JBerg-Verlag
wandern

Wandern Allgäu: Durch den Eistobel

Anspruch:
leicht
Dauer:
02:00 Std.
Länge:
6 km
Aufstieg:
400 m
Abstieg:
400 m

Wasser, marsch!. Im Allgäuer Alpenvorland dominieren sanfte Hügel und weite Wiesen. Doch verbergen sich dazwischen so manche Überraschungen, die von Weitem nicht sichtbar sind. Dazu gehört der Eistobel, eine Schlucht, die das Wasser der Argen in vielen Jahrtausenden in die Landschaft geschnitten hat.

Beschreibung

Abstieg zum Wasser

Wir beginnen unsere Wanderung ganz in der Nähe der Argentobelbrücke bei dem kleinen Kiosk, bei dem wir auch unseren Obolus für die Wegbenutzung entrichten. Dieser Betrag ist sicherlich gerechtfertigt, denn dafür werden die Wege im Tobel bestens in Stand gehalten. Hinter dem Kiosk geht es über Stufen steil abwärts zum Fluss. Unten werden wir mit einem verbliebenen Bauteil an die alte Argentobelbrücke erinnert, die 1985 durch die moderne Stahlbetonbrücke ersetzt wurde. Die alte Brücke war zur Zeit ihrer Erbauung 1905–1907 die längste und höchste Brücke Bayerns und lockte viele Ausflügler an. Auch wenn es seltsam klingt: Die Brücke wird Argentobel­brücke genannt, der Tobel, so wird im Allgäu eine Schlucht genannt, ist aber der ­Eistobel.

Kaskaden und Strudellöcher

Hier beginnt nun unser Weg durch den Eistobel, zunächst ganz unspektakulär neben dem Fluss. Wir kommen an harmlosen Kiesbänken vorbei, auf denen man Kinder beruhigt spielen lassen kann. Doch dann taucht das harte Nagelfluhgestein auf, das dem fließenden Wasser mehr Widerstand entgegensetzt als der Sandsteinboden. Dadurch entstehen Stufen im Flussbett, über die das Wasser in Kaskaden nach unten stürzt. Die Oberfläche der Nagelfluhfelsen ist durch die Steineinschlüsse nie ganz eben. Das darüber strömende Wasser fließt deshalb nicht glatt über den Felsen, sondern bildet immer wieder Strudel. In diesen verfangen sich Steine, die dann im Kreis herumgewirbelt werden. Auf Dauer höhlt das den Felsen immer tiefer aus, und es entstehen Löcher, die mehrere Meter Durchmesser haben können und im Lauf der Zeit immer tiefer werden. Auf unserem Weg durch die Schlucht kommen wir immer wieder an solchen Strudellöchern vorbei, die sehr tief sein können – sie als Badewanne zu benutzen, wäre zwar verlockend, ist jedoch lebensgefährlich! Auf den bestens ausgebauten Wegen könnte man den Tobel bequem in einer Stunde durchwandern. Aber hier gibt es so viel zum Schauen und auch zum Fotografieren, dass wir mindestens mit der doppelten Zeit rechnen sollten. Am Ende des Tobels treffen wir auf eine Brücke, auf der wir die Obere Argen überqueren.

Zur Ruine Hohenegg

Haben wir bis jetzt die Geologie des Allgäu erlebt, so können wir noch rasch einen Blick zurück ins Mittelalter werfen. Ein Wegweiser nach der Brücke schickt uns in fünf Gehminuten zur Ruine Hohenegg. Zugegeben, arg viel ist von der Burg nicht mehr übrig geblieben, zumindest erinnert ein Gedenkstein an die ehemalige Burg. Um 1200 entstanden, hatte sie einst große Bedeutung: Auf ihr lag immerhin die hohe Gerichtsbarkeit, d. h., der Burgherr konnte die Todesstrafe verhängen. Im Bauernkrieg 1525 wurde die Burg stark beschädigt und schließlich abgebrochen. Die Kapelle neben den Mauerresten hat mit der Burg nichts zu tun, sie wurde erst 1897 erbaut.

Zur Einkehr

Auf dem Anstiegsweg kehren wir zum Wegweiser zurück, der uns zur Ruine gewiesen hat. Dieser Wegweiser zeigt uns auch den Weg nach Riedholz mit seinem Wirtshaus. Wir folgen also der neuen Richtung und steigen aus dem Eistobel heraus. In weiten Schleifen wandern wir zwischen Wald und Wiesen ins kleine Dorf Riedholz und treffen dort auf die Hauptstraße, auf der wir links schon von Weitem den Gasthof Adler sehen – er bietet sich nun wunderbar für eine ausgiebige Rast an. Nach der Pause ist es nicht mehr weit: Wir gehen auf der Dorfstraße vor zur Autostraße und erreichen auf dem parallel daran entlangführenden Fuß- und Radweg nach links in ein paar Minuten die Argentobelbrücke und damit wieder unseren Ausgangspunkt.

Touren-Charakter

Wanderung meist auf bequemen Wegen und kleinen Nebenstraßen, die man sogar im Winter - auf eigene Gefahr - begehen kann

Ausgangspunkt

Parkplatz Argentobelbrücke, Kiosk am Eingang zum Eistobel

Endpunkt

Parkplatz Argentobelbrücke, Kiosk am Eingang zum Eistobel

Nicht versäumen

Ganz in der Nähe liegt die ehemals freie Reichsstadt Isny. Umringt von einer fast völlig erhaltenen Stadtmauer, blieb ihr mittelalterliches Bild gut erhalten. Die evangelische Kirche St. Nikolaus birgt über der Sakristei eine Bibliothek mit einem unglaublichen Bücherschatz, dessen Bestände bis ins späte Mittelalter zurückreichen (Besichtigung jeden Mi um 10.30 Uhr und jeden 1. Sa im Monat um 14 Uhr).

Darum einzigartig

An kleinen Sandbänken vorbei fließt das Wasser friedlich dahin – und im nächsten Augenblick rotiert es gurgelnd und schäumend über eine Felskante. Tiefe Gumpen hat das Wasser in den Stein gefressen, dazwischen wirbelt und strudelt es und wird gleich darauf wieder zum sanften Plätschern. Auf dieser Wanderung erleben wir ein einzigartiges Allgäuer Wasserwunder: den Eistobel.

Lust auf mehr?
Die Wander-Bucket-List Bayern
Erlebe alle Touren aus dem Guide!
Die ultimative Wander-Bucket-List für alle Wanderfreunde für Bayern. Die Top-Touren, die man gemacht haben muss, in einem Buch versammelt.
Bitte beachten!

Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden. Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung, sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.