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Bergwandern
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Wandern Allgäu: Panorama mit Atelier- und Galeriebesuch

Anspruch:
leicht
Dauer:
02:30 Std.
Länge:
6 km
Aufstieg:
180 m
Abstieg:
180 m

Kunst und Natur. Diese Halbtageswanderung ermöglicht die Verbindung eines beeindruckenden Panoramablicks übers Ostrachtal zu den Hindelanger Zweitausendern mit einem Besuch der Ateliers und Galerien zweier hochkarätiger Künstler von internationalem Renommée: Kilian Lipp und Christoph Finkel.

Beschreibung

Wer als Kunstfreund die neugotische Pfarrkirche St. Johannes Baptist (erbaut 1864–1867) mit ihren zahlreichen Kunstschätzen, darunter dem berühmten Triptychon mit Darstellung der Fronleichnamsprozession, bereits kennt, durchquert das Dorf Richtung Alte Jochstraße. An der Brücke über den Hirschbach, direkt an der B308, beginnt die Wanderung. Bis hierher gelangt man in wenigen Minuten ab dem Busbahnhof und Dorfzentrum. Der »Oberallgäuer Rundwanderweg« führt dort als Geologischer Lehrpfad über den »Hirschtobelweg« am Hirschbach entlang durch den Wald aufwärts, bis ein beschilderter Weg nach links abzweigt zum Bergcafé Polite (841 m). Das Café und Bergrestaurant, das nur tagsüber zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet ist, steht auf einer grünen Lichtung über dem Ort. Von diesem grünen Aussichtsbalkon genießt man direkt vom Biergarten oder aus dem Café einen herrlichen Blick übers Ostrachtal in die Berge. Der Standort des Gebäudes geht auf einen Bauernhof zurück, der erst spät durch seine wunderschöne Panoramalage zur Gäste-Bewirtung genutzt wurde. Das heutige Café-Bergrestaurant mit schönem Biergarten und gemütlich eingerichteter Stube im geschmackvollen Alpinambiente wurde 2012 völlig neu erbaut. Das Bergrestaurant ist damit perfekt für eine Einkehr geeignet, zumal sich hier auch Kinder wegen des Spielplatzes am Biergarten nicht langweilen.

Zum Kunsthaus Lipp

Bei schönem Wetter fällt der Aufbruch dementsprechend schwer, doch das nächste Ziel ist sehr verlockend und nah: Der Weg entlang des Sonnenhangs zum Kunsthaus Lipp am Gailenberg folgt dem Zufahrtsweg des Cafés leicht abwärts bis zur kleinen Kreuzung am Aussichtspunkt Nusche (Gailenberg/Bad Hindelang). Von dort führt das Gailenbergsträßchen hinauf in den sonnenverwöhnten Weiler Gailenberg (989 m), an dessen Ortseingang die kleine, grell weiß getünchte Kapelle St. Silvester (erbaut 1623) steht. Das Altarbild der Kapelle stammt von Christian Modersohn, dem Sohn des Künstlers Otto Modersohn, der mit seiner Familie mehrere Sommer hier oben verbrachte, um sich von der umgebenden Bergwelt inspirieren zu lassen. Die leider nur zu wenigen Kunstevents bewirtschaftete »Teestube« hinter dem Kunsthaus Lipp war das einstige Sommerdomizil der Modersohns. Davon ist heute nicht mehr viel zu sehen, dafür ist der Besuch des Kunsthauses Lipp ein Muss für all jene, die sich für Kunst, die Bergwelt und die vom Denkmalschutz prämierte Restaurierung eines zuvor halb verfallenen Bauernhauses aus dem 17. Jahrhundert interessieren. Ein ganz spezielles Highlight, bei dem sich die Berglandschaft mit Lipps künstlerischen Darstellungen verbinden lassen. Viele seiner Bilder sind nämlich in seiner direkten Umgebung entstanden, beispielsweise direkt am Haus oder am Aussichtspunkt Nusche. Ab der Kapelle folgt man dem Sträßchen geradeaus weiter, bis ein Schild links abwärts weist, wo sich nach wenigen Metern bereits der Eingang des Kunsthauses befindet – in bester Aussichtslage.

In diesem wunderschön umgebauten, einst abbruchreifen Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert befinden sich das Atelier und die einzigartige Galerie des international renommierten Künstlers Kilian Lipp. Das Kunsthaus ist ein Gesamtkunstwerk und ein Wohlfühlort zugleich durch die perfekte Symbiose von alter Bausubstanz, traditioneller und moderner Architektur sowie Kilian Lipps Bildern, die sich harmonisch einfügen und doch den Blick sofort einfangen und festhalten. Zu den ganzjährigen Öffnungszeiten trifft man Annette und Kilian Lipp meist sogar persönlich an. Man muss sich Zeit nehmen für die Betrachtung und Lipps Bilder auf sich einwirken lassen, um hineintauchen zu können in dessen vielschichtige Bildsprache, die sich einem nur auf diese Weise erschließt.

Nach Kilian Lipps Perspektiven auf die umgebende Bergwelt – das genaue Gegenteil von Kitsch und Alpen-Idyll – geht’s direkt vor der »Teestube« hinab nach Vorderhindelang, dem Geburtsort von Lipp. Dort kann man im ehemaligen Schulgebäude an der früheren Hauptstraße dem Ausstellungsraum und Atelier des Holzkünstlers Christoph Finkel einen Besuch abstatten.

Der Allgäuer Christoph Finkel, einst ein sehr erfolgreicher Sportkletterer und Bundestrainer des deutschen Nationalkaders Sportklettern und Bouldern, hat es auch als Künstler von skulpturalen Holzschalen aus heimischem Altholz zu internationalem Ansehen gebracht. Wer hier nach gängiger alpenländischer Holzschnitzerei sucht, ist völlig falsch. Finkels Kunstwerke entstehen durch dessen Inspiration bei der Beschäf­tigung mit der Maserung, den Rissen, den Löchern und der ­spezifischen Holzstruktur eines heimischen, grob herausgesägten Holzblocks. Das daraus entstandene, oft filigran herausgearbeitete Objekt wird in Kom­bination mit den Veränderungen des Holzes während des langen Trocknungsprozesses zu einem einzigartigen Kunstwerk. Jedes Stück ist ein Unikat. Über die frühere Hauptstraße, eine ruhige Nebenstraße parallel zur Bundesstraße B 19, geht es zurück ins Zentrum von Bad Hindelang.

Touren-Charakter

Technisch leichte, kurz steile Panoramatour

Ausgangspunkt

Parkplatz bzw. Busbahnhof im Zentrum von Bad Hindelang

Endpunkt

Parkplatz bzw. Busbahnhof im Zentrum von Bad Hindelang

Café Polite

Polite bedeutet in Englisch höflich. Stammt die Bezeichnung vielleicht von englischen Gästen, die den Service hier sehr schätzten? Damit hat der Name nichts zu tun. Neben der Bezeichnung »In dr Polite«, oder auch »bum Politar«, findet man in alten Schriften auch »Bolleten« und »Bolite«. 1746 wurde der Name »Buchleithe« genannt. Diese Bezeichnung dürfte die richtige sein, denn in der Mundart heißt Buche »Büeche«, währende Leithe »Abhang« bedeutet. Das Haus ist also nach dem Buchenhang, also »Buechlithe« benannt, woraus im Sprachgebrauch im Laufe der Zeit Bohlite und schließlich »Polite« entstanden ist.

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