JBerg-Verlag
Wanderbuch
wandern

Wandern Allgäu: Über Rauh- und Gaishorn

Anspruch:
schwer
Dauer:
07:00 Std.
Länge:
14 km
Aufstieg:
1350 m
Abstieg:
1350 m

Schwierige Überschreitung über dem Vilsalpsee. Der Bergkranz über dem Vilsalpsee lockt mit zahlreichen Wanderzielen. Eine der anspruchsvollsten Touren ist die Überschreitung des Rauhhorns mit seinen scharfen Graten. Das etwas höhere Gaishorn noch dranzuhängen bereitet dagegen keine Schwierigkeiten.

Der Gipfel des Rauhhorns bleibt Könnern vorbehalten. wandern, schwer
Der Gipfel des Rauhhorns bleibt Könnern vorbehalten.© Frank Eberhard
Beschreibung

Wer am Vilsalpsee steht oder in Richtung Landsberger Hütte unterwegs ist (Tour 35), dem springt diese Linie ins Auge: über den zackigen Grat des Rauhhorns (2241 m) bis zur erhaben geformten Gipfelpyramide des Gaishorns (2249 m). Doch alle, die jetzt auf einen Spruch hoffen wie »Sieht schwerer aus, als es ist«, werden enttäuscht. Zumindest das Rauhhorn zu überschreiten ist genauso schwer, wie es aussieht. Alle Freunde gepflegter Kraxeleien im ausgesetzten Gelände hingegen dürfen sich wirklich freuen: Immer wieder zeigt der lange zackige Grat seine Zähne, die mit Kletterei zwischen dem I. und II. Schwierigkeitsgrad einigen Biss fordern.

Dabei geht es am Vilsalpsee idyllisch los. Zu beachten ist, dass die Straße dorthin von 10 bis 17 Uhr für Autos gesperrt ist. Wer am Tannheimer Ortsrand parkt, läuft gut eine halbe Stunde zum See, spart sich dafür aber ein paar Euro. So oder so: Es fängt flach an und der See bietet ein tolles Fotomotiv. Gemütlich führt ein breiter Weg an seinem Westufer entlang zur Vilsalpe. Diese eignet sich leider so früh noch nicht für eine Einkehr, denn erst dahinter warten die ersten Höhenmeter. Steil, mit mancher Serpentine, geht es auf das Gaiseckjoch zwischen Rauh- und Gaishorn zu, bevor auf einer Höhe von rund 1700 Metern der Jubiläumsweg links abzweigt. Wer merkt, dass die Tagesform oder etwas anderes nicht passt, kann hier immer noch seine Pläne ändern und über das Joch auf das Gaishorn steigen.

Wer nach wie vor gewillt ist, die anspruchsvolle Überschreitung in Angriff zu nehmen, traversiert nun unter den Kalkabbrüchen des Rauhhorns in die Hintere Schafwanne. Vor einem baut sich das Kugelhorn (Tour 30) auf. Bei 1965 Meter Höhe ist ein Sattel erreicht. Er markiert die deutsch-österreichische Grenze und den Beginn der Gratwanderung. Diese präsentiert sich vorerst noch leicht, auch wenn erste Tiefblicke und Geröllpassagen vorkommen. Bald ist jedoch Zupacken am Fels angesagt. Zwar ist der Weg markiert und folgt im Wesentlichen dem Grat, doch weicht er immer wieder in die Flanken aus. Hier heißt es genau hinsehen, denn durch die poröse Struktur der Allgäuer Berge verändern sich diese mit der Zeit. Generell gilt am gesamten Grat, dass keine Kletterstelle länger ist als ein paar Züge. Eine heikle Stelle findet man kurz vor dem Gipfel: Dort geht es ein paar Meter auf schottrigem Untergrund auf ein Band in die Ostflanke hinab. Dieses führt dann dem höchsten Punkt entgegen.

Die eigentlich schwerste Stelle folgt bald nach dem Gipfel: ein senkrechter Abbruch, zum Glück im festen Fels. Ein Drahtseil erleichtert das Vorwärtskommen hier deutlich. Danach wird das Gelände flacher. Zwar warten noch eine kurze Abkletterstelle im guten Fels und ein kleiner Kamin, beide jedoch weniger ausgesetzt. Im Gaiseckjoch angelangt, lockt nun das nahe Gaishorn. Die ganze Zeit schon war der Weg durch seine Flanke deutlich zu sehen. Er macht keine Schwierigkeiten mehr und führt nur zum Preis von etwas Extraschweiß zum markanten Aussichtsgipfel. Und wer schon dort oben steht, kann noch eine große Runde aus seiner Bergtour machen. Dazu geht es ein paar Schritte auf dem Gipfelgrat zurück, bis rechts ein Weg in die steile und geröllige Nordflanke abzweigt. Der ist zugegebenermaßen zuerst wenig erquicklich, führt jedoch noch mal in eine ganz andere Landschaft. Es geht zuerst dem lang gezogenen Schnurschrofen entgegen und dann im weiten Rechtsbogen in den Bergwald. Am Ende wandert man friedlich über einem Bach dem Parkplatz am Vilsalpsee entgegen.

Touren-Charakter

Anspruchsvolle Bergtour in großartiger Landschaft. Alle Schwierigkeiten im I. bis II.Schwierigkeitsgrad liegen bei der Überschreitung des Rauhhorns, sonst problemlos.

Ausgangspunkt

Parkplatz am Vilsalpsee oder am Tannheimer Ortsrand

Endpunkt

Parkplatz am Vilsalpsee oder am Tannheimer Ortsrand

Variante von Hinterstein

Rauh- und Gaishorn lassen sich ebenso von Hinterstein ersteigen: entweder auf dem langen Weg über den Schrecksee und Jubiläumsweg oder via Willersalpe. Bei letzterer Möglichkeit mündet der Jubiläumsweg im Gaiseckjoch (2008m) zwischen den beiden Gipfeln, also nördlich des Rauhhorns.

Überschreitung

von Süd nach NordWer das Rauhhorn überschreiten will, sollte das meiner Meinung nach, wie hier beschrieben, von Süd nach Nord tun. So ist die Mehrzahl der heikleren Kletterstellen im Aufstieg zu bewältigen. Der kurze senkrechte Abschwung nach dem Gipfel lässt sich mit etwas Kraft gut meistern.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.