de Stetin« (Truchsess von Stetten) genannt, der als Zeuge bei einem Kauf der Grafen Ulrich und Eberhard von Württemberg fungierte. 1355 wurden erstmals die Herren von Yburg erwähnt. Die Truchsessen von Stetten waren Ministerialen der Grafen von Württemberg. Nachdem 1384 bis 1387 im Tal eine Wasserburg erbaut wurde, verlor die Yburg an Bedeutung. Nach 1442 wurde sie nicht mehr bewohnt. 1490 verkauften die Herren von Yburg die Anlage an die Württemberger. Diese ließen scheinbar nur die notwendigsten Reparaturen ausführen. Der vierte Stock stammt von 1659. Im Jahr 1598 wurde die Burg als nicht mehr bewohnbar geführt und 1760 befahl Herzog Karl Eugen dem Stabsamtmann Rapp, die Ruine abzubrechen. Heute ist die Burg innen und außen mit Skulpturen von Karl Ulrich Nuss geschmückt, denen man auch sonst im Remstal öfters begegnet.

Wir wandern links an der Ruine vorbei, biegen aber am nächsten Abzweig mit dem Zeichen des Württembergischen Weinwanderwegs und dem blauen Punkt links ab. Etwas später folgen wir dem Schild »Fußweg nach Strümpfelbach« nach rechts. Mit schönem Blick auf die Weinberge wandern wir nun zwischen Reben und Streuobstwiesen geradeaus weiter. An einer scharfen Kurve und dem Fahrverbotsschild folgen wir dem Zeichen nach links. Nach einer Rechtskurve geht es hinab nach Strümpfelbach.

Dort spazieren wir im Kirschblütenweg und vorbei an der Gemeindehalle bis zur Hauptstraße. Links sehen wir die Bushaltestelle Traube; wer will, kann hier die Tour schon beenden. Die anderen gehen noch ein Stückchen weiter und halten sich dann rechts in den Endersbacher Weg.

Er führt uns durch das Wohngebiet, bis wir nach Haus Nr. 36 dem Radwegschild nach rechts folgen. An der nächsten Verzweigung, vor den Häusern mit dem Radwegschild, halten wir uns rechts in Richtung »Beutelsbach«. Kurz danach wandern wir am Gebäude der Weingärtnergenossenschaft vorbei. Etwas später erreichen wir das Käppele.

Das Käppele wurde im 15. Jahrhundert als Kapelle errichtet. Ob es jedoch kirchlich, gar als Wallfahrtskirche, genutzt wurde, ist nicht sicher. Ein Flurname »Käppelesäcker« wurde bereits im 17. Jahrhundert genannt. Ab dem 19. Jahrhundert wurde das Gebäude als Unterstand genutzt. 1921 bis 1953 lebte in ihm der sogenannte Käppeles-David als Einsiedler. Nach seinem Tod wurde es 1955 renoviert. Es besitzt einen Spitzbogeneingang; innen ist ein bronzenes Kruzifix von Karl Ulrich Nuss aufgehängt, außerdem finden wir einen Bücherschrank. Zum Lesen dient der »Rote Teppich« aus der Serie »Sitz-Objekte für Lesen mit Aussicht«, das im Zuge der 33. Baden-Württembergischen Literaturtage 2016 von Studenten der Staatlichen Akademie der bildenden Künste Stuttgart geschaffen wurde.

Wir wandern links am Käppele vorbei; danach an Hof­anlagen. In einem Garten kann man zwei alte Mühlsteine bewundern, etwas später beim Wasserbehälter eine Grubbank.

Grubbänke dienten früher dem Absetzen von Lasten, ihr Name kommt von »ausgruben« (ausruhen). Sie besitzen meist einen höheren Teil zum Absetzen der auf dem Kopf getragenen Last und einen niederen, auf dem man sonstiges Gepäck ablegen oder sich hinsetzen konnte. Man findet sie meist am Ende von Steigungen.

Nun spazieren wir auf den Friedhof zu. Dort gehen wir im Weinbergweg nach Endersbach hinein. Wir biegen in der querenden Schafgasse rechts ab, kurz danach halten wir uns links in die Theodor-Heuss-Straße. Sie bringt uns zum Bahnhof Endersbach.

Touren-Charakter

Wir wandern überwiegend auf festen Wegen, vor Stetten kurz auf unbefestigten Wegen

Ausgangspunkt

Weinstadt-Endersbach, Bahnhof, Bahnhofstr. 21

Endpunkt

Weinstadt-Endersbach, Bahnhof, Bahnhofstr. 21

Route

Weinstadt-Endersbach - Seemühle - Stetten - Yburg - Strümpfelbach - Käppele - Endersbach

