Wandern Allgäu: Über das Rauhhorn zum Schrecksee
Spannende Kraxelei über herrlichen Seen. Kraxelei auf einen felsigen Gipfel und der wunderbare Ausblick auf zwei leuchtend blaue Bergseen: Diese unglaublich schöne, aber anspruchsvolle Wanderung entführt uns in die Bergwelt von Hinterstein und damit in die Heimat der Windnüschel.
Achtsam wandern
Auch wenn die Wanderwege bei Hinterstein und vor allem der hinauf zum Schrecksee – über den wir hier absteigen – im Sommer aufgrund der Bekanntheit eben jenes Sees manchmal heillos überfüllt sind, ist dies doch eine wunderschöne Runde für erfahrene Bergwanderer. Umso wichtiger ist es, unterwegs auf die Natur achtzugeben. Wer diese Wanderung angehen möchte, sollte trittsicher sowie schwindelfrei sein und auch vor ein bisschen Kraxelei nicht zurückschrecken. Dafür sucht man sich einen trockenen Tag im Sommer aus. Wer in den Bergen lieber weniger Leuten begegnet, plant diese Runde für einen schönen Herbsttag, noch bevor der erste Schnee gefallen ist.
Hinauf zur Willersalpe
Am Ende des Parkplatzes startet die Wanderung gleich links hinauf über die Kuhweide in Richtung Willersalpe. Im Wald geht der Pfad für kurze Zeit in eine schmale Asphaltstraße über. Hier geht es nun schon steiler bergan – ein erster Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird. Bald wird der Wanderweg wieder zu einem Pfad, der als »Fußweg« angeschrieben ist. Dann treten wir hinaus auf eine freie Wiese, auf der schon die Willersalpe liegt. Die Hütte ist bis fast vor Ende der Tour die einzige Möglichkeit, einzukehren. Zum Mittagessen ist es hier aber definitiv noch zu früh, denn der Großteil des Aufstiegs – um die 1000 Höhenmeter – steht uns noch bevor.
Kehre um Kehre
Hinter der Hütte führt der rechte Weg hinauf zum Rauhhorn. Dieser wird langsam immer steiler, bis er sich Kehre um Kehre nach oben windet, um möglichst viel Aufstieg auf wenig Strecke zu komprimieren. Im Norden wird der Blick in die flacheren Gefilde immer weiter, im Süden tauchen mit jeder Kurve neue Gipfel auf.Vordere Schafwanne nennt sich der Sattel, den wir nach dem steilen Anstieg erreichen. Von hier geht es nach Süden auf dem Rücken geradewegs auf den Gipfel des Rauhhorns zu. Das Kreuz scheint schon gar nicht mehr weit weg zu sein.
Durch die Felsspalten
Noch über Gras führt der Wanderweg zum Gipfelaufbau. Dann beginnen die ersten, leichten Kraxeleien im Fels. Der Weg ist auf dem Stein mit blauer Farbe markiert. Kurz unter dem Gipfel wird es dann noch einmal spannender. Es geht am griffigen Fels geradewegs nach oben. An einer ausgesetzten Stelle ist ein helfendes Seil angebracht. Die Felsspalten erinnern an eine Sage, die man sich vom Rauhhorn erzählt. In einer solchen soll sich eine Windnüschel verstecken. Wer sie erblickt, dem verschlägt es für lange Zeit die Sprache. Findet er seine Sprache wieder, so berichtet er von einem wahrhaftigen Monster, auf dessen Kopf sich dicke, lange Haare – sogenannte »Nüschl« – in alle Richtungen bewegen. Wenn die Windhexe übers Land fährt, so beschwört sie die grausigsten Stürme herauf. Ganze Wälder kann sie mit ihrer Macht umknicken. Gewitter und Hagel setzen ihren Launen die Krone auf. Rund um ihr Heim müssen Wanderer aufpassen, dass sie nicht von einem Windstoß davongetragen werden. Denn schon eine Bewegung ihres Rockes reicht dafür aus. In Höfen bei Tannheim soll es einmal einen Bauern gegeben haben, der einen langen und komplizierten Spruch kannte, mit dem man die Hexe im Zaum halten konnte. Doch niemand außer diesem Bauern konnte sich den Spruch merken und so treibt die Hexe seit seinem Tod noch heute ihr Unwesen.
