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Mystische / Geheimnisvolle Pfade
wandern

Wandern Allgäu: Über die Rotspitze auf den Breitenberg

Anspruch:
schwer
Dauer:
08:00 Std.
Länge:
16.5 km
Aufstieg:
1350 m
Abstieg:
1350 m

Wo die Wettergeister spuken. Zwischen den hohen Gipfeln der Allgäuer Berge geistern die Wetterdämonen umher. Sie sind verantwortlich für Stürme und Gewitter. Auf dieser anspruchsvollen Tour zu drei Gipfeln begeben wir uns in ihr Reich. Hoffentlich sind uns die Gegenmächte, die dem Wetter Einhalt gebieten können, wohlgesinnt.

Beschreibung

Drei Gipfel und ein Grat

Diese Tageswanderung fordert Kondition und alpine Erfahrung mit Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, denn sie ist weit, hoch und ausgesetzt. Zwischen dem zweiten Gipfel, der Heubatspitze (auch Heubatkopf oder Gemsbollenkopf), und dem dritten, dem Breitenberg, verläuft ein aufregender Grat, an dem wir entlangklettern. Er ist mit Seilen und Tritten gut abgesichert, aber die Kletterei bleibt ausgesetzt. Die Runde lässt sich natürlich ebenfalls in die entgegengesetzte Richtung laufen. Selbstverständlich hat man von hier oben auch eine fantastische Aussicht ringsherum. Allerdings gibt es – obwohl die Strecke so lang ist – keine einzige Einkehrmöglichkeit am Weg. Die Brotzeit und ausreichend Wasser müssen also im Rucksack mitwandern. Wegen der Höhe und dem technischen Anspruch ist die Tour nur etwas für schneefreie Sommermonate bei gutem Wetter.

Durch den Wald hinauf

Die Tour startet am Parkplatz an einer Schleife der Ostrach zwischen Bad Hindelang und Hinterstein. Gegenüber vom Parkplatz überqueren wir den Fluss auf einer Brücke und wählen an der ersten Gabelung den Jägersteig, der rechts am Fuß des Breitenbergs entlangführt. Bei zunächst mäßiger Steigung können wir uns in Ruhe einlaufen. Steil wird es noch früh genug. An der nächsten Kreuzung folgen wir dem Schotterweg links in Kurven hinauf, bis wir in einem Kessel die Baumgrenze übertreten. Hier können wir bereits sehen, was den Weg heute besonders macht: Die Rotspitze rechts und der Breitenberg links sind durch einen spannenden Grat verbunden.

Serpentinen aus Stein

Rechts am Hang sehen wir auch schon, wie wir auf unseren ersten Gipfel kommen: Im Zickzack führt ein Pfad steil hinauf. Die Aussicht wird immer weiter und der Weg ist gut zu gehen. Auf dem Rücken angekommen, bleibt es weiter felsig. Hier trügt der Blick: Ab und zu sieht es so aus, als ob der Gipfel schon ganz nah sei. Aber es dauert dann doch noch ein bisschen, bis der höchste Punkt des Tages erreicht ist. Endlich oben auf derRotspitze, hat man die meisten Höhenmeter bergauf des Tages schon geschafft und eine schöne Sicht ringsherum.

Die Wetterdämonen sollen wüten

Auf dem Gipfel sollte man einen Blick in den Himmel werfen. Noch alles klar und keine dunklen Wolken in Sicht? Sehr gut. Denn hier oben hausen die Geister, die für schlechtes Wetter verantwortlich sind. Einst sollen sie von der Rotspitze zum Imberger Horn (siehe Tour 11) hinübergerufen haben, dass die Dämonen über Bad Hindelang doch endlich zuschlagen sollten. Diese aber antworteten, dass das nicht ginge, weil gerade die Kirchenglocken läuteten. Das war gut für die Talbewohner, denn früher konnte ein Gewitter zur falschen Zeit eine echte Katastrophe für die Bauern sein. Auch heute wünschen wir uns, dass es trocken bleibt, denn wir haben einen anspruchsvollen Weg vor uns. Dafür gehen wir zunächst über den relativ gemütlichen Pfad hinüber zurHeubatspitze. Rechts von uns ist der glatte Hang mit Gras bedeckt, links fallen die Felsen steil ab.