Stetten

Stetten wurde 1229 erstmals genannt. Die heute bedeutende Weinbaugemeinde war seit dem 13. Jahrhundert als württembergisches Lehen bei den Herren von Stetten, die das Truchsessenamt der Grafen von Württemberg innehatten. 1507 wurde die Herrschaft vom württembergischen Erbmarschall Thumb von Neuburg gekauft, ehe sie 1664/66 wieder zurück an Württemberg kam. Das Schloss im Tal wurde von den Truchsessen erbaut und diente im 17. und 18. Jahrhundert zeitweise den Herzoginnen von Württemberg als Wohnsitz. Auch die berühmt-berüchtigte Wilhelmine von Gräfenitz, die Mätresse Herzog Eberhard Ludwigs, residierte 1712 bis 1731 hier in Stetten als Ortsherrin. Der Fürst soll hier mit seiner Geliebten und Freunden einmal sieben Wochen am Stück gefeiert haben, dabei seien 20000 Liter Wein geflossen – so wird es zumindest erzählt. Im Schloss war seit 1831 eine Erziehungs-, seit 1863 eine Kinderheil- und Pflegeanstalt untergebracht. Nach dem Zweiten Weltkrieg saß hier eine »Heil- und Pflegeanstalt für Schwachsinnige und Epileptische«. Aus ihr ging die heutige Diakonie Stetten hervor. Die Glockenkelter wurde 1582 erwähnt und 1785/86 mit einem freitragenden Dachstuhl und vier Kelterbäumen neu erbaut. Der Schlussstein ist mit den Buchstaben C.H.Z.W. 1786 (Carl Herzog zu Württemberg) versehen. 1828 wurde sie von der Hofkammer der Gemeinde überlassen. Das Gebäude, in dem das »Museum unter der Yburg« untergebracht ist, wurde 1600 vom Ortsherren Friedrich Thumb von Neuburg als Wohn- und Kanzleihaus errichtet. 1698 wurde es an die Herzogin-Witwe Magdalene-Sibylle verkauft und umgebaut. Nun wohnten Mitglieder ihres Hoftheaters darin, auch eine Küferei war hier untergebracht. Ab 1785 gehörte es Bürgern und wurde zu verschiedenen Zwecken genutzt. Im Museum sieht man Exponate aus dem früheren Alltagsleben, außerdem ist ein Raum dem Afrikaforscher Karl Mauch gewidmet. Von einer der Herzogswitwen stammt auch der Name des Weines Stettener Brotwasser: Sie wollte ihre Vorliebe für den Wein verbergen und tunkte nur ihr Brot in den Wein – und nannte es »ihr Brotwasser«.

Strümpfelbach

Das 1265 erstmals genannte Strümpfelbach gelangte wahrscheinlich um 1300 an die Württemberger. 1449 im Städtekrieg wurde der Ort von den Soldaten des Städtebunds in Brand gesetzt. Strümpfelbach hatte auch mehrfach unter den Auseinandersetzungen der Württemberger mit dem Reich zu leiden und wurde öfters von den Truppen der Reichsstadt Esslingen heimgesucht. Die Jodokuskapelle war im späten Mittelalter eine Etappe des Jakobsweges nach Santiago de Compostella. Da Strümpfelbach nach dem 15. Jahrhundert im Gegensatz zu anderen Orten der Umgebung aber von weiteren Zerstörungen verschont blieb, hat sich ein umfangreicher alter Hausbestand mit fast 70 denkmalgeschützten Fachwerkhäusern (15./16.Jh.) erhalten; ein gutes Beispiel eines alten Weingärtnerhauses mit reichen Schmuckformen ist das Gebäude Hauptstraße 65. Das zweigeschossige Rathaus mit der offenen Vorhalle wurde 1591 über dem Strümpfelbach gebaut. Die Kelter stammt aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Der Turm der spätgotischen ev. Kirche (Ende 15.Jh.) trägt Schießscharten. Die Fresken stammen aus der Zeit ab 1495, das Deckenfries im Langhaus ist von etwa 1470, der barocke Orgelprospekt wurde 1796 geschaffen. Sehenswert ist auch das gemalte Epitaph (Ende 17.Jh.).

Endersbach

Die Siedlungsgeschichte von Endersbach reicht bis in die ältere und jüngere Steinzeit zurück, auch aus römischer und alamannischer Zeit hat man Funde gemacht. Der 1278 als Andrespach erstmals erwähnte Ort gelangte wahrscheinlich vor 1250 zusammen mit Schorndorf an Württemberg. 1261 wurde eine Burg bezeugt, die 1291 von Graf Albrecht von Hohenberg im Krieg gegen Graf Eberhard den Erlauchten von Württemberg zerstört wurde. 1707 lagerten die Franzosen hier nach einem Übergang über den Neckar. Die spätgotische Pfarrkirche von 1469 besitzt einen wuchtigen Chorturm, der im Mittelalter als Wehrturm diente. 1730 wurde sie barockisiert. Innen sieht man ein schönes Kruzifix, eine Stuckdecke mit plastischen Medaillons, eine Kanzel von 1592 mit Heiligenfiguren, eine bemalte und mit Kassetten versehene Empore, einen Taufstein aus der Zeit um 1460 mit einem Deckel von Karl Ulrich Nuss und bemalte Holzepitaphe (u.a. 1612). Auch an der Außenwand ist ein steinernes Epitaph angebracht. Im Kirchhof stehen alte Grabsteine. Im Ort befinden sich noch einige Fachwerkhäuser, u.a. das Rathaus.

Lust auf mehr?
Erlebnis-Wanderungen Remstal und Schwäbisch-Fränkischer Wald
Erlebe alle Touren aus dem Guide!
Vielseitige Natur erkunden: Auf 29 Wanderungen das Remstal und den Schwäbisch-Fränkischen Wald erleben.
Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.