Wandern Allgäu: Dillingerweg und südliches Günztal
Ein Allgäuer Kinderschreck treibt sein Unwesen. Eine kurze Runde mit einem für diese Gefilde außergewöhnlich ausgesetzten Pfad: Der schmale Dillingerweg führt Wanderer an einem steilen Hang durch den Wald nördlich von Obergünzburg. Der Rückweg verläuft entspannt durchs malerische Tal der Östlichen Günz.
Tour mit zwei Gesichtern
So viel Abwechslung auf so wenig Strecke und dann lässt sich diese Wanderung auch noch das ganze Jahr begehen. Wenn es feucht und matschig ist oder bei Schnee und Eis sollte man auf dem Dillingerweg allerdings vorsichtig sein. Alternativ zum zweiten Stück des Dillingerwegs, wo der Hang steiler als auf dem ersten Stück ist, kann man parallel dazu einfach auf dem Forstweg bleiben.
Auf schmalen Pfaden durch den Wald
Am Ende des Parkplatzes führt der Dillingerweg in einen noch lichten Wald. Der Pfad steigt zwischen üppigen Büschen und Bäumen leicht an und nimmt in der Breite gerade mal so viel Platz ein, wie ein Wanderer braucht. Man hat das Gefühl, komplett in den Wald einzutauchen. Wir folgen dem Weg unter den hell leuchtenden Blättern von jungen Buchen und Holundersträuchern, bis wir auf einen Forstweg treffen. Geradeaus geht es etwas bergauf und dann bergab. Nach etwa 500 Metern zweigt der Dillingerweg wieder links als Pfad zwischen die Bäume ab. Er verläuft stets schmal im steilen Hang über dem Forstweg und macht es leicht, sich vorzustellen, wie die Wege in den Zeiten vor der motorisierten Forstwirtschaft ausgesehen haben mögen.
Abschreckung durch den Hosalupf
Auf ähnlichen Pfaden war vielleicht vor vielen, vielen Jahren ein Bub aus Hartmannsberg – das liegt östlich von Obergünzburg – unterwegs, wenn er von seiner Mutter zum Einkaufen geschickt wurde. Weil er Süßes so gern mochte, konnte er es sich nie verkneifen, auch ein paar »Guetsle« beim Kramer zu kaufen. Damit seine Mutter davon nichts erfuhr, behauptete er dann, dass eines der anderen Produkte teurer gewesen sei als gedacht. So ging er eines Tages nach dem Einkauf fröhlich lutschend zurück nach Hause. Da sprang ein mächtiger, schwarzer Geißbock aus dem Gebüsch und hob den Bub mit seinen Hörnern an der Hose hoch. Der Junge ängstigte sich so sehr, dass er aus Leibeskräften schrie und versprach, nie mehr heimlich Süßes zu naschen. Der Bock gab dem Bub einen Tritt in den Hintern und ließ ihn davonrennen. Zuhause gestand der Bub seiner Mutter alles. In Obergünzburg sagte man wegen dieser Geschichte zu Kindern, die etwas angestellt hatten, dass sie sich vor dem »Hosalupf« hüten sollen.
Wo früher eine Burg stand
Wo der Dillingerweg wieder auf einer Forststraße endet, wenden wir uns nach links, um in einem Bogen rechtsherum bald wieder in einen Pfad einzubiegen. Hier geht es steil bergab, vorbei an der Stelle, an der einst eine Burg und später ein Schloss stand. Das Gebäude ist allerdings nicht mehr erhalten, nur ein Burgstall erinnert noch daran. So werden die Orte genannt, an denen einst Burgen standen, wo aber keine Ruinen oder Mauerreste mehr zu sehen sind. Wir verlassen den Wald und betreten das liebliche Günztal. Hier steht nun ein Gebäude, das noch an das Schloss erinnert, das es hier einst gab: die dazugehörige Liebenthannmühle, die Ende des 17. Jahrhunderts erbaut wurde. Sie beherbergt heute eine Gastwirtschaft.
Idyllisches Tal
An der Liebenthannmühle wenden wir uns nach Süden und folgen dem Fuß- und Radweg durch das schöne Tal zurück nach Obergünzburg. Links von uns zwischen grünen Wiesen und grasenden Kühen nimmt die Östliche Günz ihren Lauf. Am Horizont hinter den Häusern von Obergünzburg und noch ein paar bewaldeten Hügeln zeichnet sich die Alpenkette ab. So erreichen wir bei stets schöner Sicht wieder den Parkplatz.
Region
Touren-Charakter
Tour mit zwei Teilen, einer spannend auf schmalem Weg, einer idyllisch auf breitem Weg
Ausgangspunkt
Wanderparkplatz nordwestlich von Obergünzburg, 47°51'14"N 10°24'38"E
Route
Parkplatz - Liebenthannmühle 1.15 Std. - Parkplatz 0.30 Std.
Höchster Punkt
Dillingerweg, 800 mInformation
Orientierung: Der Dillingerweg sowie der Weg zurück nach Obergünzburg sind gut ausgeschildert.
Radeln auf den Spuren des Hosalupf
Wer denselben Weg wie der Bub aus der Geschichte erkunden möchte, steigt aufs Fahrrad. Nördlich am Naturfreibad vorbei, führt erst ein Forst- und dann ein Feldweg durch den Wald gen Westen nach Eschers. Hier biegt man rechts auf die Landstraße ab und fährt über Hartmannsberg und Berg nach Freien. Von dort oben hat man einen herrlichen Blick Richtung Alpen. Hinter den letzten Häusern nimmt man den nächsten Feldweg rechts. Im Wald kommt man anschließend wieder rechts hinunter zur Liebenthannmühle und fährt durchs Günztal zurück zum Parkplatz.
Freibad Obergünzburg
Im Westen von Obergünzburg liegt ein schönes Waldbad. Der große See ist natürlich gehalten und ein schöner Ort, um sich im Sommer nach der Wanderung zu erfrischen und im Schatten der Bäume zu erholen.
Für die Richtigkeit und Aktualität der Angaben kann trotz größtmöglicher redaktioneller Sorgfalt keine Haftung übernommen werden.
Insbesondere bei GPS Daten können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden.
Sicher unterwegs: Ein glücklicher und erfolgreicher Tag in der Natur setzt nicht nur die richtige Vorbereitung,
sondern auch auch verantwortungsbewusstes Handeln auf Tour voraus. Das solltet ihr bei der Tourenplanung immer beachten.