Gipfelblick und See-Picknick
Und dann sind wir auch schon oben auf dem Rauhhorn angekommen – hoffentlich ohne die Windnüschel aufgeschreckt zu haben. Unter uns glänzt der Vilsalpsee, weiter Richtung Süden schmiegt sich der Schrecksee in seinen Bergkessel. Im Abstieg darf man seine Konzentration nicht verlieren, denn dieser ist mindestens so anspruchsvoll wie der Aufstieg. Es gilt, ein paar hohe Stufen abzuklettern – je nach Gefühl gern auch rückwärts. Anschließend weichen die Felsen wieder grünem Gras und der Weg wird zum gemütlichen Pfad, der sich am Rücken entlang langsam dem Schrecksee nähert. Wir queren den Westhang des Kugelhorns und steigen schnurstracks zum Wasser ab, wo sich das Ufer ideal für eine ausgedehnte Pause mit Brotzeit anbietet. Unerschrockene trauen sich sogar ins stets eiskalte Wasser.
Abstieg ins Tal
Am See ist es so schön, dass man sich kaum wieder losreißen kann. Und es macht auch nur Sinn, seine Beine ordentlich auszuruhen, denn der Abstieg ist lang. Er beginnt hinter der Kuppe im Norden und führt als schmaler Pfad durch die Latschenkiefern. Auch hier lässt der Weg immer noch kein sorgloses Schlendern zu. Er ist mit losen Steinen bedeckt und häufig auch feucht und rutschig. Nach etwa der Hälfte der Höhenmeter bergab mündet der Pfad in eine idyllische Ebene und es wird kurz weniger steil. Hier darf die Aufmerksamkeit etwas nachlassen. Aber nur kurz. Denn sobald es wieder in den Wald hineingeht, wird es steil und steinig. Wir lassen immer mehr Höhenmeter hinter uns, bis wir beimElektrizitätswerk auf die asphaltierte Straße treffen. Dieser folgen wir talauswärts nach Norden. Zugegeben, nach der langen Tour ist dieser Abschluss wahrscheinlich kein Genuss mehr. Wer sich noch mal motivieren möchte, kann im Konstanzer Jägerhaus einkehren. Nach einem guten Kilometer folgen wir in einer Kurve der Straße dem Schotterweg geradeaus übers Feld, der uns direkt zum Parkplatz bringt, wo vielleicht am Kiosk noch ein kühles Getränk wartet.
Region
Touren-Charakter
Lange Wanderung mit vielen Höhenmetern, der Höhepunkt ist die Überschreitung des Rauhhorns mit Kraxelei im Auf- und Abstieg (bis II. Grad), schöne Blicke zum Vilsalpsee und zum Schrecksee von oben.
Ausgangspunkt
Parkplatz Auf der Höh in Hinterstein
Route
Parkplatz - Willersalpe 1.30 Std. - Rauhhorn 2.30 Std. - Schrecksee 1.30 Std. - E-Werk 2.15 Std. - Parkplatz 0.45 Std.
Höchster Punkt
Rauhhorn, 2240 mInformation
Orientierung: Alle Wegpunkte sind gut ausgeschildert.
Eine gelungene Tour
An Sommer- und Feiertagen, wenn viel Verkehr zu erwarten ist, am besten schon früh losfahren, sonst kann es schwer werden, einen Parkplatz zu bekommen. Oder man muss weiter vorne in Hinterstein parken und damit weiter laufen. Auch private Höfe werden hier als Parkplätze gegen Gebühr angeboten. Wer sich den »Talhatsch« am Ende sparen möchte, kann vom E-Werk mit dem Bus zurück zum Parkplatz fahren. Der Fahrplan hängt vor Ort aus.
Einfachere Variante
Wer die Kletterpassagen und somit den Gipfel des Rauhhorns auslassen möchte, kann diesen umgehen. Von der Vorderen Schafwanne über der Willersalpe führt ein Pfad an der Ostseite des Gipfels vorbei. Der Weg ist felsig und geröllig – also auch anspruchsvoll. Ebenfalls spart man sich hier weder Höhen- noch Kilometer gegenüber der Überschreitung und der sagenhafte Ausblick auf den schimmernden Vilsalpsee im Tal ist genauso überwältigend.
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.