Wandern Alpenregion Tegernsee-Schliersee: Auf den Roßstein
Zwei Felszacken und ein echter Adlerhorst. Das bekannteste Gipfelduo der Bayerischen Voralpen steht östlich über dem Achenpass. Und die am schönsten gelegene Berghütte der Region? Zwischen den beiden schroffen Felszacken: die Tegernseer Hütte. Dass Haus und Gipfel beliebte Tourenziele sind, versteht sich da von selbst.
Zugegeben, die Sonne ist bereits vor einiger Zeit hinterm Horizont verschwunden, aber müde muss man deshalb noch lange nicht sein. Trotzdem: Ich gähne. Hildegard sieht’s und meint, halb im Spaß: »Wie wär’s morgen mit einer Sonnenaufgangstour?«
Ich habe wohl ziemlich dumm geguckt, dann aber gelacht. Und bin gleich ins Bett. Gut getan, denn nur ein paar Stunden später piepst es vernehmlich in meine Träume hinein, mit steigender Kadenz: Aufstehen! Ein Kaffee hilft mir, in die Gänge zu kommen – gegessen wird später. Draußen ist es stockfinster, nicht einmal der Mond spendet etwas (indirektes) Licht. Dafür hängt die Milchstraße millionenfach funkelnd am Himmel: Das Wetter passt.
Eine knappe Stunde später ziehen wir los, auf der breiten Forststraße, die von der Achenpassstraße ins Schwarzenbachtal führt. Die Lichtkegel unserer Stirnlampen tanzen auf dem feinen Sand. Wir folgen der Piste bis zur Verzweigung kurz vor der ausgedehnten Waldlichtung der Schwarzentennalm (1014m), wo der Anstieg zur Buchsteinhütte beginnt. Die ersten Vögel sind mittlerweile aufgewacht, und im Osten beginnt es zu dämmern. An einer Rechtskurve (Schild) kurz vor der Hütte gehen wir geradeaus. Der recht steinige Weg führt hinein in die licht bewaldete Talmulde, knickt dann nach Süden um. Rechts mündet der Zustieg von der Roßsteinalm; in steilem Zickzack zwischen Latschengestrüpp geht’s hinauf zur Tegernseer Hütte (1650m). Die letzten hundert Höhenmeter werden zu einem Wettlauf mit der Zeit, und knapp unter dem Gipfel des Roßsteins (1698m) taucht die Sonne rechts vom Wendelstein auf, ein gleißender Feuerball, der den Bergen im Süden Profil verleiht. Die Aussicht präsentiert sich als gelungene Mischung von nah und fern, Grün und Grau. Durch den noch tief verschatteten Graben des Achensees reicht sie bis zum stolzen Dreieinhalbtausender Olperer in den Tuxer Alpen. Nicht viel weiter als einen Steinwurf entfernt scheint der Buchstein (1701m); man schaut direkt in die steile Rinne, die ein paar Meter hinter der Hüttenterrasse ansetzt und zum breiten Gipfelrücken ausläuft. Dass da geklettert werden muss (Schwierigkeitsgrad I–II), ist auch nicht zu übersehen – also kein Terrain für Rotsockler!
Wir genießen das stimmungsvolle Morgenpanorama, steigen dann zur Hütte ab: höchste Zeit fürs Frühstück! Das schmeckt prima, und nach einer Extraportion Müsli sind die Energiedepots wiederaufgefüllt. Fast schade, dass es jetzt nur noch abwärts geht. Ein paar Drahtseile helfen über die gestuften Felsen in der Südflanke des Roßsteins; links wächst die Roßsteinnadel, ein beliebtes Kletterziel, immer höher in den Himmel. Beim Sonnbergalm-Hochleger kommen uns die ersten Gipfelstürmer entgegen – echte Frühaufsteher, meint Hildegard. Gemütlich steigen wir über den bewaldeten Hang ab zum Niederleger. Etwas tiefer quert der Weg den (meist trockenen) Alpelgraben; anschließend geht’s im Links-rechts-Takt hinunter zum Parkplatz an der Achenpassstraße. Da ist schon ordentlich Betrieb, Schuhe werden geschnürt, Rucksäcke geschultert. Ein Junge mit Schlabberhose und Baseballmütze mault, weil er so früh aus den Federn musste. Und dann noch auf den Berg!
Wir überqueren die Bundesstraße und die Weißach zum Rad- und Wanderweg, der zum Ausgangspunkt der schönen Frühaufstehertour zurückleitet.
Region
Touren-Charakter
Eine der beliebtesten Gipfelwanderungen in den Bayerischen Voralpen mit gesicherter Felspassage am Roßstein (kann über Altweibersteig umgangen werden). Einmalig die Lage der Tegernseer Hütte, großes Panorama vom Roßstein
Ausgangspunkt
Parkplatz Winterstube an der Straße Kreuth-Achensee
Endpunkt
Parkplatz Winterstube an der Straße Kreuth–AchenseeGasthof Glashütte
Nach der Gipfeltour lässt man sich gerne im Garten des Gasthauses Glashütte zur Brotzeit nieder. Das Haus steht an der Achenpassstraße kurz vor der Passhöhe (Montag und Dienstag Ruhetag).
Buchsteinhütte
Am ostseitigen Anstieg zu Roß- und Buchstein liegt die 1932 erbaute Buchsteinhütte (1271m), eine sympathisch unmoderne, gemütliche Einkehr, gerade auf halbem Weg zu den Gipfeln. Das Haus ist ganzjährig bewirtschaftet (Montag Ruhetag, im Winter Montag und Dienstag); die Zufahrtsstraße wird im Winter gerne als Rodelbahn genutzt.
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.