Auf dem Grat zum Breitenstein

Hinter dem zweiten Gipfel beginnt das Teilstück des Weges, das auch als »Klettersteig Hohe Gänge« bezeichnet wird. Der ein oder andere fragt sich jetzt vielleicht, ob er dafür eine Sicherheitsausrüstung braucht. Wer sich aufgrund entsprechender Erfahrung hier komplett sicher fühlt, benötigt nicht zwingend ein Klettersteigset. Wer aber auch nur ein bisschen unsicher ist, nimmt lieber eines mit. Ab hier gehören die Wanderstöcke auf jeden Fall an den Rucksack und die Hände an den Fels. Wo es ausgesetzt ist, gibt es Seile zum Festhalten oder Sichern – diese sind aber nicht durchgehend angebracht. Man kann sich also auch nicht durchgehend einhängen. Tritthilfen machen die steilen Stücke einfacher. An einer besonders hohen Stufe klettern wir eine Leiter hinab.

Gipfel Nummer drei

Kurz vor dem  Breitenstein haben wir die Kraxelei hinter uns und laufen wieder auf einem Pfad zum Gipfel. Nun befinden wir uns auf der anderen Seite des Kessels. Gegenüber liegt die Rotspitze. Spätestens hier ist jetzt eine ordentliche Pause angesagt, denn der Abstieg ist lang. In östlicher Richtung bleiben wir kurz auf dem Rücken und folgen dann dem Weg nach Süden hinab zu den grünen Wiesen der  Älpe-Alpe. Bald darauf erreichen wir auch die dazugehörige Hütte, die allerdings nicht bewirtschaftet ist. Ab dort geht es durch Wald in Kurven hinab ins Tal. Aus dem Wanderweg wird unterwegs ein Wirtschaftsweg. Fast schon an der Ostrach wenden wir uns nach links und folgen ihrem Lauf bis zum Parkplatz. Dafür bleiben wir zunächst links des Wassers, wo wir an einem mächtigen Bergrutsch vorbei – hier brach einst ein ganzer Bergrücken ab – auf eine Lichtung gelangen. Hier besteht zum Abschluss der Wanderung noch die Möglichkeit, einen Blick ins  Kutschenmuseum zu werfen. Anschließend führt der Weg auf eine Brücke zu, die wir überqueren. Nun bleiben wir noch kurz auf der anderen Seite der Ostrach, bis wir den Fluss wieder überqueren können. Hier geht es noch ein kurzes Stück bergauf und dann rechts wieder hinab zum Parkplatz.

Touren-Charakter

Lange Tour mit vielen Höhen­metern, alpin mit Seilsicherungen und Tritthilfen sowie einer Leiter am ausgesetzten Grat, im Sommer sehr sonnig

Ausgangspunkt

Parkplatz Säge zwischen Bruck und Hinterstein

Route

Parkplatz - Rotspitze 3 Std. - ­Breitenberg 2.15 Std. - Parkplatz 2.45 Std.

Höchster Punkt

Rotspitze, 2034 m

Information

Orientierung: Jeder Wegpunkt ist gut ausgeschildert, die Route ist über der Waldgrenze gut einsehbar.

Vertrauen in die Kirchenglocken?

Bergsteiger sollten sich auf dieser langen Tour aber trotzdem lieber nicht auf die Macht der Glocken verlassen, sondern eingehend die Wettervorhersage studieren, bevor sie aufbrechen. Blitz und Donner möchte man oben auf dem Grat auf keinen Fall begegnen. Auch wenn die Felsen nass sind, sollte man lieber eine andere Tour wählen.

Bouldergebiet

Der große Bergrutsch, an dem die Route gegen Ende im Hintersteiner Tal vorbeiführt, ist ein riesiges Bouldergebiet – das größte im Allgäu. Die Routen sind farbig auf den Steinen markiert und bieten viele unterschiedlich schwere Grade. Das Absprunggelände ist allerdings alles andere als ideal, da Felsen über Felsen liegen. Deshalb brauchen Boulderer hier ausreichend Matten zum Unterlegen und gewissenhafte Begleiter zum Spotten.

Kutschenmuseum

Kaum zu übersehen: Gegen Ende der Tour am Ufer der Ostrach kommen Wanderer am Kutschenmuseum vorbei. Hier stehen allerlei Figuren rund um einen Holzschuppen, von lebensgroßen Menschenpuppen bis zu ausgestopften Murmeltieren, Steinböcken und Bären. Die einen sind beeindruckt von der liebevollen Arbeit eines privaten Sammlers und können sich in dieser Märchenwelt verlieren. Die anderen fühlen sich in den vollgestopften Räumen mit dem schummrigen Licht an ein Gruselkabinett erinnert. Das Museum ist frei zugänglich und ohne Frage sehenswert.

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Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.